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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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Für neun Monate sind wir jetzt fast
Blutsverwandte.“
    Ich sah sie mit großen, ungläubigen Augen an und beschloss, mich
aufs Essen zu konzentrieren. Was nicht einfach war. Schon deshalb nicht, weil
ich nun ständig daran denken musste, dass ich Ingrid in meinem Bauch hatte.
Außerdem hatte ich -während Ingrid und ihre echten Blutsverwandten einen dicken
Braten mit Genuss aßen – nur einen einfachen Salat vor mir stehen. Ohne
Dressing, denn zu viel Fett sei schlecht fürs Kind und für die Figur der
Mutter, so Ingrid zuckersüß, als sie mir mein Hasenmahl vorsetzte. Was eine
gewisse Ironie hatte, das mit dem Hasenmahl, über die ich angesichts meines
Hungers aber nicht lachen konnte.
    Beim Nachtisch - Schokoladenkuchen für die Blutsfamilie, Obstsalat
für die Schwangere - brachte Ingrid das Thema dann auf den Namen des Kindes.
                „Also,
ich finde er sollte , Igerich ‘ oder , Rigoletto ‘ heißen“, schlug   sie zwischen zwei riesigen Stücken
Schokokuchen vor. „Das ist so schön traditionell.“
                „Ach,
ja?“ Ich tat interessiert, während sich in mir alles zusammenzog.
    In diesem Moment wusste ich, dass der Satz „da rollen sich einem
die Fußnägel hoch“ nicht nur ein dummer Spruch war. Meine Fußnägel taten genau
dies.
                „Ich
wusste gar nicht, dass die Namen , Igerich ‘ und , Rigoletto ‘ Familiennamen sind?“ fragte ich vorsichtig nach.
                „Sind
sie auch nicht, aber darum wäre es doch umso schöner, jetzt mit der Tradition
anzufangen, oder?“
    Ingrids Logik war beeindruckend. Meine Fußnägel rollten sich noch
ein wenig fester zusammen, sie waren jetzt wie Sprungfedern kurz bevor man sie
loslässt. Ich sah zu Rigoletto hinüber, der sich
gerade ein weiteres Stück Schokoladenkuchen nahm. Hatte ich gelernt, dass er
generell nichts gegen seine Mutter sagte, so hatte ich doch geglaubt, dass er
zumindest bei der Namensfrage aufbegehren würde. Ich hatte noch die vielen,
vielen Klagen über seinen eigenen Namen, und wie der ihn überall zum „Deppen“
machte, in den Ohren.
                „Wir
wissen ja noch gar nicht was es wird“, sagte Rigoletto diplomatisch wie gewohnt, als er meinen Blick bemerkte.
    „Warum ist der Mann eigentlich nicht Diplomat geworden?“, fragte
ich mich verbittert. Dann hätte er sich nach Papua-Neuguinea als Botschafter
versetzen lassen können und ich wäre die Hauptsorge meines Lebens - seine
Mutter - los.
                „Naja,
wenn ihr keinen Namen aus der Familie wollt, ist es auch gut“, gab Ingrid zu
meinem großen Erstaunen klein bei. „Es macht ja auch Spaß, neue Namen zu
finden.“
    Sie lächelte mich freundlich an und ich lächelte vorsichtig zurück.
Das konnte noch nicht das Ende des Themas sein, dafür kannte ich Ingrid
mittlerweile zu gut. War es auch nicht.
                „Was
haltet ihr von , Kermit ‘?“
    Ich sah Ingrid entgeistert an und versuchte, in ihrem Gesicht zu
erforschen, ob sie einen Scherz gemacht hatte. „ Kermit Hasenbein“, ich ließ mir den Namen auf der Zunge zergehen. Und dann passierte
es. Das Unglaubliche, das niemals zuvor für möglich Gehaltene.
                „Ja,
genau und wenn es ein Mädchen wird, dann nennen wir sie ,Miss Piggy ‘ und mit zweiten Namen ,Ingrid‘“, nahm ich ihren
Vorschlag vergnügt kichernd auf.
    Ich kam später, als ich über das Mittagessen nachdachte, zu der
Überzeugung, dass es ein Schwangerschafts-Hormon-Hoch gewesen sein musste, dass
meinen ersten Widerspruch gegen meine Schwiegermutter hervorgerufen hatte. Die
Blutsfamilie sah mich vollkommen entgeistert an. Man hätte ein Blatt auf den
Boden sinken hören können, so still war es. Meine Hormone nutzten die Stille,
noch eins draufzulegen.
                „Naja,
ich mein ja nur“, sagte ich gut gelaunt und steckte mir ein Stück Apfel in den
Mund. „Schließlich ist es ein ziemlicher Spagat von Verdi zur Muppets -Show.“
    Ingrid presste die Lippen zusammen und nahm sich ein weiteres Stück
Schokoladenkuchen. Dann sah sie ihren Sohn durchdringend an. Wahrscheinlich
sollte er seine Frau zurechtweisen.
                „Wir
wissen ja noch gar nicht was es wird“, wandte Rigoletto zum wiederholten Male ein.
                „Das
stimmt“, pflichtete ich gnädig bei. Dann starteten meine Hormone erneut durch.
Es folgte eine Art Terrorakt mit Worten, der in die Geschichte

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