Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
hat mir eben gesagt, dass ich es im Überfluss besitze. Allerdings vermutlich nur noch, bis diese Mörder uns finden.“

Kapitel 74

    W as hat es mit dem unnatürlichen Mädchen auf sich?“, fragte der Priester.
    Ian lag immer noch im Fußraum der Kutsche. Auf seinem Rücken lasteten zwei paar Füße, die ihn immer wieder schmerzhaft traten. Die Kutsche kam rasch voran. Der Reiter führte sie unausweichlich auf ihr Ziel zu.
    „Sie ist einfach nur ein Mädchen!“ Ian schnappte nach Luft.
    Ein weiterer Tritt. Er jaulte auf. Nieren waren ein wirklich gemeines Trittziel. Die Bruderschaft hatte ausnehmend gute Anatomiekenntnisse. Und diese Leute konnten mehr als nur treten.
    „Ganz sicher nicht“, sagte der Priester. „Ein Hexenmeister ist hinter ihr her. Und du auch. Ich nehme an, du bist sein Akolyth. Und eine Hexe, die ein Ungeheuer und eine Schar Raben als Vertraute hat. Das Mädchen lebt in einem Baum. Das alles zusammengenommen macht es mehr als nur unwahrscheinlich, dass es ‚einfach nur ein Mädchen’ ist. Also was ist mit ihr?“
    Ian versuchte, aus den Fragen irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen. Es war nicht einfach, wenn einem alles wehtat.
    „Hören Sie“, jammerte er. „Sie wissen viel mehr über das Mädchen als ich. Ich habe es nur angeboten bekommen, in einem Bordell, in das man sie verschleppt hatte. Fragen Sie Ihren Freund, den Mörder. Er war es doch, der sie dorthin gebracht hat. Ich habe doch nur versucht, ihr da rauszuhelfen.“
    Diesmal traf der Stiefel seinen Kopf. Er schrie vor Schmerz auf.
    „Rede, wenn du weißt, was gut für dich ist. Wir haben Mittel und Wege, dich zum Sprechen zu bringen.“
    „Habe ich doch gewusst, dass Sie das sagen würden. Ganz genau in diesem Wortlaut“, murmelte er schmerzverzerrt. „Das Problem mit Ihnen ist, dass Sie nicht nur primitiv und bösartig sind, sondern auch vorhersehbar, klischeehaft und albern.“
    Er schrie. Es empfahl sich nicht, frech zu antworten. Ein volles Geständnis war das Einzige, was diese Leute gerne hörten. Doch Ian hatte sehr wenig zu beichten. Wenn er teuflische Helfer hätte, hätte er sie längst beschworen. Einige danteske Satansbraten, die auf seiner Seite eingriffen, kämen ihm jetzt gerade recht.
    Doch der Teufel schien eher auf der anderen Seite zu sein. Aus der Sicht des Höllenfürsten war das durchaus verständlich. Nichts brachte so zielgerichtet die allerschlimmsten Eigenschaften in einem Menschen hervor wie religiöser Eifer in völlig überzogener Form.
    „Berichte von der Hexe!“, befahl der Priester.
    „Was für Berichte von was für einer Hexe?“
    Wieder regnete es Tritte.
    „Das war nicht komisch, mein Junge.“
    Er hatte es auch nicht komisch gefunden.
    „Ehrlich! Ich weiß einfach nicht, wovon Sie reden. Ich kenne keine Hexen!“
    „Die Hexe, die zu dem Mädchen gehört“, erklärte man ihm sanft.
    „Oh, die Lehrerin.“ Er rang nach Atem. „Das ist nur eine Gouvernante. Hat überhaupt keine arkanen Kenntnisse.“
    „Woher willst du das wissen?“
    „Das hat man mir so gesagt.“
    „Der sündhafte Hexenmeister – hat er dir das gesagt?“
    „Ein ehrenwerter Meister des Arkanen hat es mir gesagt.“
    „Die Hexen sollst du nicht leben lassen!“, zitierte der Priester.
    „Und warum haben Sie dann Ihren eigenen zahmen Hauszauberer dabei? Sollten Sie ihn nicht schnellstens verbrennen?“, rief Ian, obgleich er wusste, dass es sinnlos war. Menschen, für die Gott ein Meuchler war, der Mordaufträge vergab, waren nie von Zweifeln geplagt.
    Ian staunte, dass der christliche Magier bislang noch nicht viel Magie gegen ihn eingesetzt hatte. Doch er las eifrig und hörte dem Verhör nur mit einem Ohr zu.
    „Was er tut, tut er zur größeren Ehre Gottes.“
    „Die Ehre Gottes ist unendlich“, flüsterte Ian. „Nichts, was Sie tun, kann sie größer oder kleiner machen. Gott dingt keine Mörder. Gott ist Liebe.“
    Seine Sinne verschwammen, als gleich mehrere Füße seinem Körper wütende Tritte verabreichten. Er kämpfte stöhnend nach Luft. Sutton. Er brauchte Sutton. Er konnte mit diesem schrecklichen Priester noch eine Weile diskutieren, doch letztlich konnte er nicht gewinnen. Zuhören war eine Kunst, die jene, die glaubten, schon alles zu wissen, nie beherrschten.
    „Wo bist du gerade hergekommen?“
    „Bin von einem Baum gefallen.“
    „Er lügt“, sagte der Meister. Ein weiterer Fuß gesellte sich zu den tretenden, doch nicht mit allzu viel Energie. Der Mann hatte andere

Weitere Kostenlose Bücher