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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Unregelmäßigkeit zu unserer Rechten zieht ihn an.“
    Das war sie, die Unregelmäßigkeit zur Rechten, zu der sich der Wolf hingezogen fühlte.
    „Dann sollten wir ihn fangen.“
    „Ich brauche Bruder Marcus und sein Gewehr.“
    „Können Kugeln ihm denn etwas anhaben?“
    „Das ist immerhin wahrscheinlich. Er schien ja kein Feyon zu sein.“
    „Wir haben Silberkugeln“, schlug die dritte Stimme vor, die sie von der Scheune her kannte. „Ich muss nur neu laden …“
    „Und warum haben Sie nicht längst geladen?“
    „Ich dachte nicht, dass …“
    „Sie denken nie! Ihre Versäumnisse sind sündhaft. Ihr Fehlen trägt den Nukleus des Bösen in sich.“
    „Es tut mir sehr leid. Ich war damit beschäftigt, die Zügel zu halten …“
    „Du lieber Himmel, nun laden Sie schon das Gewehr!“ Die sanfte Stimme war noch höher geworden. Zeigte das Angst an? Oder hysterischen Hass? Oder war es einfach normal für diesen Menschen?
    Die Stille war voller Spannung. Konstanze stellte sich vor, wie der Mann seine Waffe lud. Silberkugeln, wie in alten Legenden. Bekam man so etwas bei Jagdausstattern? Oder musste man sie bei Vollmond am Kreuzweg selbst gießen?
    „Da!“, explodierte die Stimme in ein hohes Kreischen. „Da ist er! Schießen Sie! Schießen Sie endlich! Das Vieh greift das Pferd an!“
    „Du lieber Himmel!“
    Vielleicht konnte man Silberkugeln ja nicht so schnell laden? Jedenfalls ertönten keine Sch ü sse, nur das panische Wiehern eines Pferdes und ärgerliche Schreie, als das Gefährt plötzlich quietschend losratterte.
    „Halten Sie das Pferd an!“
    „Das Vieh hat die Stute gebissen!“
    „Nehmen Sie endlich die Zügel in die Hand! Nun nehmen Sie sie schon!“
    „Tun Sie was! Großer … Himmel!“
    Die Geräusche wurden leiser, als das Gefährt von dannen ratterte. Offenbar hatte der Kutscher die Zügel fahren lassen, als er seine Waffe geladen hatte. Der Wolf hatte das ausgenutzt.
    Nun gab es Durcheinander, als die Vögel nervös zu krächzen begannen und auf und ab hüpften. Schließlich flogen sie von Konstanzes Körper auf in die Äste.
    Sie sah auf. Der Wolf kam direkt auf sie zu.

Kapitel 47

    R ichard von Rosberg erinnerte sich nicht genau an seinen Namen. Manchmal flogen ihn klare Gedanken an, und er versuchte, sie festzuhalten. Dann wieder sanken sie in einen Sumpf von überwältigenden Sinneseindrücken. Tastsinn und Geruchssinn dominierten. Er fühlte den Wind im Gesicht und den Boden unter seinen Füßen.
    Während er so rannte, durchdrang ihn die reine Freude an der Bewegung und an der frischen Luft auf seinem Pelz. Nach Norden, war zunächst ein Gedanke gewesen, doch dann blieb die Richtung zwar gleich, doch der Begriff Norden wurde nichtssagend und ersetzt durch nachtwärts.
    Wenn er anhielt, um zu trinken, war ihm das ein wenig fremd. Irgendetwas war dabei falsch. Nicht das Trinken an sich, es hatte eher was mit den Pfützen zu tun. War es vielleicht die falsche Pfütze? Gehörte sie zum Revier eines anderen?
    Dann erinnerte er sich an Geschirr. Man trank nicht aus Pfützen. Meine Güte, er sollte besser daran denken, wer er war.
    Denken? Wie denken, und wer war er?
    Er schlich sich unter einen Busch und blieb dort liegen, während er versuchte, seine flüchtigen Gedanken zu sammeln. Er erinnerte sich an Schmerz und Erniedrigung. Er musste wohl etwas Fürchterliches getan haben, um derart heftig bestraft zu werden. So viel Schmerz. Grausam war es gewesen und hatte ihn wütend gemacht.
    Doch schon mit seiner nächsten Erinnerung fiel ihm der Grund wieder ein. Das Bild der alten Frau driftete durch seinen geplagten Schädel. Er hatte sie wirklich und wahrhaftig gesehen, erst im Haus und dann wieder in der Scheune. Da hatte sie aber nicht ihn angesehen, sondern in eine andere Richtung geblickt.
    Zur Gouvernante. Trauer erfüllte sein Wolfsherz, und er heulte auf. Hatten sie sie wirklich erschossen? Er wusste nicht, warum ihn der Gedanke so sehr schmerzte. Sie war schließlich nichts als ein Dorn in seinem Fleisch. Doch tot sollte sie nicht sein. Nicht tot. Nicht einfach fort. Jedenfalls nicht, bevor er sie nicht noch einmal getroffen hatte.
    Er. Wollte. Sie. Treffen.
    Die Erinnerung an ihren Duft überwältigte ihn einen Augenblick lang, und er konnte nichts denken außer: Weibchen. WEIBCHEN.
    Er hatte sie nicht angegriffen, obgleich er ihr wirklich sehr böse war. Es war alles ihre Schuld. Sie hatte die Ereigniskette in Gang gesetzt, die ihn nun trieb.
    Seine Gedanken

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