Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

letzten Versuch, mich zu
trösten, „denk immer daran, die Frau ist gute 30 Jahre älter als du und wird
nicht ewig leben.“
    Ein weiterer Blick auf die tanzende Ingrid, die damit begonnen
hatte, Weingläser hinter sich zu werfen, ließ mich daran zweifeln, dass meine
Schwiegermutter überhaupt irgendwann den Löffel abgeben könnte. Eher würde sie
mich in ein frühes Grab bringen.
                „Ich
gehe ins Bett. Ich ertrage das nicht länger“, informierte ich Maria. Über
Schwiegermütter war alles gesagt.

 
    Über das Hochzeitsgeschenk von Ingrid und Igerich war dagegen noch nicht alles gesagt, wie ich am nächsten Tag feststellen
sollte. Nach dem Frühstück, das wir gemeinsam mit den meisten anderen
Hochzeitsgästen einnahmen, zog Ingrid Rigoletto und
mich mit den Worten:
                „Wir
wollten uns gestern nicht so in den Mittelpunkt drängen“ beiseite.
    Mit Mühe konnte ich das Bedürfnis, ihr einen Stuhl über den Schädel
zu hauen, um sie in die Realität zurückzuholen, unterdrücken. Ingrid führte uns
in ein Nebenzimmer des Frühstückssaals.
                „Ihr
habt euch sicherlich schon gefragt, was wir euch zur Hochzeit schenken“, sagte
sie feierlich.
                „Ach,
das ist doch nicht nötig. Wir freuen uns, dass ihr mit uns gefeiert habt“,
behauptete ich mit einer Mischung aus Häme, Angst, Trotz und Verzweiflung.
    In der Nacht hatte ich geträumt, dass Ingrid und Igerich als Hochzeitsgeschenk in unserem Honeymoon auftauchten, damit „wir nicht so alleine sind“.
                „Aber
natürlich, Mandylein ! Was wären wir denn für Eltern
und Schwiegereltern, wenn wir euch nichts zur Hochzeit schenken würden?“, tat
Ingrid empört.
    „Solche, die ohne mit der Wimper zu zucken die von Sohn und
Schwiegertochter bezahlte Hochzeitsfeier zu ihrer eigenen umgestalteten und den
DJ, der 1000 Euro pro Abend kostete, die selbst zusammengestellten
Oktoberfesthits rauf und runter spielen lassen“, dachte ich gehässig, sagte
aber natürlich nichts.
                „Nein,
Kinderchen! Wir haben uns für euch natürlich etwas Besonderes ausgedacht“, fuhr
Ingrid fort und trat einen kleinen Schritt zur Seite. Auf dem Tisch hinter ihr
wurde ein Paket sichtbar. Ein großes Paket.
                „Nun
macht schon auf!“, drängte Ingrid.
    Rigoletto schritt beherzt auf das Paket zu und begann, das Papier zu entfernen. Was nicht
ganz einfach war, denn Ingrid hatte ihr Geschenk in mehrere Lagen
Geschenkpapier gewickelt und mit Paketband verklebt. Schließlich kam etwas
Rotes zum Vorschein. Dann etwas Grünes. Und dann wurde aus beidem eine Tomate.
Eine riesige, rote Ton-Tomate mit giftgrünem Stiel stand vor uns auf dem Tisch.
    Ich sah Rigoletto an, Rigoletto sah mich an. Wir waren ratlos.
                „Danke,
Ingrid. Die ist aber schön!“, sagte ich schwach, da mir beim besten Willen
nichts einfiel, was ich zu einer riesigen, roten Ton-Tomate sonst hätte sagen
können. Außer vielleicht, dass diese ja mindestens so schön war wie der
Titanen-Wurz, den sie uns damals in die Wohnung gestellt hatte.
                „Gerne, Mandylein “, sagte Ingrid ernsthaft. „Ihr fragt euch
sicher, was es mit der Tomate auf sich hat?“
    Allerdings.
                „Nun
ja, wir wissen ja alle, dass unsere Mandy nicht mehr die Jüngste ist und dass
ihr euch mit dem Kinderkriegen etwas beeilen müsst, wenn dich die anderen
Mütter im Kindergarten später nicht für die Omi halten sollen.“
    Ingrid lachte herzlich über ihren eigenen Witz. Ich verabscheute
sie herzlicher denn je zuvor.
                „Und
was das Kinderkriegen angeht, ist die Tomate fast unschlagbar!“ Ingrids Stimme
schlug in Triumph über. „Zum einen steht die Tomate in der Traumdeutung für
Fruchtbarkeit und zum anderen verbessert sie die Qualität des Zervixschleims , der bei Frauen in deinem Alter und bei
deinem Gewicht oft schon ein bisschen problematisch ist. Eventuell kommen die
kleinen Spermelchen von Rigoletto ohne ein wenig Nachhilfe schon gar nicht mehr ans Ziel.“
    Das Frühstück, das Filet und die Bohnen von gestern Abend
rebellierten bei Ingrids Worten in meinem Magen und einen kurzen Moment
befürchtete ich ernsthaft, dass ich mich auf die Ton-Tomate erbrechen würde.
                „An
Kinder haben wir noch gar nicht gedacht“, warf ich ein und sah meinen Mann
hilfesuchend an, der