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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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Mann vor sich hin und
bearbeitete den Teppich. Ich war kurz versucht, zu sagen: "Wetten, dass
deine Mutter es schafft, den Fleck aus dem Teppich zu kriegen?", aber
irgendwie war die Situation nicht nach Scherzen. Schließlich erhob sich Ingrid
vom Boden, blickte Igerich streng an und sagte:
                "Nächstes
Mal gehst du zweimal."
    Dann nahm sie sich den Beutel mit den Schokoriegeln, ließ sich
wieder auf das Sofa fallen und verbrachte den Rest des Abends schweigend, was
in ihrem Fall nicht unhöflich war, da sie den Mund ständig voll hatte. Der
Versuch Igerichs , eine neue Flasche Wein zu holen,
wurde von Ingrid mit einem einzigen strengen Blick unterbunden. Der Abend
endete für mich wie vermutet auf dem Trockenen.
    Nach „Wetten, dass...?“ schauten wir noch die Ziehung der
Lottozahlen und irgendwie fühlte ich mich wieder wie damals, als ich zehn Jahre
alt war und mit meiner Mutter Samstagabends auf dem Sofa saß: Wir schauten das
Fernsehprogramm ihrer Wahl, sie trank dabei Likör und aß Kekse – beides
für mich streng verboten, da ich ja noch ein Kind war. Mein erster Abend mit
meinen Schwiegereltern unterschied sich von meinen Kindheitserinnerungen nur
dadurch, dass ich mittlerweile über 30 Jahre alt war und mich bis zu diesem
Wochenende erwachsen gefühlt hatte.

 
    Aber auch dieser Abend war irgendwann vorbei und endlich war ich
mit meinem Schatz allein in unserem Schlafzimmer - insgeheim hatte ich damit
gerechnet, dass wir getrennt schlafen müssten, aber entweder war Ingrid so voll
von den ganzen Süßigkeiten, dass sie vergessen hatte, Wert auf Sitte und
Anstand zu legen oder sie war zumindest nicht spießig. Ich vermutete Ersteres.
                "Da
hast du mich ja schön reingelegt", kicherte ich los, kaum war die
Schlafzimmertür zu. "Unendlich gemein zwar, mit den Gefühlen und Ängsten
der Frau seiner Träume so zu spielen, aber Gott sei Dank habe ich ja einen Sinn
für schwarzen Humor."
    Ich warf mich aufs Bett und war fast so etwas wie gut gelaunt. Mein
Hase sah mich derweil an, als hätte ich ihm gerade vollkommen unvermittelt
mitgeteilt, dass ich bis vor zwei Jahren ein Mann gewesen sei.
                "Wieso
reingelegt? Hast du heimlich in der Küche getrunken oder habe ich was nicht
mitgekriegt?"
                "Na,
deine Eltern. Jetzt kannst du wirklich aufhören. Ich hab es verstanden, der
Spaß ist vorbei!"
                "Welcher
Spaß? Was ist mit meinen Eltern? Ich habe keine Ahnung wovon du redest!" Rigoletto wirkte nun leicht ungeduldig.
    Ich versuchte, im Halbdunkel des Zimmers sein Gesicht zu erkennen,
ob er vielleicht Probleme hatte das Lachen zu unterdrücken und seine Mundwinkel
verräterisch zuckten. Aber da war nur blankes Unverständnis in seinem Gesicht.
    Jetzt gab es genau zwei Möglichkeiten: Mein Freund hatte seinen
Beruf verfehlt, weil er in Wirklichkeit der beste Schauspieler der Welt war,
oder er und seine Familie gehörten einem obskuren Kult an, der ihnen jeglichen
Sinn für die Realität und normales Benehmen nahm. Da Rigoletto mir an meinem Geburtstag mein Geschenk am Vorabend gegeben hatte, nur weil er
es nicht mehr aushielt, mir nicht zu sagen was es war, kam große
Schauspielkunst wohl nicht in Frage. Blieb nur der Kult als Erklärung für sein
merkwürdiges Verhalten.
    Ich wählte meine nächsten Worte sehr, sehr vorsichtig. Man weiß
nie, wann diese religiösen Fanatiker umschwenkten, eine Knarre rausholten und
die Ungläubigen über den Haufen ballerten.
                "Na
ja, ich dachte, weil du doch meintest, deine Mutter sei so unheimlich
diszipliniert und da habe ich mich gewundert, dass sie so viele Süßigkeiten
gegessen hat. Der Fernseher war auch den ganzen Abend an, wir haben gar nicht
so viel... mmmh ... geredet oder diskutiert."
    Was freundlich ausgedrückt war, denn das Einzige was an diesem
Abend besprochen wurde, war die Wette, bei der ein Mann Zahnpasta am Geruch
erkannt hatte. Was für mich irgendwie nicht in die Kategorie „Lösung der großen
Probleme der Welt“ gehörte.
                "Was
haben denn ein paar Schokoriegel und Chips vor dem Fernseher mit Disziplin zu
tun, meine Mutter kann es sich eben erlauben. Und das Fernsehen hat sie nur dir
zuliebe angemacht, weil du doch beim Fernsehen arbeitest."
    Eindeutig: Kult. Religiöse Verirrung. Gehirnwäsche. Oder lag ich
wirklich so falsch mit meiner Einstellung, dass, wenn man bereits 130 Kilo bei
160 cm

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