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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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erklärte sie und kicherte weiter: "Wer zu spät kommt,
den bestraft das Leben. Möchtest du vielleicht Wasser?" Sie nahm eine
Wasserflasche von der Erde und schüttete mir mit viel Schwung ein paar Tropfen
Wasser ein.
                „Auch
schon wieder leer“, sagte sie und schüttelte sowohl die Wasserflasche als auch
ihren Kopf. „In unserem Alter muss man viel trinken. Ihr jungen Leute trinkt
immer viel zu wenig.“
    Was in meinem Fall bei diesem Essen allerdings ausschließlich daran
lag, dass niemand eine neue Flasche Wasser holte. Ich stieß einen innerlichen
Seufzer aus und hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass es ein sehr langes
Wochenende werden würde.

 
    Nachdem ich die Brotkrümel einzeln mit der Gabel aufgespießt hatte,
war das Essen endlich vorbei und mein Hase und seine Mutter gingen auf den
Balkon, um zu rauchen. Ganz „Kind aus gutem Hause“ begann ich derweil, den
Tisch abzuräumen. Irgendwie fühlte es sich zwar nicht richtig an, dass ich auch
die Überreste des echten Abendessens, dass mir vorenthalten worden war,
abräumte und die Teller brav in der Spülmaschine verstaute, aber was tut man
nicht alles, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. In meinen Fall spülte man
sogar die Töpfe.
    Mittlerweile war es nach Acht und ich fragte mich, ob nun die
tiefschürfenden Diskussionen und der Rotwein kommen würden. Der Rotwein kam,
die Diskussionen nicht, zumindest nicht in der erwarteten Form.
    Kaum von ihrer Rauchpause auf dem Balkon zurück, trällerte Ingrid:
                "Oho,
heut ist ja Samstagabend und es kommt „Wetten, dass...?“, das hat Rigoletto schon als Kind so gern geschaut!"
    Mit diesen Worten warf sie ihren massigen Körper längs auf das
große Sofa, das vor einem gigantischen Flachbildschirm stand und schaltete den
Fernseher mit einer Fernbedienung an, die so groß war, dass man damit
wahrscheinlich eine NASA-Rakete auf den Mond hätte schießen können. Nicht, dass
ich ein Lob für meinen Küchendienst erwartet hätte, aber ein kleines „Danke“
wäre schon schön gewesen. Traurig begann ich innerlich die Stunden bis zur
Abreise zu zählen. Als gäbe es nichts Selbstverständlicheres, zog mein Hase
derweil drei Stühle vom Esstisch ins Wohnzimmer.
    In diesem Moment bemerkte ich ihn zum ersten Mal, meinen
Vielleicht-Schwiegervater. Ich war mir sicher, dass ich ihn begrüßt hatte und
dass er die ganze Zeit am Tisch anwesend gewesen war, aber irgendwie war er
komplett hinter seiner Frau verschwunden. Was optisch nicht weiter verwunderte,
da er höchsten die Hälfte von ihr wog. Aber: Wie war es möglich, dass ich mich
an nichts erinnern konnte, was er gesagt hatte, nicht mal an ein
"Hallo"?
    Ich musterte den Mann, den ich soeben zum ersten Mal bemerkt hatte,
unauffällig. Er hatte schüttere, graue Haare, trug eine braune Weste über einem
schwarzen Hemd, dazu eine grüne, zu kurze Hose und gelbe Socken. Offensichtlich
war er farbenblind und niemand in der Familie hatte sich die Mühe gemacht, ihn
auf seine etwas schwierige Farbkombination hinzuweisen. Instinktiv tat er mir
leid. Dann folgte das erste Wort, das ich bewusst aus dem Munde meines
Schwiegervaters hörte. Es war eine Frage:
                "Rotwein?"
    Irgendwie hatte dieses Wort etwas Beruhigendes. Erstens würde der
Alkohol mir helfen, den Rest des Abends inklusive "Wetten, dass...?",
das ich schon als Kind nicht gern gesehen hatte, zu überstehen und zweitens
stimmte wenigstens irgendetwas von dem, was mein Hase über seine Eltern erzählt
hatte. Ich nickte dem Vater meines Freundes verschwörerisch zu. Ich weiß nicht
warum, aber ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass er seine Frau genauso
schrecklich fand wie ich.
                "Bring
doch noch was zum Knabbern mit, Igerich ", sagte
Ingrid schnell, als ihr Mann sich auf den Weg in die Küche machte, um mir ein
Rotweinglas zu holen.
    Ich blickte erschüttert zu Rigoletto , der
dies einmal mehr nicht zu bemerken schien. Igerich ? Ich hatte meinen Freund
nie nach dem Vornamen seiner Eltern gefragt und selbstverständlich waren die
auch nicht von großer Bedeutung, aber Igerich ? War das nicht etwas, was man erwähnte? Vor allem
wenn man selber „ Rigoletto “ hieß? Würde ich in eine
Familie mit schwachsinnigen Namen einheiraten? Und was hieß dies für die
Kinder, die Rigoletto und ich vielleicht mal haben
würden? Ich ließ mich erschöpft in meinen Stuhl zusammensinken. Das Wochenende
verlief bislang ganz

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