Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
McDonald‘s das Größte für mich gewesen. Da war ich ungefähr Zwölf und es
gab noch nicht das Frühstücksangebot bei McDonald’s, aber damals war es noch
cool, dort zu essen, egal was, egal zu welcher Zeit. Als ich ungefähr 22 war,
verbrachte ich dann jedes zweite Wochenende einen Morgen bei McDonald‘s - nach
der Disko, so gegen fünf Uhr morgens, musste es noch ein Big Mac sein. Das war
damals auch cool. Nun war ich aber mittlerweile 35 Jahre alt und hatte nichts gegen McDonald‘s, allerdings auch nicht
mehr so fürchterlich viel für McDonald‘s. Ich mochte Big Macs und Pommes Frites, aber sie waren nicht mehr
das Höchste des guten Geschmacks für mich. Cool war McDonald’s für Menschen
meiner Altersklasse auch nicht mehr.
„McDonald‘s?“,
fragte ich Ingrid. „Pommes Frites und Burger sind das Wundermittel gegen
Schwangerschaftsübelkeit?“
„Nein,
Kindchen, aber nein. Warte nur ab.“
Mit diesen Worten zog sie mich in die 24-Stunden geöffnete
McDonald‘s-Filiale.
Ein müde aussehender, pickliger Jüngling stand hinter dem Tresen.
Der Arme hatte keine Ahnung, was da auf ihn zukam.
„Guten
Morgen bei McDonald’s!“, begrüßte er uns freundlich. „Wie kann ich ihnen
helfen?“
„Einen
Erdbeer-Milchshake und vier von den Burger-Gurken“, bestellte Ingrid mit fester
Stimme.
„Gerne“,
sagte der Jüngling. „Die Burger-Gurken gibt es allerdings nicht einzeln.
Möchten sie vielleicht vier Hamburger?“
„Nein,
ich möchte vier Gurken und keine Hamburger. Sehe ich aus wie jemand, der
Morgens um 7 Uhr vier Hamburger verdrückt?“, fragte Ingrid beleidigt.
Ich war kurz davor zu sagen: „Ja, genau so siehst du aus und
eigentlich auch, als würdest du dazu noch vier Milchshakes locker runterspülen.“
Selbstverständlich sagte ich nichts, sondern wartete gespannt ab,
wie und ob das picklige Kerlchen die Situation meistern würde.
„Die
Gurken kann ich leider nicht einzeln herausgeben“, wiederholte dieser.
„Ich
will ja auch keine einzelne Gurke sondern vier Stück“, beharrte Ingrid auf
ihrer Forderung.
„Ich
hole mal meinen Vorgesetzten.“
Man konnte dem armen Jungen ansehen, dass er nach einer
Samstag-Nacht-Schicht Kummer gewöhnt war. Ich musste unweigerlich an unseren
Liegenwart Rodrigo in Portugal denken und schämte mich ein bisschen, dass ich
ihm damals kein Trinkgeld gegeben hatte. Diesen Gedanken verwarf ich allerdings
sofort wieder, da mir einfiel, dass ich es war, die einen Erdbeer-Milchshake
mit vier Gurken würde verdrücken müssen, sollte es Ingrid gelingen - woran ich
nicht zweifelte - ihren Willen durchzusetzen. Mein gepeinigter Kümmel-Magen zog
sich zusammen.
„Ingrid,
mir ist gar nicht mehr schlecht“, versuchte ich mein Glück.
„ Mandylein - upps , schon wieder -
glaub mir, ich weiß wovon ich spreche. Selbst wenn dir jetzt eine Minute nicht
schlecht ist, das kommt wieder und dann bist du froh, dass du den Milchshake
und die Gurken hast.“
Das konnte ich mir nun beim besten Willen nicht vorstellen. Derweil
kam der McDonald’s-Verkäufer mit einen anderen, pickeligen Jüngling zurück.
„Guten
Morgen bei McDonald‘s! Wie kann ich ihnen helfen?“, fragte dieser voller Elan.
„Ich
möchte einen Erdbeer-Milchshake und vier Hamburger-Gurken“, bestellte Ingrid
erneut.
„Leider
können wir die Gurken nicht einzeln ausgeben“, sagte Jüngling II freundlich.
„Vielleicht möchten sie die Hamburger dazu?“
„Nein,
das möchte ich nicht!“ Ingrid war mittlerweile richtig aufgebracht. „Ich möchte
einen Milchshake und vier Gurken für meine Schwiegertochter, die schwanger ist
und genau diese Dinge gegen ihre Morgenübelkeit braucht.“
Ich lächelte die Jünglinge schwach an. In mir kamen nun
Erinnerungen an das Foto-Shooting am Kulturabend im Golf-Urlaub hoch. Ich
musste einschreiten, was ich dank des Hormon-Überschusses in meinem Körper auch
tat.
„Ingrid,
ganz ehrlich, ich habe keine Morgenübelkeit. Mir ist schlecht, weil du mich
gezwungen hast, auf leeren Magen Leinsamen mit Kümmel-Wasser zu essen bzw. zu
trinken. Sonst geht es mir wunderbar und mir wird
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