Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
irritierend – fühlte sich ziemlich schmutzig, obgleich sie sich am Abend zuvor frische Kleidung angezogen hatte. Außerdem war sie mittellos und hilflos. Vielleicht sollte sie nicht so unverschämt gegenüber der einzigen Person auftreten, die im Moment bereit war, ihr zu helfen.
    „Nun“, sagte Sutton nach einer Weile. „Ich weiß immer noch nicht, was genau das für ein Wesen ist. Aber es scheint schon mehr zu sein als der durchschnittliche Feld-, Wald- und Wiesenwolf.“
    „So weit war ich auch schon gediehen.“ Allerdings ganz ohne Pendel.
    „Also werden wir das Tier erst mal nicht erschießen.“ Er lächelte den Wolf an, der diese Höflichkeitsbekundung mit Zähnefletschen und Knurren beantwortete.
    „Wenn Sie meinen.“ Vielleicht hatte er ja unrecht. Falls das so war, würde der Feld-, Wald- und Wiesenwolf sie auffressen.
    „Das heißt nicht, dass das Tier ungefährlich ist. Bitte behalten Sie das gut im Kopf.“
    „Ich denke jede Sekunde daran, Mr. Sutton. Er hat mich gebissen.“
    „Es hat Sie aber nicht verletzt. Das in sich ist eine Aussage.“
    „Oder blankes Glück und reiner Zufall.“
    „Blankes Glück und reiner Zufall sind als Haupttriebfedern des Universums nicht zu unterschätzen – so gesagt. Wenn man an den größeren Zusammenhang aller Dinge glaubt, so mögen blankes Glück und reiner Zufall immerhin Manifestationen d...“
    „… der Vorsehung sein?“
    „Nun, nennen wir es einmal allgemeiner das ultimative Schicksal.“
    „Der göttliche Plan?“
    „Wenn Sie die Ereignisketten so nennen wollen, die von den Kräften jenseits unserer Vorstellungskraft in Gang gesetzt werden.“
    „Wissen Sie, Mr. Sutton, zu einem anderen Zeitpunkt würde ich mich wirklich sehr über die Gelegenheit freuen, mit Ihnen die metaphysischen Aspekte von Philosophie und Religion zu diskutieren, aber im Moment würde ich doch lieber …“ Was wollte sie eigentlich sagen?
    „Würden Sie lieber was?“, fragte er, als sie nicht weitersprach, weil ihre Liste mit Dingen, die sie lieber täte, gerade etwas lang wurde.
    „Frühstücken“, entschied sie sich schließlich.
    Er lachte und wandte sich seinen Satteltaschen zu, um darin herumzuwühlen. Nach einer Weile reichte er ihr ein kleines, eingewickeltes Päckchen.
    „Zwieback“, sagte er. „Das ist leider alles, was noch da ist. Bitte lassen Sie ihn sich schmecken.“
    Er begann, die Pferde zu satteln.
    „Wohin wenden wir uns?“
    Er blickte sie scharf von der Seite an.
    „Das ist eine interessante Frage, Fräulein Vanholst. Was schlagen Sie vor?“
    Sie zuckte mit den Achseln und blickte hinüber zum Wolf.
    Das Tier stand auf, trottete auf den Eingang der Hütte zu und wandte sich fast ungeduldig um, ob sie ihm folgten.
    „Interessant“, sagte Sutton. „Ich glaube, es will, dass wir ihm folgen.“
    „Das ist däml... weidlich unwahrscheinlich“, erwiderte Konstanze, die gerade den letzten Zwieback hinunterwürgte, zusammen mit ihrer Meinung.
    „Nun. Dann wollen wir dem Tier folgen.“
    Er führte die Pferde ins Freie und half ihr beim Aufsteigen.
    „Reiten Sie, Penthesilea!“
    Sie verschluckte sich fast vor Schreck.

Kapitel 62

    D ie Luft war Fels , und Fels war Feuer, Feuer war Wasser und Wasser wurde zu Luft. Die Elemente hatten sich verschoben.
    Zu weißem Feststoff gefroren war Ians Seele, aufgebahrt wie Schneewittchen im Sarg.
    Die Kluft zwischen dem, was man begreifen und nicht begreifen konnte, klang ein wenig wie die Basspfeife eines ungestimmten Dudelsacks. Laut und quälend. Im Gesamtklang der Sphären, der perfekt in unhörbarer Einigkeit vibrierte, machte sie ein Geräusch, als wäre irgendetwas beiseitegerutscht und würde etwas, das ansonsten von vollkommener Schönheit gewesen sein mochte, nun stören.
    Ian versuchte, sich dieses Konzept zu merken, doch das Bild blieb ihm im Sinn stecken.
    Stecken geblieben, dachte er. Das zumindest sollte er sich merken. Alles war stecken geblieben. Er war auch stecken geblieben. Er wusste nicht, wo. Nur „stecken geblieben“ war stecken geblieben.
    Grauen überrollte seine Gefühle wie wilde Wellen einen Strand. Seine Gedanken waren ungeordnet und flüchteten ins Chaos, wo sie sich prompt verloren und bedeutungslos umherflatterten.
    Er hielt sich am ersten Gedanken fest. Die Luft war Fels. Als er diese Aussage in all ihrer Konsequenz begriff, begann er wild nach Atem zu ringen. Es gab keine Luft zum Atmen.
    Fels konnte man nicht atmen. Ebenso wenig konnte man die Erde berühren,

Weitere Kostenlose Bücher