Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
außer ihrem Tod hielt sie lange auf.
Inzwischen hatte er noch genügend Feinde übrig, mit denen er sich hier befassen konnte.
Er sprang ins Gebüsch auf der anderen Straßenseite.
Kapitel 48
I an wich dem Schlag in letzter Sekunde aus. Er fühlte den Windhauch des Schwertstreiches in seinen Haaren. Der Mann stand so nah, dass er nicht einmal einen Ausfallschritt nach vorn hätte tun können.
Doch immerhin war dieser Streich an Ian vorbeigegangen. Der nächste allerdings würde ihn treffen. Er hatte keine Waffe, um ihn abzuwehren. Selbst wenn er eine hätte, so war Fechten nicht eben eine seiner starken Seiten.
Ian rollte über den Boden – nach vorn statt zurück. Er schlang seine Arme um die Knie des Angreifers. Dann zog er.
Ein weiterer Schwertstreich ging an ihm vorbei, als die Kreatur auf Ian drauffiel und ihm mit den Stiefeln ins Gesicht trat. Eine Wolke verrottenden Gestanks umnebelte den jungen Mann.
„Du bist tot!“, brüllte Ian, nicht so sehr, weil ihm der Geruch den Verdacht gerade bestätigt hatte, sondern eher in der Hoffnung, seine Worte würden die Aussage wahr werden lassen.
„Richtig“, flüsterte der Mann. „Und falsch.“
Ian verstand ihn und bemerkte erst im Nachhinein, dass die Worte weder auf Englisch noch auf Deutsch gewesen waren. Tatsächlich hatten sie nicht einmal ein Geräusch gemacht. Ian hatte nicht den Klang verstanden, sondern den Inhalt. Und selbst das war nicht ganz richtig, denn von tatsächlichem Verstehen konnte keine Rede sein. Er verstand nur, dass er gerade eine Schlacht verlor und ihm die Ideen ausgegangen waren. Nicht dass er vorher eine große Menge Ideen gehabt hätte. Sein knappes Davonkommen bislang konnte man nicht einem solide ausgearbeiteten Plan oder dem Einsatz überlegenen Denkens zugutehalten. Es war einfach irgendwie passiert.
Nur warum musste alles immer ausgerechnet ihm passieren?
Er sprang auf und zur Seite – nicht einen Augenblick zu früh. Wenn sein Gegner tatsächlich tot war, war er der verdammt noch mal behändeste Leichnam, den Ian je gesehen hatte.
„Bleib tot!“, brüllte Ian panisch.
Doch so viel Glück hatte er nicht. Der Mann war frustrierend lebendig. Nicht einmal der Dolch in seiner Brust schien ihn zu behindern.
Ian sprang außer Reichweite. Es war durch und durch hoffnungslos, jemanden zu bekämpfen, den man nicht umbringen konnte, weil er schlichtweg nicht einsehen wollte, dass sein Tod ein guter Anlass war, sich ruhig hinzulegen und ordnungsgemäß zu verwesen. Das konnte nur auf eine Weise enden. Einen Augenblick lang stellte Ian sich vor, wie er selbst den Rest der Ewigkeit an diesem unwirtlichen Ort herumspuken würde – mit einem Krummsäbel in der Brust. Die Aussicht machte ihn geradeso wütend wie seinen Angreifer.
Wieder wich er aus und rollte sich ab. Diesmal gelang es ihm, hinter dem Gegner aufzutauchen. Genug Zeit, um sich hochzurappeln, hatte er nicht. Doch sie reichte, um dem so aktiven Verstorbenen in den toten Hintern zu treten. Das Glück, so sagte man, war mit den Narren, und offenbar war Ian ein Narr, denn der Mann fiel auf seine eigene Waffe, die daraufhin durch seinen Hals schnitt wie durch ranzige Butter.
Ian ersparte sich, darüber nachzudenken, wie unwahrscheinlich das war. Stattdessen ergriff er den widerlich stinkenden Kopf, der an einem brüchigen Rückgrat baumelte. Er riss daran und hielt ihn in der Hand. Der Mund schrie ihm geräuschlose Flüche entgegen. Ohne langes Nachdenken ließ Ian den Kopf auf seinen Fuß fallen und kickte ihn mit aller zu Gebote stehenden Kraft von sich weg. Fußball war in seiner britischen Heimat unter jungen Männern durchaus beliebt.
Der Kopf fiel ein ganzes Stück weit weg auf den Boden und hopste ein-, zweimal auf, bevor er sich im blauen Heidekraut festhakte.
Der Körper aber sprang auf und wirbelte herum. Offenbar war er seiner Orientierung beraubt. Er ruderte mit den Armen, wohl in der vagen Hoffnung, seinen Kopf zu finden. Und wenn nicht den Kopf, dann wenigstens Ian. Dieser wünschte sich, er wäre sportlicher und hätte den widerlichen Ball noch weiter fortschießen können.
Was den um ein Haupt beraubten Soldaten anging, so konnte man ihm jetzt viel leichter ausweichen, was Ian denn auch hurtig tat. Es gelang ihm sogar, dabei ein paar weiße Steine aufzuklauben, die er fleißig nach seinem Feind warf, während er sich wünschte, er hätte eine Schleuder wie weiland David gegen Goliath.
Vielleicht würde jedoch ein Schwert schon ausreichen? Der
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