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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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erinnern, welche besonderen Eigenheiten man der Pflanze nachsagte, aber außer ihrem Einsatz am Palmsonntag fiel ihm nichts ein.
    Das konnte noch nicht alles sein. Er spürte es.
    Auf dem Tisch stand ein irdener Becher. Er dampfte. Sein erster Gedanke war: Tee. Er roch daran. Das war kein Tee, den er gerne trinken würde. Er roch nach irgendwelchen Kräutern. Wer hatte den gemacht? In der Feuerstelle brannte noch nicht einmal Feuer. Ü berhaupt schien er hier allein in dem Gebäude zu sein. Er konnte es freilich noch durchsuchen, doch es schien schlichtweg nicht groß genug zu sein, als dass es jemanden verbergen mochte.
    Und dennoch stand da heißer Tee.
    „Nehmen Sie einen Schluck Tee“, sagte eine Frauenstimme in seinem Kopf.
    Er wandte sich um und suchte noch einmal die Düsternis des Raumes ab. Er war allein.
    „Bitte, der Herr, ich habe ihn eigens für Sie gemacht. Nehmen Sie einen Schluck.“
    „Nein, vielen Dank auch“, gab Ian höflich zurück, sehr sicher, dass das Getränk seiner Gesundheit nicht zuträglich sein würde.
    „Nehmen Sie einen Schluck Tee, der wird Ihnen guttun.“
    Ian starrte auf das dampfende Getränk. Tatsächlich könnte er jetzt gut eine Tasse Tee vertragen. Nur eben nicht diese.
    „Sie sind sehr freundlich“, sagte er in den leeren Raum. „Aber im Augenblick möchte ich keinen Tee. Vielen Dank!“
    Aus dem Augenwinkel heraus sah er eine Bewegung am Herd. Doch als er sich umdrehte, war da nichts außer Schatten.
    Er wandte seinen Blick wieder dem Tisch zu. Die Tasse war verschwunden. Gott sei Dank.
    Eine wackelige Holzbank stand an der Wand, und Ian nahm vorsichtig darauf Platz, mochte es sich auch nicht allzu bequem auf einem Möbelstück machen, das vielleicht genauso verschwinden mochte wie die Tasse.
    Langsam wurde sein Geist ruhiger, und klares Denken stellte sich wieder ein. Nur half es nichts. Er wusste immer noch nicht, wo er war, was als Nächstes geschehen würde. Er wusste nur, dass die unterschiedlichsten Bedrohungen ganz unvermittelt über ihn hereinbrechen mochten, ihn zerfetzen und auffressen würden. Oder ihn mit dampfendem Tee vergiften.
    „Hier, bitte“, sagte die Stimme in seinem Kopf und schien näher zu sein als vorher.
    „Das war Gift, nicht wahr?“, fragte er.
    „Nur die bittere Medizin hilft. Aber nicht immer.“
    Wenn er nur etwas hören könnte! Doch da war nichts. Was immer ihm bedeutungsschwangere Sätze zuwarf, mochte nichts sein als seine eigene überlastete Fantasie. Er sollte im Grunde nicht einmal darauf antworten. Jeder Satz, den er sagte, katapultierte ihn tiefer in die Fallgrube faktischer Unwahrscheinlichkeiten.
    Nur was sonst sollte er tun?
    „Und was ist es nun?“
    „Löwenschwanz und Bärenschweif, Wolfskraut, Herzkraut, Engeltrank. Es hat nichts genützt.“
    Die Worte hallten in Ians Geist, und er wünschte, er hätte sich in seinen Studien auch auf Botanik konzentriert. Kräutermedizin war zwar Teil des Curriculums, doch nur wenige Meister des Arkanen fanden den Bereich interessant genug, um sich nachhaltig damit auseinanderzusetzen. Die meisten glaubten, es wäre etwas für Apotheker und nicht für Magier. Wieder andere meinten, man überließe es am besten den Frauen. Als Folge hing den Meistern, die sich tatsächlich dafür interessierten, ein etwas seltsamer Ruf an, als hätten sie angefangen zu stricken oder zu häkeln.
    „Warum soll ich das trinken?“
    „Ich wollte dir nicht wehtun. Ich kam, um zu helfen“, erklang die Stimme wieder.
    „Nun, diese Auskunft hat mir nicht wirklich weitergeholfen.“
    Auf dem Tisch stand wieder ein Becher. Oder war es derselbe?
    „Nehmen Sie einen Schluck Tee“, sagte die Stimme.
    „Und jetzt geht es wieder von vorn los“, seufzte Ian, der langsam begriff, dass er ein Klangbild vernahm, das längst Vergangenheit war.
    „Bitte, der Herr, ich habe ihn eigens für Sie gemacht. Nehmen Sie einen Schluck.“
    Wenn er nur die Kraftlinien erreichen könnte, dann könnte er vielleicht etwas gegen diese Farce unternehmen. Doch es gab keine Kraftlinien, nur tote, stumpfe Irrealität. Vielleicht sollte er den Trank trinken? Vielleicht war das der Weg nach draußen?
    „Warum soll ich Ihren Tee trinken?“, fragte er.
    „Nehmen Sie einen Schluck Tee, der wird Ihnen guttun.“
    „Gut?“
    So ein Wort konnte viel bedeuten. Und Ian wurde der Sache langsam müde.
    „Hier, bitte …“
    „Nein danke.“
    „Nur die bittere Medizin hilft.“
    „Meinen Sie? Und da sind Sie sich

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