Schwingen der Lust
Klinge streifte Axels Hüfte; bohrte sich dabei aber tief in den Stein dahinter, und als Axel ihn mit dem Ellbogen von sich stieß, blieb sie in der Klippe stecken.
Blut strömte dunkel glänzend an Axels Seite herab, aber er ließ sich davon nicht ablenken. T’Azar hatte jetzt nur noch eines seiner Schwerter, und das war um einiges kleiner als das Breitschwert Axels. Axel hieb mit aller Kraft in einem weit ausgeführten Bogen von oben herab zu, und statt dem mörderischen Schlag auszuweichen, versuchte T’Azar das Schwert mit seiner Klinge zu blocken. Einen Sekundenbruchteil zu spät merkte er, dass er damit genau das getan hatte, was Axel wollte, und dass er seine Klinge jetzt nicht mehr in Sicherheit bringen konnte, wenn der Schlag ihn nicht selbst treffen und töten sollte.
Unter einem gewaltigen Blitz zerbrach T’Azars Schwert in tausend Stücke - so als würde jeder einzelne Funken der Magie, die vor Urzeiten in sie hineingeschmiedet worden war, beim Zerbersten befreit.
Der Donnerschlag war noch sehr viel heftiger als der vorhin. Die Felswand erbebte unter der Explosion, und wieder riss es Maggie von den Füßen.
T’Azar war nun ohne Waffe - und damit Axel hilflos ausgeliefert.
„Dann mach endlich ein Ende, verdammt!“, schrie der blonde General der Seraphim, breitete mit trotzig wütendem Blick die Arme aus und präsentierte Axel die nackte Brust zum finalen Stoß. „Tu, was du damals nicht fertig gebracht hast!“
Im Dreck kniend wollte Maggie schreien - doch ihre Kehle war vom Staub und der Aufregung so trocken, dass sie keinen Ton herausbekam. Also faltete sie verzweifelt die Hände wie zum Gebet und flehte Axel stumm mit bebenden Lippen an, es nicht zu tun, nach all den Jahrtausenden am Ende nicht doch noch zum Mörder zu werden an seinesgleichen.
„So muss es nicht sein, T’Azar“, rief Axel, so als hätte er Maggies stummes Flehen gehört.
„Doch, es gibt keinen anderen Weg“, erwiderte T’Azar.
„Nein“, widersprach Axel. „Schwöre mir, die Abgal für immer in Ruhe zu lassen und das Siegel des Abaddon nicht anzurühren. Jetzt nicht und auch nicht in der Zukunft. Dann lass ich dich gehen.“
„Niemals!“
„Bitte, Bruder.“ Axels Stimme klang inständig.
T’Azars Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. „Töte mich, Verräter, aber nenne mich nie wieder Bruder!“
„Aber wir sind Brüder“, begehrte Axel auf, „und ich will dich nicht töten.“
„Ich lasse dir keine Wahl, Azazel.“
„Es ist furchtbar, dass du das so siehst, aber ich werde dich dennoch nicht töten“, sagte Axel. „Denn niemand anderes als ich ist Herr über meine Entscheidungen.“
„Was willst du dann tun?“, fragte T’Azar spöttisch.
„Wenn du mir den Schwur nicht leistest, werde ich dich gefangen nehmen und für alle Zeiten einkerkern“, sagte Axel. „Hier unter diesen Bergen.“
„Das wird nicht geschehen!“, brüllte T’Azar, und für einen kurzen Moment sah Maggie Panik in seinen Augen aufblitzen. Doch dann stürzte er mit einem wahnsinnig schnell ausgeführten Flügelschlag auf Axels nach vorne gestreckte Schwertspitze zu. „Lieber sterbe ich.“
Nur in allerletzter Sekunde gelang es Axel, das Schwert gerade noch zur Seite zu drehen, um zu verhindern, dass T’Azar sich selbst richtete, indem er sich darauf spießte. Dabei aber öffnete Axel seine Deckung, und T’Azar ergriff die Gelegenheit und nutzte den eigenen Schwung zu einem überraschenden Frontalangriff. An seinen gewaltigen Fäusten materialisierten sich plötzlich Schlagringe aus massivem Stahl. Mit ihnen schlug er brutal auf Axel ein und traf ihn gleich zweimal so hart im Gesicht, dass er das Schwert fallen ließ.
Der vierte oder fünfte Treffer war so fest, dass es Axel mit voller Wucht nach hinten gegen die Felswand schleuderte. Große Steine brachen heraus, fielen herab und krachten nahe bei Maggie in den Boden, schleuderten die Erde in die Höhe wie einschlagende Kanonenkugeln.
Sybaris sprang hinzu und zog sie eilig zurück, brachte sie in Sicherheit, weil sie selbst nicht darauf achtete. All ihre Aufmerksamkeit galt Axel, der gerade wie in Mexiko wehrloses Opfer von T’Azars erbarmungslosen Schlägen wurde.
Er hing mit dem Rücken zur Wand in der Klippe, und T’Azar prügelte ihn mit seinen Schlagringen immer tiefer in den Stein hinein, so als wäre der aus Styropor. Jeden einzelnen Schlag begleitete er mit einem triumphierenden Brüllen. Wahnsinn flackerte in seinen blauen Augen.
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