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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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etwas!“
    Ian McMullen tat etwas. Er blickte sich besorgt um und beugte seinen Kopf dann wieder über das Buch. Er würde nicht helfen können. Er brauchte selbst Hilfe.
    Der Nebel stieg weiter den Hügel hoch, auf dem der Magie-student saß, und waberte in Formen, die man schon beinahe erkennen konnte. Kräftige Männer manifestierten sich und vergingen dann wieder. Wölfe trotteten geräuschlos und lösten sich auf. Unmögliche Vögel flogen auf und stürzten sich gen Boden in Schwärmen negativer Bilder.
    Wo war der Rabenmann?
    Mehr denn je glaubte Sutton, dass der Rabenmann der Dreh- und Angelpunkt für all dies war. Er sollte also hier sein. Ohne ihn wäre nichts so passiert, wie es abgelaufen war.
    „Wo bist du“, fragte Sutton still. Lange konnte dies nicht mehr so weitergehen. Er spürte, wie die Welten an ihm zerrten, ihn in die Länge dehnten wie eine Streckbank. Freilich würde ihm ein ähnliches Schicksal beschieden sein, wenn die Bruderschaft ihn lebend erwischte. Streckbänke waren ihre Spezialität.
    Der Priester schleifte Konstanze an den Füßen vom Baum fort. Sie wehrte sich tapfer, doch selbst aus seiner in jedem Sinne entfernten Position konnte Sutton sehen, dass ihre Kräfte schwanden. Ihr plötzlicher Schrei schnitt durch wattige Stille, zerbrach sie mit seiner absoluten Verzweiflung.
    Das Universum verfügte wieder über Klang.
    Der Wolf schleppte sich langsam den Hügel hoch, zog dabei die linke Tatze nach. Der andere Mönch kroch ihm auf dem Bauch liegend hinterher wie ein wild entschlossener Wurm.
    Die Mädchen im Baum weinten. Der Magierkollege starrte den Baum an, hob seine Hände, ließ sie erneut nutzlos sinken. Er wirkte keine Magie. Er war zu verdammt schlau dafür.
    „Verbrennen Sie den Baum!“, befahl er stattdessen dem Zuhälter. „Jetzt sofort!“
    Er musste die Mädchen gehört haben, und ihr Feuertod im und mit dem Baum war das Einzige, was ihm dazu einfiel. Sutton fragte sich, was der Mann mit ihm vorhatte. Gefangen in seiner Energiefalle konnte Sutton keinesfalls ein Duell ausfechten. Doch wenn der andere das Problem tatsächlich begriffen hatte, nämlich die magische Verstärkung, würde er vermutlich zu klug sein, um seinen Gegner magisch anzugreifen. Es würde ihm ausreichen, Sutton mit Holz zu umgeben und zu verbrennen. Oder ihn einfach nur zu erschießen.
    „Jetzt suchen Sie etwas trockenes Holz zusammen! Machen Sie schon. Stapeln Sie es um den Baum herum und zünden Sie es an.“
    Sutton war dankbar für das Regenwetter. Im November einfach so trockenes Holz zu finden, würde schwierig werden.
    Er versuchte, den feindlichen Kollegen zu berühren. Nicht mit den Händen, sondern mit seiner Macht. Doch seine gesamten Kräfte hingen zwischen den Welten fest, in den Energielinien. Was er brauchte, war die Macht des anderen, um das Muster zu durchbrechen.
    Doch der andere Mann hatte offenbar nicht vor, ihm den Gefallen zu tun. Er war äußerst vorsichtig. Sutton konnte seine Konzentration spüren, merkte, dass er sonst ohne Unterlass Magie wirkte, ohne noch groß darüber nachzudenken. Er war nicht nur mächtig – alle Meister des Arkanen waren das – er definierte sich vollends durch die Macht, die er wirkte. Das machte ihn besser als Sutton, der sehr wohl nachdenken musste und das auch einem so intuitiven Vorgehen vorzog. Dieser Mensch agierte und reagierte in der zweifelsfreien Überzeugung, dass er keinen Fehler machen konnte, weil er per definitonem immer recht hatte. Er fühlte sich grundsätzlich erleuchtet.
    Es war so gesehen ein Wunder, dass Sutton das erste Duell überlebt hatte. Wo war nur ein Akolyth mit einem Stuhl, wenn man einen brauchte?
    Konstanze kniete nun am Hang, ihr Gesicht gen Boden gerichtet.
    Der feiste Priester schlug sie mit der Hand auf den Kopf.
    „Sag uns sofort, was hier geschieht!“, befahl er ihr. Arme Konstanze. Wenn es eine Person in alldem gab, die so gar nicht wusste, was hier geschah, dann war sie es.
    „Rede, Weib!“
    Sie schrie auf, als ein weiterer Tritt ihr Bein traf. Sie versuchte nicht einmal, ihnen zu sagen, dass sie nichts wusste. Sie würden ihr ohnehin nicht glauben.
    „Bringen Sie sie zum Reden!“, befahl der Priester und blickte den Magier an. „Stehen Sie nicht so nutzlos herum!“
    Der Meister kochte vor Zorn fast über. Sein Selbstbewusstsein schlug gegen die selbstauferlegte, magische Enthaltsamkeit. Vermutlich fühlte er sich gerade so gelähmt wie Sutton.
    „Nein, Pater!“, zischte er. „Diese Region ist

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