Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
konzentriert die Tomate fixierte.
„Genau
darum haben wir euch ja die Tomate geschenkt! Die könnt ihr ins Schlafzimmer
stellen und dann denkt ihr an Kinder, ihr träumt von Kindern und ‚bums’ habe
ich einen kleinen Rigoletto jr. auf dem Schoss
sitzen!“ Ingrid lachte zweideutig.
Als Rigoletto und ich nach einer
mittleren Ewigkeit, die Ingrid uns noch über die Vorzüge von Tomaten aufklärte,
endlich in unser Zimmer kamen, ließ ich mich aufs Bett fallen. Rigoletto , der die Tomate durch das halbe Hotel geschleppt
hatte, ließ sich neben mich fallen.
„Wenn
die Tomate in unser Schlafzimmer kommt, kriegen wir nie Kinder. Weißt du auch,
warum?“, fragte ich Rigoletto , um - ohne auf seine
Antwort zu warten - weiterzusprechen: „Weil ich dann nie wieder Sex mit dir
haben werde.“
In diesem Moment lernte ich den grundlegenden Unterschied zwischen
verheirateten und nicht verheirateten Paaren kennen: Es war mir zum ersten Mal
vollkommen egal, ob ich Rigoletto mit meinen Worten
beleidigt hatte. Ich wollte einfach nur, dass die Tomate verschwand. Rigoletto lachte verlegen.
„Ich
sehe ein, dass die Tomate nicht so wirklich schön ist, aber meine Mutter hat es
doch nur gut gemeint. Sie hat sich selbst immer so sehr mehrere Kinder gewünscht, aber leider hat es bei
meinen Eltern nicht geklappt. Das war nur ihre Art, zu sagen, dass sie uns mehr
Glück wünscht. Und natürlich, dass sie Enkelkinder möchte. Daran ist doch
nichts falsch, oder?“
Ich sah Rigoletto an und wollte einfach
nur schreien.
„Die
Tomate kommt weg!“, befahl ich entschieden und begann, meinen Koffer zu packen.
Kapitel 25
Drei Tage nach der Hochzeit – die Tomate hatte ein unschönes
Ende im Hotelmüll gefunden - begaben Rigoletto und
ich uns auf unsere Hochzeitsreise nach Bali. Was eigentlich ein romantischer
Traumurlaub unter Palmen hätte werden sollen, wurde zum Reinfall. Auf der
ganzen Linie.
Dummerweise war ich allein Schuld daran. Die erste von zwei Wochen
Traumurlaub war ich damit beschäftigt, hinter jedem Busch, jeder Palme und
unter jedem Sandkorn meine Schwiegereltern zu vermuten. Wie eine Irre hatte ich
ständig das Bedürfnis, mich umzudrehen und zu sehen ob vielleicht eine leicht
bekleidete Ingrid hinter mir stand und mit den rosa Bommeln auf ihrem
Bikini-Oberteil wackelte. Meine Paranoia war nicht nur anstrengend (ich
kontrollierte vor dem Schlafengehen mehrmals zwanghaft Balkon und Hotelflur, um
zu sehen, ob wirklich alles in Ordnung war), sie machte mir auch grauenhaft schlechte Laune. Ich saß in
der Falle. Sollte Ingrid wirklich auftauchen, war der Urlaub ruiniert. Sollte
sie nicht auftauchen, war er auch ruiniert, da ich ständig schlecht gelaunt
darauf wartete, dass sie auftauchte. Nach einer Woche war ich so genervt von
mir selbst, dass ich platzte. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Es geschah beim Abendessen. Wir saßen auf der offenen Terrasse des
Restaurants und hatten uns gerade durch ein üppiges 4-Gänge-Mahl gegessen und
dazu eine Flasche Wein geleert. Im Hintergrund zirpten die Zikaden und irgendwo
spielte ein Hotelangestellter auf einer Art balinesischer Harfe. Auf dem Tisch
brannten kleine Teelichter. Rigoletto hielt zärtlich
meine Hand. Der Abend hätte perfekt sein können, hätte ich nicht die ganze Zeit
über an Ingrid gedacht und mir vorgestellt, wie ich ihr zuerst das Pesto ins
Gesicht schütten und dann die Harfe über den Kopf ziehen würde, sollte sie
jetzt auftauchen. Wäre Rigoletto auf die Idee
gekommen, nachzufragen, worüber wir uns gerade unterhalten hatten, ich hätte
ihn nur ahnungslos ansehen können.
Da passierte es: Auf einmal platzte alles aus mir heraus. Zwei
Jahre unterdrückte Wut und für immer ins Gedächtnis eingebrannte
Ingrid-Sprüche.
„ Rigoletto , deine Mutter ist wirklich unmöglich und ich
lasse mir das nicht länger gefallen!“
In diesem Moment setzte Totenstille ein. Natürlich. Die Zikaden
verstummten ebenso wie die Harfe. Mein Ehemann sah mich entsetzt an, ließ meine
Hand los und ich war über mich selbst erstaunt.
„Meine
Mutter ist doch gar nicht hier?“, fragte Rigoletto vorsichtig.
„Ich
weiß“, sagte ich genauso vorsichtig, während ich krampfhaft überlegte, wie ich
aus dieser Sache herauskäme, ohne dass mein Ehemann erkennen würde, wie schlimm
es wirklich um mich
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