Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
an.
„Wie
kommst du denn darauf? Warum sollten wir zusammen mit meiner Mutter Golfen
gehen? Wir wohnen doch nicht mal in der gleichen Stadt? Oder willst du jedes
Wochenende nach Paderborn fahren?“
Ich musste zugeben, diesen Punkt hatte ich bei meinem
drogenähnlichen Fantasie-Trip in die Golf-Zukunft mit Ingrid nicht
berücksichtigt. Ich kannte meinen Hasen jetzt ein knappes Jahr und in dieser
Zeit war er nur dreimal nach Hause gefahren: zum Geburtstag seiner Mutter, um
mich vorzustellen und Weihnachten. Wenn er nicht vorhatte, die Anzahl seiner
Besuche deutlich zu erhöhen, würde unser neues gemeinsames Hobby doch ohne
seine Mutter stattfinden. Und das in Berlin. Mir fiel ein Stein gigantischen
Ausmaßes vom Herzen.
„Ich
dachte ja nur, weil deine Mutter gleich meinte, dass sie so gerne Golf spielt
und dass wir das an den Wochenenden gemeinsam machen können“, antwortete ich
etwas lahm.
„Ja,
an den drei Wochenenden im Jahr, an denen ich oder wir in Paderborn sind, könnten
wir das vielleicht tun.“
Mein Hase sah mich grinsend an und sprach weiter:
„Aber
von den drei Wochenenden regnet es aller Wahrscheinlichkeit nach sowieso an
zweien. Du weißt doch, in Paderborn regnet es entweder oder die Glocken
läuten.“
Rigoletto lächelte dieses Lächeln, das ich so an ihm liebte und Weihnachten wäre gerettet
gewesen, wäre in diesem Moment nicht eine Art Erkenntnis in seinem Gesicht
aufgestiegen und seine Augen zu kleinen Schlitzen geworden. Das hatte er
eindeutig von seiner Mutter geerbt. Ob er auch auf Knopfdruck dicke Tränen
kullern lassen konnte?
„Hast
du etwa den ganzen Abend keinen Ton gesagt, weil meine Mutter auch Golf spielt?
Magst du meine Mutter etwa nicht?“ Rigoletto sah mich
fassungslos an.
„Natürlich
mag ich deine Mutter“ versicherte ich so überzeugend ich konnte. „Ich dachte
nur, dass du mir das mit dem Golfen vielleicht nur geschenkt hast, weil deine
Eltern auch golfen und weil wir das dann zusammen machen können.“
Ich lächelte mein schönstes Lächeln und fügte etwas gezwungen an:
„Worüber
ich mich natürlich sehr freuen würde!“
„Ehrlicherweise
gesagt habe ich dir den Golf-Urlaub geschenkt, weil ich die Golftasche gesehen
habe und da ich überhaupt keine Idee hatte, was ich dir schenken soll, dachte
ich, es wäre doch schön, wenn wir beide golfen würden. Dann hätten wir ein
gemeinsames Hobby.“
„Das
ist ja süß“, himmelte ich meinen Freund an, der tatsächlich naiv genug war,
nicht zu merken, dass dies mein Plan von Anfang an gewesen war.
„Daran,
dass ich selbst auch golfen könnte, habe ich gar nicht gedacht, als ich die
Tasche gekauft habe. Du bist ja so romantisch!“
Es ist immer gut, wenn ein Mann denkt, irgendetwas wäre seine Idee
gewesen. Nicht so gut war, dass mir Rigoletto meine
Ausrede nicht wirklich abgekauft hatte. Sein zweifelndes Gesicht sprach Bände.
Da er aber nichts weiter sagte, schwieg auch ich still und verbrachte den Rest
der Weihnachtsfeiertage damit, gut Wetter bei Rigoletto und seiner Mutter zu machen.
Obwohl ich mich natürlich schon fragte, warum der Mann, der mich
liebte, am 23. Dezember noch kein Weihnachtsgeschenk für mich gekauft hatte.
Aber egal. Hier ging es ums große Ganze. Also machte ich gute Miene zum bösen
Spiel. Unter anderem aß ich so viele von den Staubplätzchen, dass ich fast eine
Staublunge bekommen hätte. Außerdem wusste ich nun, wie man sich nach einer
Botox-Behandlung fühlen musste, so eingemeißelt war das Lächeln in meinem
Gesicht, während ich mir die Foto-Alben von fünf FKK-Urlauben und von Ingrids
schönsten Kräutern ansah.
Meine Mühen wurden belohnt: Als wir endlich aufbrachen, drückte
mich Ingrid fester denn je zuvor an ihr Busenmassiv und säuselte mir ein:
„Jetzt
bist du schon fast Familie“ ins Ohr.
Ihr Sohn freute sich, kaum saßen wir im Auto, dass „Weihnachten
doch schöner fast nicht sein“ könne. „Ich habe Familie Hasenbein um den Finger
gewickelt“, dachte ich zufrieden. Und ich hatte doch „ein Ding“ mit Müttern.
Wenn ich bei Rigolettos Worten nur schon gewusst
hätte, was mir im kommenden Jahr widerfahren sollte, ich hätte nicht zustimmend
und begeistert genickt, sondern das Weite gesucht. Das sehr
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