Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
kommentierte, aber trotzdem an ihren Busen drückte. Für Igerich hatte ich eine Flasche sehr teuren Rotwein gekauft,
die er in Ermanglung eines Atombusens glücklich an seinen dunkelbraunen Anzug
drückte.
Dann war es so weit: Rigoletto und ich
überreichten uns unsere Geschenke. Da wir uns wie kleine Kinder nicht einigen
konnten, wer sein Geschenk zuerst übergeben durfte, schlichtete Ingrid, indem
sie vorschlug, dass wir doch einfach gleichzeitig auspacken sollten. Das war
mir zwar nicht so recht, da ich auf jeden Fall das Gesicht meines baldigen
Mitbewohners sehen wollte, wenn er seine Golftasche auspackte. Um nicht wie ein
störrisches Kind unter dem Weihnachtsbaum zu streiten, willigte ich ein und
händigte Rigoletto die beiden großen Pakete aus. Der
Mann meiner Träume gab mir im Gegenzug ein kleines Kuvert - etwas Glitzerndes
bekam ich offensichtlich nicht. Hektisch riss ich den Umschlag auf. Die
Spannung, was mein eventueller Ehemann mir zu Weihnachten schenkte, war nicht
länger zu ertragen.
Es war der romantischste Moment in meinem ganzen Leben. In dem Kuvert
steckte ein Gutschein für einen zweiwöchigen Golf-Urlaub in Portugal. Über
Ostern. GOLF! Damit war es
offiziell: Wir waren für einander bestimmt. Anders war es nicht zu erklären,
dass wir beide die gleiche Idee für ein gemeinsames Hobby gehabt hatten. Ein
Hobby, bei dem wir jede Menge Zeit miteinander verbringen konnten. Glückselig
fiel ich Rigoletto in die Arme und sagte:
„Das
ist das schönste Geschenk, dass ich je bekommen habe!“
Im Geiste machte ich eine kleine Notiz, nach Weihnachten sofort bei
meinem Kollegen Richard anzurufen und mich für das abrupte Ende unseres letzten
Telefonates zu entschuldigen. Rigoletto sah mich im
Gegenzug ähnlich beseelt an und murmelte:
„Da
hatten wir ja die gleiche Idee, wie romantisch.“
„Zwei
Blöde - ein Gedanke“, Ingrids
gekrähter Zwischenruf sorgte für eine harte Landung nach unserer kurzen Reise
auf Wolke Sieben.
Ich warf ihr einen bitterbösen Blick zu, den sie aber ignorierte.
„Und
nicht nur zwei Blöde“, fuhr sie zu meinem steigenden Ärger fort. „Dann sind wir
ja ab jetzt vier Blöde! Igerich und ich lieben
Golfen. Bis jetzt hat sich unser Rigolettolein immer
geweigert, mit uns zu spielen. Aber nun haben wir etwas, was wir alle vier
gemeinsam an den Wochenenden machen können!“
Da mein Sektglas leer war, war ich versucht, ins Glas zu beißen, um
mein Entsetzen irgendwie zu verdecken. Wie immer war auf Igerich in einer schwierigen Situation Verlass. Er schüttete mir schnell nach.
Den Rest des Abends verbrachte ich wie in Trance. Von dem
wahrscheinlich vorzüglichen und vor allem sehr reichhaltigen Weihnachtsessen -
Rehrücken, Klöße, Rotkraut und Preisselbeersoße -
nahm ich so gut wie nichts wahr. Auch an das anschließende gemütliche
Beisammensein - samt Süßem und
umgekipptem Rotweinglas - habe ich nur eine einzige Erinnerung: Ingrids
Erzählungen über das FKK-Golfen auf Mallorca.
Alles andere war eine dunkle Nebelwolke, durch die nur ein einziger
Gedanke es bis in mein Gehirn schaffte: Hatte mein Märchenprinz mir den
Golf-Urlaub geschenkt, weil er mit mir oder weil er mit mir und seinen Eltern Golfen wollte? War
mein Geschenk in Wirklichkeit Ingrids Geschenk? Ich bemerkte nicht einmal, dass
es schon selbstverständlich war, dass ich die Küche aufräumte, während Rigolettolein und seine Mutter auf dem Balkon rauchten.
Ingrid hatte extra zu diesem Zweck einen Heizpilz erstanden. Wahrscheinlich wollte sie sicher gehen, dass die Minusgrade sie
nicht zurück ins Haus trieben, bevor ich mit der Küche fertig war.
Ich bemühte mich verzweifelt, an etwas anderes zu denken, hatte
aber ständig das Bild der nackten Ingrid beim Ausholen zum nächsten Golfschlag
vor meinem inneren Auge. Außerdem ließ mich die Frage nicht los, welche
Vorkehrungen Ingrid wohl traf, sich beim Abschlag nicht mit ihren eigenen
Brüsten zu erschlagen.
Irgendwann war auch dieser Abend zu Ende und wir verabschiedeten
uns, um ins Bett zu gehen. Die Tür war noch nicht ganz hinter uns ins Schloss
gefallen, als ich Rigoletto mit der Frage überfiel,
die mir den ganzen Abend auf der Seele gebrannt hatte:
„Hast
du mir das mit dem Golfen nur geschenkt, damit wir etwas mit deiner Mutter
gemeinsam unternehmen können?“
Mein Hase sah mich verwirrt
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