Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
der
Schwiegermütter-Hölle.
„Mag
alles sein“, räumte ich schließlich ein. „Aber, ich bin dieser Frau hilflos
ausgeliefert.“
Ich sah Maria traurig an. Sie blickte einen kurzen Moment besorgt
zurück, dann änderte sie ihre Strategie, da sie einsah, dass sie einen anderen
Weg einschlagen musste, wenn ich meinen schönsten Tag im Leben nicht als
schlimmsten in Erinnerung behalten sollte.
„Es
hilft vielleicht nichts, weil du ab jetzt mit einer Schwiegermutter leben
musst. Doch denke daran, was dir alles erspart bleibt!“
„Ja?
Was denn?“ Ich war meiner Freundin dankbar für ihre Bemühungen, aber ich fühlte
mich weiterhin unglücklich und deprimiert. Was meine Hochzeit und die Schwiegerfamilie anging, blieb mir nichts erspart.
„Du
musst das große Ganze sehen und da ist die Schwiegermutter nur ein kleiner
Teil. Immerhin musst du jetzt nicht mehr jeden Morgen, wenn du auf die Waage steigst
und zugenommen hast, verzweifeln, dass du keinen Mann finden wirst. Das ist
doch schon mal etwas, oder?“
Ich nickte zustimmend. Der morgendliche Gang auf die Waage hatte,
trotz Ingrids ständiger Bemerkungen über mein Gewicht, ein wenig an Schrecken
verloren.
„Du
musst im Büro auch nicht mehr jeden Tag darauf hoffen, dass es vielleicht einen
neuen Single-Kollegen gibt“, fuhr Maria fort.
„Oder,
dass sich jemand scheiden lässt und ich einen ausgemusterten Ehemann abgreifen
kann“, warf ich ein.
Die Vorstellung, nur einen abgenutzten Second-Hand-Ehemann zu
bekommen, hatte mich jahrelang besorgt und ich mir geschworen, lieber eine alte
Jungfer zu werden. Wie wenig ich doch vom wahren Leben wusste. Bei einer
Zweit-Ehe hatte die Schwiegermutter ihr Pulver vielleicht schon verschossen und
war einigermaßen freundlich zur neuen Schwiegertochter.
„Und
du musst nicht mehr Abends allein vor dem Fernseher sitzen und Tütensuppen
löffeln, weil es sich nicht lohnt, für eine Person aus den zahllosen gesunden,
schicken, internationalen Familienkochbüchern in deinem Regal zu kochen.“ Maria
kam in Fahrt.
„Ich
muss nicht mehr mit meinen Freundinnen ausgehen und unglücklich die Pärchen an
den anderen Tischen betrachten“, fiel mir ein.
„Genau!
Und die Geschichten über die faden, bierbäuchigen ,
nur noch an Fernsehen interessierten Ehemänner anhören und dabei denken, dass
es mit diesen Typen trotzdem noch besser ist als allein zu sein.“
Das hatte ich ehrlicherweise nie gedacht, da ich mich immer gerne
der Illusion hingegeben hatte, einen Traummann ohne Fehler zu finden. Doch das
musste ich Maria nicht unter die Nase reiben. Zumal ich für diese
Überheblichkeit mit Ingrid bestraft worden war.
„Ich
muss mich auch nicht ganze Nächte im Internet rumtreiben, um mich am Ende mit irgendeinem
Fremden zu treffen, der mich in den Wald schleppt und mir die Kehle
durchschneidet statt mich zu heiraten und mit mir eine ganze Horde unerzogener
Kinder zu zeugen“, kicherte ich stattdessen.
Maria begann ebenfalls zu lachen und fast wäre so etwas wie
fröhliche Stimmung entstanden, wenn nicht in genau diesem Moment die
Toilettentür aufgesprungen wäre und eine unverwechselbare Stimme gerufen hätte:
„ Mandylein , wo bist du? Wir vermissen dich. Oder ist dir das
Kleid geplatzt? Ich habe mich beim Essen noch gefragt, ob ich dich warnen
sollte, nicht so viel von dem Bohnengemüse zu essen. Das bläht so schrecklich.
Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was Igerich heute Nacht wieder veranstaltet, wenn du verstehst was ich meine.“
Ingrid kicherte fröhlich, als hätte sie einen netten, kleinen
Scherz erzählt und nicht über die Verdauung ihres Mannes gesprochen.
Maria und ich blickten uns an. Keine von uns sprach es aus, aber
wir dachten das Gleiche: Vielleicht waren die zuvor genannten Schicksale von
Single-Frauen doch gar nicht so schlimm?
Der Rest des schönsten Tages in meinem Leben hatte überschaubaren
Erinnerungswert. Nach dem Auftauchen von Ingrid auf der Toilette war es mit der
Ruhe vorbei und ich ging zurück in den Festsaal. Dort hatte der von uns nach
langer Suche engagierte DJ es geschafft, die Tanzfläche zu füllen und die Gäste
hatten offensichtlich Spaß. „Wenigstens etwas“, dachte ich verbittert. „Die
Menschen
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