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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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sicher?“
    „Aber nicht immer.“
    „Wissen Sie, ich wäre weitaus mehr an einem Weg hier raus interessiert. Aus dieser Welt fort. Vielleicht haben Sie ja einen Vorschlag, wie ich das bewerkstelligen könnte?“
    Die Stimme in seinem Kopf hatte dazu nichts zu sagen.
    „Schließlich leben Sie ja hier“, fuhr Ian fort und kratzte sich am Kopf. „Na ja. Vielleicht nicht leben. Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber Sie klingen schon einigermaßen tot.“
    Auch darauf gab es keine Antwort.
    „Das wiederum kann eine Menge bedeuten. Sie könnten tot sein. Sie könnten auch gar nicht da sein und nichts als die ersten Anzeichen einer geistigen Umnachtung meinerseits. Sie könnten ein Gespenst sein, ein Flüstern im Wind, ein Elementarwesen. Oder einfach nur Teil eines besonders widerlichen Rätsels. Könnten Sie mir zu diesen Optionen irgendwelche Vorschläge machen?“
    „Löwenschwanz und Bärenschweif, Wolfskraut, Herzkraut, Engeltrank …“
    „Sind das alles Kräuter, oder was bedeutet das?“
    „Es hat nichts genützt.“
    „Sie müssen wissen, Botanik ist so gar nicht mein … Gebiet und dieses Gebiet ist auch nicht mein Gebiet. Und … nein, bieten Sie mir den Trank bitte nicht noch mal an. Ich weiß wirklich nicht, was ich dann tue.“
    „Ich wollte Ihnen nicht wehtun.“
    „Das ist doch nett zu wissen.“
    „Ich kam, um zu helfen.“
    „Und ich könnte wirklich gut Hilfe brauchen. Sagen Sie mir doch einfach …“ Ian brach ab, als er eines Schattens gewahr wurde, der plötzlich neben ihm auf der Bank saß. Er sprang auf und starrte die transparente Kontur eines kräftigen Mannes an, der ihm bekannt vorkam. Er sah etwas jünger aus als der Herr, der sich als Clarissas Onkel ausgegeben hatte. Der Mann im Bordell war auch gewiss kein Gespenst gewesen, auch wenn seine spätere Verhaltensweise nicht völlig natürlich gewesen war.
    „Nehmen Sie einen Schluck Tee“, sagte die Stimme erneut.
    Der Mann auf der Bank blickte unglücklich drein.
    „Bitte, der Herr, ich habe ihn eigens für Sie gemacht. Nehmen Sie einen Schluck.“
    Der Schattenmann lächelte höflich, wenngleich auch ein wenig leidend.
    „Nehmen Sie einen Schluck Tee, der wird Ihnen guttun.“
    Der Mann hielt die Tasse und nippte an dem Gebräu. Er versuchte, sein Gesicht nicht zu verziehen; es gelang ihm nicht gut. Schließlich blickte er die Tasse entschlossen an und leerte sie in einem Zug. Er unterdrückte sein Schaudern nur unvollkommen.
    „Nur die bittere Medizin hilft.“
    Schon krümmte sich der Mann schmerzerfüllt zusammen. Er fiel auf die Knie, dann weiter nach vorn auf die Hände.
    „Aber nicht immer.“
    Der Mann war verschwunden.
    Der Wolf war zurück. Ian erstarrte in Bewegungslosigkeit, als ob ihn das davor bewahren könnte, wahrgenommen zu werden. Die Kreatur blickte ihn jedoch nicht an. Tatsächlich schien sie nicht gar so physisch präsent zu sein wie vorher. Trotz ihrer ungeheuren Ausmaße machte sie einen eher dünnen Eindruck.
    Das Tier öffnete sein Maul und fletschte die riesigen Wolfszähne. „Nicht schon wieder“, wünschte Ian sich panisch. „Bitte nicht schon wieder!“
    „Löwenschwanz und Bärenschweif, Wolfskraut, Herzkraut, Engeltrank …“, sagte die Stimme.
    Die Kreatur sprang. Auch Ian sprang, allerdings nur aus dem Weg. Doch das geisterhafte Monster hatte es diesmal nicht auf ihn abgesehen. Es sprang etwas Unsichtbares an. Ein schrecklicher Schrei zerriss die Stille und endete in den Worten:
    „Es hat nichts genützt.“

Kapitel 49

    M eister des Arkanen Douglas Sutton fiel beinahe, als die Pferde, die er hinter sich herzog, auf einmal in unterschiedliche Richtungen davonstrebten. Er konnte ihre Reaktion verstehen. Er selbst fühlte sich auch nach Wegrennen.
    Der Wolf war mehr als nur beeindruckend. Und Sutton hätte wirklich gerne ein Gewehr dabeigehabt. In einer seiner Satteltaschen hatte er eine Pistole, nur war es nun zu spät, sie noch auszupacken. Zudem war er der Meinung, dass ein Gentle man jemand war, der es zwar verstand zu schießen, es aber nie tun musste. Ü berhaupt war der Gebrauch von Schusswaffen für einen Meister des Arkanen verpönt.
    So stand er denn dem Ungeheuer mit nichts als besagten arkanen Künsten und einem ziemlich flauen Gefühl in der Magengrube gegenüber.
    Das Tier wirkte böse. Es hatte Blut an der Schnauze und stand etwa fünfzehn Schritte von Sutton entfernt. Es blickte den Meister an und lenkte dann seinen Blick wieder auf diejenige Beute, die sehr viel

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