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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Brauen waren zusammengezogen, und seine Augen leuchteten so hell, dass es schon unnatürlich aussah. Wie ein nachtaktives Tier wirkte er, keinesfalls mehr wie ein besserer Herr.
    Oben an der Treppe schrie Sutton. Und nun liefen alle gleichzeitig los. Die Frau zerrte Clarissa hinter sich her, die so langsam vorankam wie Sutton, gerade als streifte der Zauber auch sie. Der „Onkel“ wandte sich benommen um und griff nach einem Stuhl an der Wand. Er blinzelte, als hätte er etwas in die Augen bekommen. Seine Bewegungen waren fahrig. Er fasste nach der Stuhllehne und schaffte es doch nicht, seine Finger zum Funktionieren zu bringen. Sein Knurren wurde lauter, und die Dame, die immer noch das Mädchen zur Tür zog, wandte sich nach ihm um und blickte ihn entsetzt an.
    Der Meister der Bruderschaft bewegte sich nach vorn, immer näher an einen Feind heran, der bereits auf den Knien lag und die Schlacht so gut wie verloren hatte. Der Sieger in spe fasste seine Energie noch einmal neu. Ian fühlte es deutlich. Er sammelte Kraft für den letzten Stoß. Was immer er bislang noch nebenbei betrieben hatte, fiel nun von ihm ab. Und so löste sich plötzlich auch der große Kerl, der die beiden Mönche angeschleppt hatte, aus seiner Starre.
    Der Mann bemerkte die Dame, die Clarissa davonzog.
    „Sie!“, brüllte er. „Zu dumm zum Sterben?“ Schon hatte er ein Messer in der Hand. Die Frau hielt erschrocken inne. Das Mädchen begann zu schreien. Der „Onkel“ gab seine fruchtlosen Bemühungen auf, den Stuhl zu ergattern, und sprang mit einem Satz zwischen die beiden Frauen und den Angreifer. Wie ein Panther setzte er seinen Sprung, lief nicht, ging nicht. Doch er verlor das Gleichgewicht, denn er landete auf allen vieren und hatte seine liebe Mühe, wieder hochzukommen. Er bewegte sich mit der wackeligen Grazie eines Tanzbären.
    Ian stellte fest, dass er selbst nun nach dem Stuhl gegriffen hatte. Wie und wann – er wusste es nicht genau. Er sprang, als müsste er eine Hürde nehmen, schwang den Stuhl und ließ ihn von hinten auf den Kopf des zaubernden Mönchs krachen.
    Der Mann fiel jedoch nicht sofort um. Er blickte um sich. Seine Augen erfassten den Mann mit dem Messer.
    „Lass sie nicht entkommen!“, flüsterte er und ein Aufwallen von Macht brach durch den Raum und traf den Empfänger. Ein zweites Aufwallen kam von der Treppe; Sutton, der mit blutenden Augen am Treppenabsatz kniete, schlug den Feind mit einem leise gemurmelten Wort bewusstlos.
    Im gleichen Augenblick versuchte die Bordellwirtin davonzurennen. Sie hatte offenbar mehr erlebt, als sie erleben wollte. Sie versuchte, zwischen dem Messermann und dem „Onkel“ hindurchzuwischen.
    Einen Moment später war sie tot.

Kapitel 16

    K onstanze zerrte Clarissa mit Gewalt hinter sich her. Sie mussten hier raus. Schnell. Der Preuße war hinter ihnen her, und der einzige Grund, warum er sie noch nicht erreicht hatte, war, dass er gerade schon mit einem Mord beschäftigt war.
    Von Rosberg stand ihm auch im Weg. Da er das tat, nutzte Konstanze die Gelegenheit und wartete nicht etwa auf ihn. Zum Nachdenken hatte sie keine Zeit, das konnte sie später immer noch tun, und es war absolut unerheblich, ob das nun wirkliche Magie gewesen war oder irgendwelche Zaubertricks. Nur eins war wichtig: zu fliehen.
    Freilich, Magie ... so etwas musste es schon gewesen sein. Letztlich war es nur ein Name, den man dem Unerklärlichen gegeben hatte. Es gab genug, was Konstanze nicht erklären konnte und dennoch glaubte.
    Zum Beispiel von Rosberg. Er hatte sich bizarr verändert. Sie hatte gesehen, wie er über den Flur gesprungen war. Ihn anspornen hätte sie sollen, sich um ihn sorgen. Doch das Einzige, was sie gespürt hatte, war das undeutliche Gefühl, dass er nun eine weitere Gefahr darstellte. Seine Bewegungen waren nicht von geschulter Eleganz gewesen, sondern wild und rau. Der Blick, den er über die Geschehnisse hatte schweifen lassen, war kaum noch menschlich gewesen. Auf keinen Fall war es ein Blick, den sie einem Mann – und Gentleman – zugetraut hätte. Nicht einmal mitten in einem Kampf. Der einzige Gedanke, der ihr bei dem Anblick durch den Kopf geschossen war, war: verkehrt. Hier lief etwas grundfalsch.
    Ihre Gedanken wirbelten ziellos herum. Ihre Beine waren da ungleich zielstrebiger. Durch den Flur, durch die Tür, die Stufen hinunter. Clarissa stolperte und Konstanze fing sie auf. Ihr wurde bewusst, dass das Kind nur im Hemd dastand. Draußen war es kalt. Sie

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