Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Gebüsch? Es sah so aus. „Er hat etwas von meinem Leben für sich behalten. So etwas kann er.“
„Er hat was?“ Die Frage knallte wie ein Peitschenhieb.
„Er brauchte Lebenskraft, um seine eigene Kraft wiederherzustellen. Damit er uns aus dem … Reich … herausbringen konnte. Oder doch wenigstens mich.“
Sutton hatte sein Pferd angehalten und blickte sie schockiert an.
„Hat er Ihr Blut getrunken? Ist er ein Vampir?“
„Aber nein.“ Was für ein widerlicher Gedanke.
„Nun, was hat er denn gemacht?“
Konstanze wurde puterrot.
„Bitte fragen Sie mich nicht, Mr. Sutton.“
„Aber das muss ich wissen. Das ist gefährlich und böse! Wenn er von der Lebenskraft anderer Menschen lebt, macht ihn das zum Parasiten. Parasiten muss man ausmerzen. Also. Was hat er getan?“
Sie starrte ihn schweigend an. Der Wolf war ein Stück vorausgelaufen und drehte sich eben um, um zu sehen, wo sie blieben.
„Fräulein Vanholst! Sprechen Sie!“
Der Befehl traf sie wie eine Keule, und sie ließ vor Schreck die Zügel los. Verspätet begriff sie, dass er ihr einen magischen Befehl erteilt hatte, den sie nicht umgehen konnte. Sie hatte wieder vergessen, was er war: ein Fremder, ein Zauberer, jemand, der keinen Grund hatte, nett und rücksichtsvoll zu sein, wenn er das nicht musste.
Sie glitt vom Pferd, ohne sich dessen bewusst zu sein, und fand sich auf dem Boden kniend wieder. Sie fühlte sich, als hämmere ein Meißel gegen ihren Willen. In ihrem Kopf wirbelte es.
„Bitte!“, war alles, was sie sagen konnte. „Bitte tun Sie das nicht!“
Schon war er bei ihr.
„Es tut mir leid“, sagte er und warf nebenbei die Zügel über einen Busch. „Ich wollte Ihnen nicht wehtun. Fräulein Vanholst! Beruhigen Sie sich!“
„Ich habe ihm meine Liebe geschenkt“, brach es aus ihr hervor. „Er hat darum gebeten, und ich habe sie ihm geschenkt, und dann … dann hat er sich verändert. Er hat sich verwandelt. Er hat mir so wehgetan. So schrecklich wehgetan!“
Inzwischen schrie sie den Mann schmerzerfüllt an, der nur eine Antwort hatte haben wollen und nun wünschte, er hätte nicht gefragt.
Einen Augenblick später war der Wolf zwischen ihnen, knurrte und schnappte. Er wirkte, als wäre er ganz wahnsinnig geworden. Seine Augen rollten wild, und ob jemand Feind war oder Beute, machte keinen Unterschied mehr.
Sutton wich zurück, doch lange Zähne bissen ihm in den Oberschenkel. Er schrie und riss die Hände in einer Geste hoch.
Der Wolf fiel um und lag leblos da. Die Zunge hing ihm aus dem Maul. Die silberblauen Augen starrten blind ins Nichts. War er tot? Sollte sie sich jetzt erleichtert fühlen? Das tat sie nicht.
„Verdammt!“, fluchte Sutton. „Diese gottverdammte Töle!“
Konstanze versuchte, sich von ihrer Benommenheit zu lösen. Ihr Gehirn war wie Pudding. Doch Blut sickerte durch die Kleidung des Mannes. Sie musste eingreifen.
„Lassen Sie mich helfen!“ Sie stellte fest, dass er sich zum Verbinden vermutlich die Hosen würde ausziehen müssen. Nun, sie hatte ihn ja bereits ohne Hosen gesehen.
„Sie werden mir doch nicht wieder ohnmächtig?“, zischte er voller Schmerz.
„Nein. Ich werde jetzt nicht ohnmächtig. Ich hole ein Untergewand aus unserem Gepäck und werde versuchen, daraus einen Verband zu machen. Sie müssen Ihr … Beinkleid ablegen, Mr. Sutton.“
„Ich denke eher nicht, Fräulein Vanholst!“ Er klang ein wenig gestelzt. Im Bordell hatte er sich nicht so gehabt.
„Machen Sie sich keine Sorgen um meine jungfräuliche Sittsamkeit. Sie haben ja darauf bestanden zu erfahren, dass es die nicht mehr gibt. Und der Anblick Ihrer Beine ist mir nicht neu.“
Sie zerrte etwas weißen Baumwollstoff aus der Tasche, ohne auch nur nachzusehen, um was für ein Kleidungsstück es sich handelte. Sie versuchte, den Stoff zu zerreißen, doch der hielt ihren Bemühungen stand.
„Schere. Oder ein Messer. Haben Sie ein Messer, Mr. Sutton?“
Der Knall des Schusses schien ihr Begriffsvermögen erst zu erreichen, als der Mann bereits zu Boden gefallen war. Noch mehr Blut floss nun aus einer Schulterwunde. Er bewegte sich nicht mehr, lag ebenso leblos da wie der Wolf.
Sie starrte ihn verständnislos an, bis eine Stimme ihren Schrecken durchbrach.
„Da sehen wir uns also wieder.“ Der Preuße hielt eine Pistole in der Hand und blies betont lässig in deren Lauf. Sein Lächeln war furchtbar. „Du und deine kleine Schlampe, ihr habt mich ganz sch ö n herumgejagt. Aber jetzt bin ich der
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