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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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würden rasch einen Unterschlupf finden müssen. Doch wie fand man Unterschlupf ohne Geld und mit einem Mädchen in nichts als der Unterwäsche?
    Die Polizei würde ihnen vielleicht helfen können. Irgendwer würde sich schon finden. Von Rosberg vielleicht – immer vorausgesetzt, er würde das hier überleben. Sie mutete ihm wirklich viel zu viel zu. Doch allein hätte sie es nicht gekonnt. So war es denn auch gänzlich einerlei, wie er dabei dreinschaute. Oder nicht?
    Inzwischen trug sie Clarissa beinahe und stellte fest, dass sie keineswegs stark genug war, das länger als ein paar Schritte weit zu tun. Schon gar nicht in der nötigen Geschwindigkeit, um einem Mörder zu entkommen.
    „Nun komm schon!“, rief sie ziemlich entnervt darüber, dass Clarissa so gar nicht mithalf. Jetzt war wirklich der falsche Augenblick, um mit den Gedanken abwesend zu sein.
    Die Tür knallte hinter ihnen, und sie wandte sich um. Jemand versuchte, die Tür zu öffnen, jemand anders versuchte, es zu verhindern. Konstanze glaubte zu wissen, wer das war.
    Clarissas Beine knickten ein, und sie wurde schwer wie Blei. Beide stolperten.
    „Nun mach schon!“, drängte Konstanze. „Nicht jetzt!“
    Sie zog das Mädchen, das in seiner Hilflosigkeit wie Gummi war. Sie versuchte, ihre Arme unter die Clarissas zu schieben, und stemmte ihre Fersen gegen den glitschigen Boden. Bislang hatten sie es nicht weiter vom Bordell fortgeschafft als ein paar Schritte. Das reichte nicht.
    Sie versuchte, Clarissa hochzuheben. Zu schwer. Verflixt. Sie musste das schaffen, sie war ja eine kräftige Frau. Ein Schritt, noch einer. Sie rutschte auf den nassen Steinen aus, fiel schmerzhaft auf ihre Knie, ohne sich abzustützen, denn dann hätte sie das Mädchen loslassen müssen.
    So lagen sie jetzt beide im Dreck, Konstanze unter dem Mädchen. Clarissas federfeines, dunkles Haar fiel ihr übers Gesicht. Sie hatte beim Sturz keinen Mucks von sich gegeben. Vermutlich hatte sie ihn nicht einmal bemerkt.
    „Clarissa!“
    Noch im Knien richtete Konstanze den Körper ihres Schützlings mit einem Arm auf und klatschte ihm entschlossen auf die Wange.
    „Clärchen! Komm zurück! Liebes! Wach auf!“
    Doch Clarissa schlief nicht. Sie war einfach nicht anwesend – außer mit ihrem kalten, zerbrechlichen Körper.
    Der eisige Regen lief tränengleich über Konstanzes Gesicht. Wasser rann ihr in den Kragen, ihr Mantel war durchweicht, ihre Stiefel auch. Es war unendlich kalt.
    Natürlich musste dem Mädchen noch viel kälter sein.
    Konstanze zwang sich noch einmal hoch. Clarissa zu tragen war nicht möglich. Vielleicht konnte sie sie ja ziehen? Sie fasste das Mädchen von hinten um die Mitte und begann rückwärts zu gehen. Clarissas nackte Füße pflügten durch den Matsch. Konstanzes Knochen knirschten. Es schien fast so, als knirschte ihre Seele unter der gleichen Belastung. Der Tag war gnadenlos gewesen.
    Die Tür flog auf, und eine hochgewachsene Gestalt stand von hinten beleuchtet im Eingang. Es konnte nur der Preuße sein. Er stand da wie der Leibhaftige.
    Konstanzes Kehle entkam ein Wimmern. Er würde sie umbringen. Er würde sich das Mädchen wiederholen, würde es schänden und ebenfalls umbringen. Sie konnte ihm keinesfalls entkommen, während sie Clarissa schleppte. Doch sie würde sie auch nicht verlassen.
    Eine Stimme in ihrem Hinterkopf sagte ihr, dass das sinnloses Heldentum war. Sie konnte das Mädchen ohnehin nicht retten. Vielleicht aber sich selbst? Wenn sie jetzt wegrannte?
    „Neineinein …“, murmelte sie verstört und suchte in der Dunkelheit nach einer möglichen Waffe. Nutzlos war das. Nichts würde ihr gegen einen geübten und bewaffneten Mörder helfen. Der Kampf konnte nur einen Ausgang haben.
    Doch sie würde das Mädchen nicht preisgeben. Ihre Clarissa. Ihr Kind.
    Es war alles ihre Schuld. Sie hatte eine falsche Entscheidung nach der anderen getroffen.
    Der Mann trat ins Freie, blickte sie durch die Dunkelheit an, nahm sie schließlich wahr. Er lächelte süffisant. Er hielt wieder ein Messer in der Hand. Wie viele davon mochte er haben?
    Es war zu dunkel, um Details zu erkennen, doch Konstanze war sich fast sicher, dass sie das Blut am Dolch bis hierher riechen konnte.
    „Du hättest abhauen sollen!“, sagte er. Seine Stimme passte zu seiner abstoßenden Seele. Er hatte recht. Sie hätte wegrennen sollen.
    „Sie bekommen sie nicht!“, hörte sie sich antworten.
    „Ich kriege euch beide!“, gab er zurück. „Du kannst dich schon

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