Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
stand. Zwar wollte ich, dass der Ingrid-Wahnsinn endlich
ein Ende hatte, aber ein offener Streit sollte es auch nicht werden. Da mir
nichts einfiel, beschloss ich, in abgemilderter Form die Katze aus dem Sack zu
lassen. Ohne Worte wie „die blöde Kuh mit ihrem Brauereipferdehintern“, „alte
Ziege“ oder „durchgeknallte Kräuterhexe“ zu benutzen, sprach ich zum ersten Mal
die Wahrheit aus:
„Schatz,
es geht mir auf die Nerven, dass deine Mutter mich ‚ Mandylein ‘
nennt und ständig sagt, dass ich dick und alt bin und dass sie unsere Hochzeit
zu ihrer eigenen gemacht hat.“
Stille.
„Magst
du meine Mutter denn nicht?“ Nach einer Ewigkeit sprach Rigoletto endlich und sah mich entsetzt an.
„Jeder
mag meine Mutter.“ Rigoletto schüttelte ungläubig den
Kopf.
„Vielleicht
mag deine Mutter mich nicht?“
Ich hatte in irgendeinem Seminar mal gelernt, dass eine Gegenfrage
das beste Mittel sei, einer Frage auszuweichen.
„Meine
Mutter liebt dich.“ Rigoletto sah mich eindringlich
an. „Ich hatte keine Ahnung, dass du meine Mutter nicht magst.“
Er schüttelte nochmals - diesmal traurig - den Kopf und sah aus wie
ein Kleinkind, dem man gerade gesagt hatte, dass man sein geliebtes Kaninchen
zu Weihnachten schlachten und verspeisen würde. Und, dass es den Weihnachtsmann
wirklich nicht gebe. Und deswegen auch keine Geschenke. Und kein neues
Kaninchen.
„Ich
mag deine Mutter. Aber ich mag nicht, dass sie mich ‚ Mandylein ‘
nennt“, versuchte ich wenig überzeugend zu retten, was noch zu retten war.
„Dann
sag ihr das doch!“ Rigoletto sah mich mit großen
Augen an. „Dann hört sie damit auf. So einfach ist das. Sag einen Ton, statt
meine Mutter deswegen nicht zu mögen. Jeder mag meine Mutter!“
Den letzten Satz sagte Rigoletto mehr zu
sich selbst als zu mir und schüttelte wieder nachdenklich den Kopf.
„Außerdem
hat sie noch nie gesagt, du wärst dick und alt“, behauptete Rigoletto nach einer kleinen Pause weiter. „Das hast du falsch verstanden.“
„Hab
ich?“ Ich wurde jetzt langsam sauer.
War Rigoletto jedes Mal auf Drogen, wenn
er seine Mutter traf? Verdenken konnte ich es ihm nicht, wahrscheinlich war es
das Einzige, was sein Vater ihm beigebracht hatte. Vielleicht litt er in seinen
jungen Jahren auch schon an Alzheimer. Oder teilweiser Demenz. Ingrid-Demenz.
„Und
was war im Urlaub, als sie gesagt hat, wie eng mein Badeanzug sei?“
„Der
war ja auch eng! Sie hat nicht gesagt, dass du zu dick bist, sie hat nur
gesagt, dass der Badeanzug zu eng ist! Auch schlanke Menschen tragen manchmal
zu enge Sachen“, verteidigte Rigoletto seine Mutter
wie gewohnt.
Mein Ehemann war wie ein dressierter Hund, der reflexartig immer
das gleiche tat wenn es um seine Mutter ging, auch wenn es vollkommen unsinnig
oder falsch war.
„Und
die Sache mit der Fruchtbarkeits-Tomate und meinem Zervixschleim ?“, beharrte ich triumphierend.
„Das
hat sie bestimmt nicht so gemeint. Außerdem bist du 34 Jahre alt, das ist für
die Generation unserer Eltern eben recht alt zum Kinderkriegen. Die Zeiten
haben sich geändert. Entschuldige, dass meine Mutter ein klein wenig altmodisch
ist.“
„Und
unsere Hochzeitsfeier? Die haben deine Eltern nicht etwa zu der ihren
gemacht?!“ Ich zog meine letzte Trumpfkarte.
„Gott,
hat es dich wirklich so gestört, dass die Gäste auch mal auf meine Eltern
angestoßen haben? Das ist ja richtig missgünstig. So kenne ich dich gar nicht!“
„Nein,
aber dass deine Mutter unsere im O-Ton ‚viel zu süße’ Hochzeitstorte
angeschnitten hat und deine Eltern den Hochzeitstanz eröffnet haben, das hat
mich genervt.“
„Hättest
ja was sagen können! Dann hätten sie es bestimmt nicht gemacht. Und mich hat es
nicht gestört, so einen schönen Tag mit meinen Eltern zu teilen. Außerdem hast
du doch vorher behauptet, dass dir Traditionen nicht so wichtig sind!“ Ich
spürte, dass Rigoletto jetzt sauer wurde.
„Wunderbar!“, dachte ich, ich war nämlich auch sauer. Stocksauer.
„Du
findest immer alles, was deine Mutter macht toll,
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