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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Sie uns sofort zu dem Baum bringen, in dem die Mädchen sind.“
    „Aber der Wolf … Der kann sich da noch rumtreiben. Das ist ein teuflisch riesiges Vieh!“
    „Sehr treffend definiert. Ich gehe mal davon aus, dass Sie inzwischen nachgeladen haben?“
    „Schon.“
    „Bruder Marcus?“
    „Mit Silberkugeln, Hochwürden.“
    „Gut. Dann los. Das ist heute ein gesegneter Tag. Ehre sei Gott!“
    „In Ewigkeit. Amen!“, sagte der Kutscher.

Kapitel 73

    D er Wolf verschwand im Unterholz. Auf unerklärliche Weise fehlte er ihr. Konstanze hätte ihm am liebsten hinterhergerufen: „Halt, bleib stehen!“ Sie tat es nicht. Die Feindschaft zwischen ihm und dem Rabenmann war allzu deutlich gewesen. Und da der Wolf Sutton nicht helfen konnte, musste es eben der Rabenmann tun.
    Sie sah hoch zu dem Ast, auf dem der Rabenmann balancierte. Er war schwer zu erkennen, denn sein fedriger Umhang verschmolz mit den Schatten. Sein Gesicht konnte sie nicht ausmachen.
    „Ich brauche deine Hilfe!“, forderte sie noch einmal. „Mr. Sutton braucht deine Hilfe.“
    „Meine Hilfe?“
    „Ja. Ich kann ihm nicht helfen. Und ich brauche ihn. Der Kerl, der ihn niedergeschossen hat, ist auf dem Weg zur Bruderschaft. Wir müssen hier weg. Bitte.“
    Er stand plötzlich vor ihr, und ihre Gefühle rissen sie entzwei zwischen der Vertrautheit mit dem Mann, mit dem sie intim gewesen war, und der Angst vor der Kreatur, die sie nicht einmal näherungsweise verstand. Es war, als stünden da zwei unterschiedliche Personen, von denen eine nicht einmal den Begriff Person verdiente.
    „Du hast versprochen zu helfen“, sagte sie.
    „Für eine Gegenleistung.“
    „Du hast mir nie gesagt, welche Gegenleistung du einfordern wirst.“
    „Aber ich habe dir gesagt, dass du nie darüber reden darfst. Hast du geschwiegen?“
    „Mr. Sutton brauchte mich nicht, um von deiner Existenz zu erfahren“, gab sie zurück, mit einem Mal wütend. „Du bist mal hier und mal dort aufgetaucht und hast deine Halbinformationen, deine Drohungen und deine Versprechen wild herumverteilt. Ich weiß nicht, was du willst, und ich komme immer mehr zu dem Schluss, dass du es auch nicht weißt.“
    Er starrte sie mit schwarzen Vogelaugen an. Er schien von ihrer Unhöflichkeit überrascht. Hatte sie vielleicht wirklich recht? Konnte es sein, dass er nicht wusste, was er da eigentlich tat? Oder spielte er einfach nur ein grausames Spiel?
    „Ich jedenfalls“, fuhr sie fort, „weiß, was ich will. Ich will, dass du diesem Mann hilfst. Danach kannst du mir dann sagen, was ich für dich tun kann. Und dann gibst du mir Clarissa zurück. Denn es geht hier nur um sie.“
    „Es geht hier nur um … mich“, gab er zurück. „Nicht sie, sondern mich. Ist dir das noch nicht klar geworden?“
    „Du gibst dir doch redliche Mühe, es unklar zu machen. Aber die Welt dreht sich nicht allein um deinen … um dich. Ist das – dir – noch nicht klar geworden? – Jetzt tu endlich etwas!“ Sie atmete kurz ein. „Bitte!“
    Er starrte sie an, und sie fragte sich, woher sie den Mut genommen hatte, so mit ihm zu sprechen. Einen Augenblick lang war sie sich sicher, dass er mit seinen Vögeln auf und davon fliegen würde, denn das sähe ihm ähnlich. Ihre Angst war in Wut umgeschlagen, und sie würde den Kerl am liebsten für das, was er getan hatte, schlagen. Und für das, was er war und was er nicht war: ihr sanfter Liebhaber.
    „Bitte!“, sagte sie nur. „Um der Liebe willen.“
    Er hockte sich neben den liegenden Mann. Sutton war gerade noch bei Bewusstsein, doch sicher nicht mehr lange.
    „Denkst du, das ist einfach für mich?“, fragte der Rabenmann rau.
    „Es ist mir gänzlich einerlei, ob es dir leichtfällt. Schließlich ist es dir auch egal, ob mir etwas leichtfällt. Denkst du, all das war leicht für mich? Du hast mir sehr, sehr wehgetan. Du schuldest mir was.“
    Er blickte zu ihr hoch und wirkte mit einem Mal verunsichert.
    „Ich wollte dir nicht wehtun. Ich …“ Er blickte auf Sutton, um ihrem Blick nicht zu begegnen. „Dein Leben ist mir wichtig, Konstanze Vanholst. Dein Leben ist voller Kraft. Ich wünschte, ich könnte Anteil daran haben. Aber ich kann nichts teilen, was ich selbst nicht habe.“
    Er wandte sich Sutton zu und berührte dessen Schulter mit der linken Hand.
    „Ich kann nicht garantieren, dass ich das kann.“ Er klang mit einem Mal erschöpft wie ein alter Mann. „Nichts ist je sicher.“
    „Ich kann nicht garantieren, dass ich kann, was immer

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