Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
flog nach hinten, als stünde er im Wind – mitten in einem Treppenhaus.
    Er hob seine freie Hand, als müsste er einen Schlag abwehren, und die Miene des Mönchs wandelte sich von Arroganz in Erstaunen und schließlich in Ärger. Also Magie konnte das nicht sein, denn Magie würde man nur wieder mit Magie bekämpfen können, oder nicht? Und wo es schon höchst unwahrscheinlich war, einen Menschen zu treffen, der sich mit den sogenannten Arkanen Künsten abgab, war es noch viel unglaublicher, dass sich gleich zwei davon am selben Ort einfinden würden. Es war schlechterdings undenkbar.
    Zauber oder kein Zauber, der Magier schien zu siegen, denn der junge Mann sank langsam auf die Knie. Aus seiner Nase troff Blut. Sein Kopf hing vornüber, und er schielte durch seinen hellen Haarschopf nach oben. Man konnte sehen, wie er die Zähne zusammenpresste. Noch immer hielt er Clarissa am Handgelenk.
    Nun rührte sich auch von Rosberg. Wild entschlossen sah er aus und ziemlich wütend. Allerdings sah er wohl meistens so aus. Auch er versuchte, Clarissa vor dem Blick des Mönchs zu verbergen, stand nun Seite an Seite mit dem jungen Mann, während seine Augen mit erschreckend heller Brillanz glühten. Offenbar spielte das Licht mit den optischen Gegebenheiten. Oder es hatte vielleicht mit dem zu tun, was der Feind anstellte – was immer das sein mochte.
    Er hielt Clarissas anderes Handgelenk fest, und Konstanze sah, wie eine dünne Blutspur am weißen Arm des Mädchens entlanglief. Von Rosbergs Fingernägel drückten sich in das zarte Fleisch wie Klauen.
    Einen Augenblick sah es so aus, als würde auch er wie der junge Mann in die Knie sinken, in nur wenigen Sekunden besiegt von dem Mönch und seiner seltsamen Kunst. Doch dann war es, als habe sich die Luft im Haus verschoben. Das Bild flimmerte wie in der Sommerhitze, und ganz plötzlich taumelte der Mönch rückwärts. Er hatte einen Schlag erhalten und war in jedem Sinne des Wortes erschüttert.
    Doch niemand stand in seiner Nähe, der ihn hätte rückwärts zwingen können.
    Konstanzes Blick flog zu einem neuen Ziel. Der Halbnackte oben an der Treppe hatte sich verändert. Sein Bekleidungszustand war nebensächlich geworden. Da stand er, mit erhobenen Armen, die Handflächen nach außen gedreht, die Fingerspitzen berührten sich. Wie eine Urgewalt sah er aus, wie ein Stammeszauberer auf einem Hügel über dem Geschehen. Er fletschte die Zähne und wirkte furchteinflößend und voller roher Energie.
    So etwas wie Magie gab es auf dieser Welt nicht?
    Das Konzept musste sie noch einmal überdenken. Allerdings nicht gerade jetzt, denn im Moment war sie von den Ereignissen zu gefesselt. Was immer auch zwischen den beiden Kämpfenden geschah – Zauberer wollte sie sie nicht nennen, doch der Begriff bot sich ihrer Bildung zum Trotz deutlich an – beide schienen sehr angestrengt zu sein. Die Wirklichkeit brannte, und obgleich kein Rauch aufstieg, schien es, als würden die beiden Kontrahenten vor Anstrengung qualmen.
    Der Mann oben an der Treppe stand einfach nur da, reglos. Der Mönch unten hielt seine Stellung, auch wenn die Arroganz in seinem Gesicht deutlich Ärger gewichen war. Von Rosberg und der Student befanden sich immer noch schützend vor Clarissa. Der junge Mann war weiß wie die Wand. Der Preuße und die Frau standen sich auf unterschiedlichen Seiten des Raumes gegenüber. Der andere Mönch stand bei der Tür.
    Jetzt aber rührte er sich. Zoll für Zoll glitt er seitwärts, den Kopf gesenkt. Inzwischen hatte er schon die halbe Entfernung zu Clarissa zurückgelegt. Konstanze wurde klar, dass er vorhatte, sich ihrer zu bemächtigen, während alle anderen zu beschäftigt damit waren, die unwirkliche Schlacht zu beobachten.
    Würde von Rosberg ihn aufhalten können ? Wen würde er außerdem noch zum Gegner haben?
    Eine Bewegung am oberen Ende der Treppe ließ Konstanze aufmerken. Noch ein Mann näherte sich. Seine Bewegungen waren schleppend langsam, sodass er kaum vom Fleck zu kommen schien. Doch genauso wie der Mönch kam er dennoch seinem Ziel immer näher. Es handelte sich um einen groben Kerl, breit gebaut wie ein Ochse. Auch er hielt seine Hände nach vorn ausgestreckt, doch keine unerklärliche Macht schien ihnen zu entspringen. Vielmehr hielt er sie so, damit er den anderen Magier die Treppe herunterstoßen konnte. In seinem Gesicht spiegelten sich Vorfreude und Hass.
    Konstanze begriff, dass ihre stille Mauerschau nun vorüber war. Sie musste eingreifen, und

Weitere Kostenlose Bücher