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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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befassen.“
    Das glaubte sie gerne.
    „Wenn ich die Wahl gehabt hätte, hätte ich mich auch lieber nicht damit befasst.“
    „Von dem, was Sie mir erzählt haben, hatten Sie viele Wahlmöglichkeiten, Fräulein Vanholst. Sie hätten einfach allein weiterreisen können. Sie haben sich aber bewusst dazu entschieden, Ihre Aufgabe anzunehmen und trotz der Gefahren zu Ihrer Verantwortung zu stehen. Diese Entscheidung gereicht Ihnen zur Ehre. Sie hatten die Wahl und haben gewählt.“
    Konstanze dachte über ihre Alternativen nach.
    „Ich liebe dieses Kind“, sagte sie schließlich. „Ich hätte nie ohne Clarissa weiterreiten können. Ich liebe sie zu sehr.“
    Sutton nickte.
    „Das habe ich gemerkt. Ihre Liebe umgibt Sie mit einer Aura. Sind Sie sicher, dass Sie nicht doch ihre Mutter sind?“
    „Absolut sicher.“
    „Tja, jedenfalls scheinen Sie es irgendwie geworden zu sein.“
    „Oh.“ Sie schwieg kurz. „Ich verstehe nicht, dass es so kompliziert sein muss. Warum sagt uns der Kerl nicht einfach, wo Clarissa ist?“
    „Es ist das Vorrecht des Übernatürlichen, uns Aufgaben zu setzen, die mit der praktischen Logik so gar nichts gemein haben. Denken Sie an all die klassischen Legenden, die Sie gelesen haben. Die Rätsel der Sphinx. Oder die Märchen der Gebrüder Grimm.“
    „Wollen Sie damit andeuten, der Rabenmann wäre die flugtaugliche Variante von Rumpelstilzchen?“
    Sutton grinste.
    „Auf metaphorische Weise ist das durchaus denkbar.“
    „Aber das hier ist die Realität!“
    „Die Realität wird gemeinhin überschätzt, Fräulein Vanholst. Auch gibt es Theorien, nach denen es mehr als eine gibt.“
    „Mehr als eine Wirklichkeit? Du lieber Himmel!“ Eine war schon mehr, als sie leicht ertragen konnte.
    „Machen Sie sich keine Gedanken darum. Das ist nichts, was Sie als mehr als eine theoretische Möglichkeit begreifen können. Ich übrigens genauso wenig. – Sie können ja immerhin eine praktische Erfahrung vorweisen. Sie waren in Herr Rumpelstilzchens Reich.“
    Sie seufzte.
    „Wissen Sie, ich ziehe es vor, wenn die Dinge einfach sind.“
    „In einer einfachen Welt wären Sie schon tot und Clarissa vergewaltigt und auch tot. Wenn Sie mir die Offenheit verzeihen wollen.“
    „Sie glauben also, dass ich Grund habe, dankbar zu sein?“ Sie klang bitter. „Man hat mich verfolgt, fast umgebracht, hat mir mein Kind – meine Schülerin – gestohlen, auf mich geschossen, und lebende und auch tote Männer haben mich …“ Sie verstummte.
    „Sie leben und sind nicht allein. Und wir werden Clarissa finden.“
    „Wir haben die Bruderschaft auf den Fersen.“
    „Ich gebe zu, dass das eine eher unappetitliche Komplikation ist.“
    „Und was machen wir, wenn sie kommen?“
    „Ich weiß es nicht. Noch nicht. Mein möbelschwingender junger Held ist leider nicht greifbar. Ich mache mir große Sorgen um ihn. Falls es zum Kampf kommt, müssen Sie den Möbelpart übernehmen.“
    Konstanze lächelte.
    „Er ist wirklich sehr mutig. Vielleicht nicht gerade ein rasender Ajax …“
    „Dennoch wäre es ein Fehler, ihn zu unterschätzen.“
    Aus dem Unterholz drang ein Geräusch, und Konstanze sah sich ängstlich um.
    „Da ist irgend…“
    „Es ist noch nicht die Bruderschaft, Fräulein Vanholst.“
    „Aber …“
    „Es ist der Wolf. Er hat sich wieder genähert.“
    Sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte, war hin- und hergerissen zwischen neuem Entsetzen und ganz unverständlicher Erleichterung.
    „Ist das gut oder schlecht?“, fragte sie.
    „Er hat Sie doch gerettet, oder nicht?“
    „Ja, schon, und ist dabei verletzt worden.“
    „Wir werden ihn also – bei aller gebotenen Vorsicht – zu den Verbündeten zählen. Da wir sonst nicht eben großzügig mit Verbündeten ausgestattet sind, können wir da ohnehin nicht wählerisch sein.“
    Das Riesentier brach aus dem Unterholz hervor und knurrte wild. Bucephalus tänzelte zur Seite, und Konstanze fiel fast vom Pferd.
    Der Wolf starrte sie fast schon wehmütig an. Ein seltsames Bestreben beschlich sie, mit ihren Fingern durch seinen Pelz zu fahren und ihr Gesicht darin zu vergraben. Sie sollte sich besser daran erinnern, dass dies kein Schoßhund war. Es war ein hungriges Raubtier.
    Was hatte der Rabenmann über den Wolf gesagt? „Er hasst mich, weil wir aus dem gleichen Holz sind und er nicht weiß, worum es wirklich geht. Armer, dummer Junge.“
    Vielleicht war das alles ja nur eine sehr umständliche Art, sie alle auf interessante Weise

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