Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
genießen Ingrids Hochzeit.“
Leider war Ingrid nicht zufrieden mit der Musik. Schon bald sah ich
sie entschiedenen Schrittes zum DJ marschieren und ihm energisch etwas ins Ohr
brüllen. Der DJ schüttelte ebenso energisch den Kopf und es folgte eine hitzige
Diskussion. Schließlich stampfte Ingrid mit dem Fuß auf die Erde und drückte
dem DJ eine CD in die Hand. Dann holte sie Rigoletto ,
der dem DJ beschwichtigend zuredete. Am Ende schüttelte der DJ nur noch den
Kopf, zuckte mit den Achseln und schob die CD in den Spieler.
Ich wettete mit mir selber, was der nächste Song sein würde und
gewann. „Hey Baby“ von DJ Ötzi. Meine Hochzeit war nun eine Art Oktoberfest mit
Gästen im Anzug. Resigniert setze ich mich mit einer Flasche Champagner in die
Ecke. Maria setzte sich kurz darauf neben mich.
„Ich
habe nicht mal eine eigene Hochzeitsfeier“, sagte ich verbittert zu ihr. In
diesem Moment hatte ich eine Art Erleuchtung.
„Mein
Problem ist nicht nur meine Schwiegermutter, die einen an der Klatsche hat,
mein Problem ist vor allem mein funkelnagelneuer Ehemann. Der findet seine
Mutter komplett normal und nichts was sie tut, wird nur ansatzweise in Frage
gestellt. Rigoletto findet DAS normal!“
Ich deutete mit meinem Champagner-Glas auf die Tanzfläche, wo mein
Ehemann und seine Mutter gerade in schönster Eintracht den Ententanz tanzten.
Die anderen Gäste standen betreten am Rand der Tanzfläche und warteten auf
andere Musik.
„Natürlich
findet Rigoletto das normal. Alle Männer finden ihre
Mutter normal. Die Frau hat ihn großgezogen und im Gegensatz zu dir hat er nur
gute Erfahrungen mit ihr gemacht. Er kann sich beim besten Willen nicht
vorstellen, dass seine Mutter auch eine bissige Hyäne sein könnte. Oder einen
furchtbaren Musikgeschmack haben und ihr Hintern beim Tanzen aussehen könnte
wie eine Schüssel Wackelpeter, die man hin und her schüttelt. Schwiegermutter
und Schwiegertochter, das ist eine Sache zwischen Frauen. Das verstehen Männer
nicht.“
Maria sah mich an und bemerkte, dass ich etwas Stärkeres brauchte.
Sie fügte ein entschiedenes „ Pissnelke !“ an.
Ich spürte Trotz in mir aufsteigen. Es konnte sein, dass andere
Frauen auch schreckliche Schwiegermütter hatten, aber ich hatte die
schrecklichste von allen. Und einen Mann, der nichts dagegen tat.
„Der
Mann hat einen Mutter-Komplex, dass es Ödipus Angst und Bange würde!“ sagte ich
überzeugt.
„Igitt!“,
kicherte Maria auf einmal los. „Du weißt schon, dass nach Freuds Psychoanalyse
bei einem Ödipus-Komplex der Sohnemann mit Muttern in die Kiste will.“
„Oh
Gott!“ rief ich erschrocken aus. „Mir wird schlecht. Ich weiß nicht, was daran
komisch ist.“
Und das wusste ich wirklich nicht. Wer seine Mutter ohne Zögern mit
in den ersten gemeinsamen Urlaub nahm, der wollte vielleicht wirklich... Ich
spürte, wie das Filet und die Bohnen des Hauptganges sich aus dem Magen wieder
auf den Weg nach oben machten.
„Natürlich
ist daran nichts komisch“, beschwichtigte Maria mich schnell. „Ich stelle mir
nur vor, wie deine Schwiegermutter
in der Hochzeitsnacht bei euch in der Ritze liegt. Fragt sich nur: Was macht
dein Schwiegervater?“
„Ganz
ehrlich, du bist so überhaupt keine Hilfe“, sagte ich leicht pampig, musste
dann aber doch lachen.
„Ich
kann dir sagen, was mein Schwiegervater macht: Der nimmt sich ein großes Glas
Rotwein mit aufs Zimmer und feiert, dass er nach 40 Jahren endlich mal eine
Nacht ohne den Brauereipferdehintern verbringen kann.“
Bedeutungsvoll ließ ich meinen Blick zum Brauttisch schweifen, auf dem Ingrid
mittlerweile wie entfesselt tanzte. Wenigstens war von Rigoletto auf dem Tisch nichts zu sehen.
„Siehst
du, sie tanzt auf meinem Glück“, sagte ich wehleidig.
Fehlte nur noch, dass die drei Ponchos aus Portugal - von Ingrid
als Hochzeitsgeschenk angeheuert - aus einer Ecke sprangen und ihr
Karaoke-Programm abzogen. Dabei fiel mir auf, dass wir kein Hochzeitsgeschenk
von Ingrid und Igerich bekommen hatten.
Wahrscheinlich dachte Ingrid, dass die Tatsache, dass die beiden unsere
Hochzeitsfeier mit ihrer Anwesenheit krönten, Geschenk genug sei.
„Weißt
du, wenn gar nichts mehr hilft“, machte Maria einen
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