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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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vielleicht gar nicht mehr wollen. Denn alles mochte dann einfach – vorbei – sein.
    Ihr Überleben war in jeder Hinsicht unwahrscheinlich. Er hatte es ursprünglich auch gar nicht geplant.
    Sie war der Erfüllung der Aufgabe, die er ihr zugedacht hatte, nicht näher gekommen, wenngleich er auch selbst nie genau wusste, was für eine Aufgabe das letztlich sein sollte. Und wenn er es nicht wusste, dann sie schon gar nicht. Auch dem jungen Akolyth war die Lösung des Rätsels noch nicht geglückt.
    Freilich wäre es einfach, ihnen zu sagen, was zu tun war. Doch hatte der Glaube, er wüsste schon vorher alles, ihn genau dahin gebracht, wo er jetzt war. Seine Arroganz hatte ihn glauben gemacht, er könnte die Ereignisse mit Brachialgewalt ändern.
    Das war falsch gewesen.
    Er war sich so schlau vorgekommen, doch inzwischen wusste er, dass er lediglich das Schicksal herausgefordert hatte – und es hatte gewonnen, hatte seine Seele dünn über die Felsen geschmiert und seine eigentliche Essenz zu einem Flickenteppich gewebt. Diesmal würde er es dem Schicksal überlassen, die Dinge zu ändern. Wie das vonstattengehen würde, wusste er nicht, doch beinahe jede Veränderung konnte nur eine Verbesserung sein. Selbst der Tod – seiner und der anderer.
    Also schubste und stupste er seine Mitspieler über die Weltenbühne, ohne ihnen zu soufflieren, was sie zu tun hätten. Es war besser, den Dingen ihren Lauf zu lassen. Wenn es ihm schon unmöglich war, die Konstellation so anzuordnen, dass sie ihn befreien würde, dann mochte immerhin das Schicksal noch eingreifen. Wahrscheinlich war es nicht. Doch wenn man das Unmögliche schon hinter sich gelassen hatte, schien einem das Unwahrscheinliche immerhin denkbar.
    Die Mönche waren ein neues Problem. Ihre Macht war greifbar. Sie würden nicht ruhen, bis sie das Land von jedem Einfluss, den sie als unheilig erachteten, befreit hätten. Von ihm zum Beispiel. Oder von dem Mädchen. Der Frau. Dem Meister. Dem Akolythen und dem anderen.
    Er hatte keine Möglichkeit, sie aufzuhalten. Ihre Magie spürte er wie Pfeffer in der Luft. Schon fühlte er sie ganz nah, allerdings nicht in geographischem Sinne. Sie konnten sicher nicht fliegen, und wenn doch, würden sie fromm darauf verzichten. Außer für einen wirklich guten Zweck.
    Doch sie waren nah – seinem Geheiminis kamen sie näher. Nur wie? Wo waren sie überhaupt? Hatten sie das Mädchen entdeckt?
    Fast brach er in Panik aus. Sie würden sie mitsamt dem Baum verbrennen. Er wusste nicht einmal, welcher Verlust ihn mehr schmerzen würde, der des Baumes oder der des Mädchens.
    Der Tod lauerte an jeder Ecke, und Karreg fühlte sich, als trüge er ihn selbst mit sich. Raben waren Totenvögel. Damals, bevor alles seinen Gang gegangen war, hatte er ihr Erscheinen als Symbol gedeutet. Doch sie waren wirklich gewesen und blieben real, während er zum Symbol verkam.
    Auch das Erscheinen der Wölfe hatte er damals nicht vorausgesehen. Sie waren uneingeladen in seine Vorbereitungen geplatzt, und die komplexe Zeremonie war auseinandergelaufen wie Wein, wenn jemand aus Versehen den Becher umkippt. Pech hätte man es nennen können, doch Karreg glaubte nicht an Pech, damals nicht und heute auch nicht.
    Deshalb hasste er die Wölfe. Er hasste sie alle und einen besonders. Sich selbst freilich hasste er noch mehr dafür, dass er versagt hatte, und dafür, dass er das Unaussprechliche überhaupt versucht hatte.
    Wie ein Märchen mit einer Moral am Ende hing sein Schicksal nun in der Luft mit den Vögeln. Er hatte ein Leben geopfert – für einen guten Zweck. In Zeiten des Krieges war der Frieden ein guter Zweck und das Leben eines Gegners nichts, und das Opfer, das er erkoren hatte, hatte viele Männer, Frauen und Kinder ermordet. Es hatte auch Karregs Bruder auf dem Gewissen.
    Nur war Karreg damals noch nicht Karreg gewesen. Das kam erst danach.
    Er und sein älterer Bruder waren unterschiedliche Lebenspfade gewandelt. Karreg hatte sich nie sehr für die Angelegenheiten des Landadels interessiert und eine andere Karriere angestrebt. Nur die war ihm wichtig gewesen.
    Doch erleben zu müssen, wie sein Bruder mit all dessen Kindern ermordet wurde, hatte Karreg wütend gemacht. Er musste zugeben, dass er eher von Rache als von Trauer beseelt gewesen war. Die meuchlerische Tat war eine von so vielen, die das Land quälten, in einem Krieg, der so sinnlos und blutig war wie alle Kriege.
    Also hatte er etwas dagegen getan, hatte den Wein mit dem Blut

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