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Schwingen der Lust

Schwingen der Lust

Titel: Schwingen der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riccarda Blake
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liefen davon.
    Maggie weinte.
    Mit einer Wildheit, die die eines echten Löwen an Gewalt und Unbarmherzigkeit weit in den Schatten stellte, drosch Azazel immer weiter auf seinen Gegner ein, bis der sich nicht mehr wehrte ... und sich schließlich auch nicht mehr rührte. Noch einmal stieß er ein gewaltiges Brüllen aus ... es war ein Siegesschrei. Dann packte er den Seraphen, flog mit ihm weit hoch in die Luft ... und riss ihm mit seinem gewaltigen Maul mit zwei wütenden Bissen nacheinander die Flügel vom Rücken und spuckte sie zur Erde herab.
    T’Azar schrie auf wie unter Todesqualen, aber Azazel ignorierte es, riss seinen Körper mit beiden Pranken in die Höhe und schleuderte ihn dann mit aller Kraft nach unten. Bäume wurden splitternd zur Seite gerissen, die Erde brach auf, und die Erschütterung des Aufpralls löste eine weitere Gerölllawine aus, die Sybaris’ Hütte endgültig unter sich begrub.
    Maggie rappelte sich auf die Füße und sah sich um.
    T’Azar lag leblos und völlig verrenkt am Boden und nahm wieder seine menschliche Form an. Azazel landete neben ihm und verwandelte sich ebenfalls zurück. Jetzt war er wieder so geschunden und blutig wie kurz zuvor.
    Maggie wollte nichts mehr als sofort zu ihm zu rennen, doch Sybaris hielt sie davon ab.
    Axel brach neben T’Azar in die Knie. Er weinte.
    Er nahm den leblosen und plötzlich so klein und zerbrechlich wirkenden Körper seines Bruders in die massiven Arme und zog ihn zu sich heran; hielt ihn wie einen Säugling und wiegte ihn. Für einen Moment schaute er ihn an und grub dann sein geschwollenes Gesicht in die Kuhle zwischen T’Azars Schulter und Hals und schluchzte haltlos.
    „Warum nur, Bruder?“, konnte Maggie ihn mit gebrochener, tränenerstickter Stimme fragen hören. „Warum? Gab es denn einen Tag, an dem ich dich weniger geliebt habe als an unserem allerersten? Wieso dann das alles?“
    Maggie sah, wie Axel von seinem eigenen Schluchzen geschüttelt wurde und hielt respektvoll Abstand, obwohl sie ihn jetzt so gerne in die Arme genommen und getröstet hätte.
    So verging eine Minute des Schweigens, ehe Axel T’Azar auf die Erde niedergleiten ließ und sich wankend erhob. Matten Schrittes ging er auf Maggie zu. Sie lief ihm entgegen, aufgewühlt bis ins Mark.
    „Ich konnte nicht …“, begann sie zu reden, noch ehe sie bei ihm ankam. Auch sie weinte. „Ich konnte doch nicht einfach zulassen, dass er die Menschheit ...“
    Sie hatte ihn erreicht, und er nahm sie in die Arme. „Schon gut, Magdalena. Natürlich konntest du das nicht.“ Er küsste sie. „Und ich bin stolz auf dich. Sehr.“
    Sie streichelte seine malträtierte Wange und wischte ihm die Tränen hinfort. „Ist es jetzt vorbei?“
    Er nickte müde. „Besorg mir Ketten, Sybaris“, rief er zu der Alten hinüber, zu der gerade die Wölfe aus ihren Verstecken zurückkehrten. „Wir müssen ihn fesseln, ehe er das Bewusstsein wiedererlangt.“
    Sybaris eilte davon. Maggie hatte keine Ahnung, woher sie jetzt Ketten holen wollte, da doch ihre Hütte unter Tonnen von Geröll begraben lag. Aber sie kannte die Alte mittlerweile gut genug um zu wissen, dass sie schon bald mit welchen wieder auftauchen würde.
    „Es tut mir so leid“, sagte Maggie und küsste Axel noch einmal, ganz vorsichtig. Sie wollte ihm nicht wehtun.
    „Es ist nicht deine Schuld“, entgegnete er und legte eine aufgeschürfte Hand an ihr nasses und schmutziges Gesicht. „Nichts hiervon ist deine Schuld. Vergiss das nie.“
    Da erschallte dicht hinter ihnen ein lauter Schrei. Sie wirbelten gleichzeitig herum.
    T’Azar war bis auf drei Schritte an sie heran. Er hielt eines seiner Schwerter in den Händen - es musste sich mit dem Geröll gelöst haben und heruntergefallen sein - und holte weit damit aus. Axel warf sich vor Maggie ... und wurde von der seitwärts herabzischenden Klinge an der Brust getroffen und nach hinten geschleudert, wo er zu Boden ging. Die Wunde war schrecklich.
    Mit irre funkelnden Augen eilte T’Azar zu ihm hin und riss das Schwert in die Höhe, mit der Spitze nach unten. Er schrie ein zweites Mal laut auf und stieß die Klinge hinab.
    Doch Maggie war schneller.
    Ohne zu überlegen oder zu zögern, sprang sie nach vorne und warf sich schützend über ihren Geliebten. Die herabsausende Schwertspitze traf auf ihre nackte Haut ...
    ... und T’Azar schrie ein drittes Mal. Jetzt aber nicht mehr triumphierend. Maggie, die sich wunderte, warum das Schwert sie nicht aufgespießt hatte,

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