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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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wenn sie aus nichts als Feuer bestand und Flammen in Sturzbächen hin zu noch weniger glaubhaften, züngelnden Ozeanen flossen, um von dort nach oben zu driften und – dem ewigen Kreislauf gleich – als Asche auf den Boden zu regnen.
    „Boden“, dachte er.
    Schon schlug er mit Wucht auf.
    Nach einem ersten Schrecken füllten sich seine Lungen mit Luft, und er fragte sich, wie er so ungeschickt hatte fallen können, wo er doch das Gefühl gehabt hatte, nach oben gezogen zu werden. Hoch und immer höher, gegen jede Wahrscheinlichkeit und unter Außerachtlassung von so etwas Alltäglichem wie der Schwerkraft.
    Jedenfalls war er jetzt irgendwo angekommen und nicht mehr im Nirgendwo, denn genau da war er gewesen. „Wo bist du nur gewesen, Ian“, mochte man ihn fragen, und er konnte ganz ehrlich antworten, „Ach, nirgends.“
    Er war, was er war. Und er war, wo er war. Und das war – wo noch gleich?
    Das Heidekraut war blau. Die Bäume auch. Er befand sich wieder in seinem höchsteigenen Albtraumreich, in dem Monster und Mörder an jeder nicht vorhandenen Ecke auftauchen konnten.
    „Also dann. Was ist es diesmal? Wölfe? Gespenster?“, schrie er ärgerlich übers Land. „Meuchelmörder?“, fügte er, diesmal ganz leise, hinzu. Er wollte ja nicht noch auf sich aufmerksam machen.
    Der Hügel war diesmal ein Stück weit weg. Die Hütte war nicht zu sehen. Vielleicht war er ja auf der anderen Seite des Hügels angekommen. Falls es eine andere Seite gab. Die Landschaft sah völlig gleichförmig aus.
    Er setzte sich auf den Boden. Viel konnte er nicht tun, und solange er in keiner direkten Gefahr war, konnte er die Zeit wenigstens dazu nutzen, über das Rätsel nachzudenken.
    Was genau war das Rätsel? Was war das für eine Welt? Und wie packte man ein solches Rätsel am besten an?
    „Was? Wo? Wie? Warum?“, murmelte er. „Wann?“
    Er zog seine Uhr aus der Tasche und öffnete den Deckel. Sie war stehen geblieben. Ä rgerlich. Die Uhr war ein Geschenk von Onkel Aengus gewesen, als Anerkennung dafür, dass die Aroria-Loge ihn als Akolyth aufgenommen hatte. Es war eine wunderschöne, goldene Uhr mit dem Aroria-Signum im Deckel, das mit einer sehr verschlungenen Schrift eingefasst war. Sie war schwierig zu lesen und eigentlich nur Dekoration. Doch zum ersten Mal schienen die Buchstaben in seinem Sinn etwas zu formen.
    „Quidubiquomodocurquando”, las er. Er brauchte ein paar Sekunden, um zu verstehen, dann wiederholte er es in seiner eigenen Sprache.
    „Was? Wo? Wie? Warum? Wann?“
    Vielen Dank auch. Als hätte er nicht selbst genug Fragen. Dennoch hatte er einen wichtigen Hinweis erhalten. Fast hätte dies Arorias Motto sein können. Warum gab dieser Ort hier ihm die gleichen Fragen auf?
    „Es fehlt was“, erklärte er ernsthaft seiner Uhr. „Wer. Das ‚Wer ‘ sollte auch beantwortet werden, oder?“
    Er konzentrierte sich auf das „Wer“, allerdings nicht, ohne sich noch einmal vorsichtig umzusehen. Man wusste ja nie. Krummsäbel schwingende Untote und hungrige Wölfe konnten von überall kommen.
    „Wer?“, fragte er und fertigte eine Liste in seinem Kopf an. Ganz oben hin setzte er den Rabenmann.
    Ein Mensch und doch kein Mensch. Kein Vogel, doch mit Aspekten eines Vogels. Kein Feyon, doch mit Aspekten eines Feyons. Trotzdem kein Hybrid, kein Halbblut. Allerdings war er sich da weniger sicher. Vermischungen von menschlichem und Fey-Erbe konnten die irrwitzigsten Ergebnisse zutage fördern. Doch Magie – und hier hatte alles mit Magie zu tun – war nichts, das nur den Fey offenstand. Magier hatten Zugriff auf Magie. Logen erforschten sie. Hexenzirkel praktizierten ihre eigene Version davon, und Ian glaubte nicht, dass diese weibliche Version in irgendeiner Weise weniger stark war als männliche Magie. An manchen Orten gab es zudem natürliche Vorkommen von Magie, wie Bodenschätze. Diesen Orten blieb man besser fern.
    „Wer?“, wiederholte er und erinnerte sich an den Soldaten. Tot oder untot? Hatte er einmal wirklich gelebt? Wer war er gewesen? Und was bedeutete seine Uniform? Ian war kein Militärspezialist, doch er glaubte, dass es keine bayerische Uniform war. Sie stammte vielleicht vom Balkan oder aus dem Osmanischen Reich. Zudem sah sie veraltet aus.
    Wen hatte er sonst noch gesehen? Den jungen Mann in der Hütte? Doch der war nie physisch dagewesen – nur wer war das hier schon! Außerdem hatte es irgendeine besondere Bewandtnis mit dem Mann. Es war, als läge Ian die Lösung auf der Zunge,

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