Schwingen der Lust
unbarmherzig miteinander kämpfende Falken.
Ihre Schwerter blitzten und krachten in einem Gewittersturm Jahrtausende alter Kriegskunst. Es war unglaublich, wie schnell wie sich bewegten und wie exakt. Vor und zurück, auf und nieder. In atemberaubend schnell wirbelnden Salti und mörderischen Sturz- und Steilflügen. Spiralen und Pirouetten - so kunstvoll wie tödlich.
Der oberste der Ariel, der sich vom Himmel abgewandt hatte, gegen den General der Seraphim, dessen Ziel es war, der nächste Gott zu werden ... und dafür gewillt war, die Menschheit zu vernichten. Maggie wurde Zeugin eines Kampfes, wie ihn vor ihr nur wenige Menschen je gesehen hatten. Wenn überhaupt.
Allmählich färbte sich der Horizont von Grau zu zartem, dunklem Rosa und dann zu hellerem Orange. Maggie musste zugeben, dass T’Azar hoch oben in der Luft ein wesentlich geschickterer Kämpfer war als zu Beginn des Duells am Boden, und so war er nun nicht länger in der Defensive.
Hin und her schossen die beiden durch den Himmel, mit der Geschwindigkeit und der zickzackenden Flugbahn jagender Libellen, die sehr viel schneller als Raubvögel ihre Flugrichtung wechseln können. Sie hackten aufeinander ein mit ihren uralten Schwertern, die ihr klirrendes und funkendes Lied sangen von Tod und Zerstörung.
Angriff. Block.
Gegenattacke. Finte.
Ausweichen. Stoß.
Nie hatte die Welt zwei ebenbürtigere Krieger erlebt - und Maggies Herz verkrampfte sich bei der Erkenntnis, dass es einmal eine Zeit gegeben hatte - Jahrtausende -, in der diese beiden auf ein und derselben Seite gekämpft hatten.
Wie oft mussten sie miteinander trainiert haben. Wie gut mussten sie einander kennen - ihre Stärken, Schwächen und Tricks. Was musste alles geschehen sein, dass aus diesen zwei Brüdern Todfeinde geworden waren? Maggie stellte fest, dass sie einander sogar ähnlich sahen; nur war der eine hell und blond, und der andere dunkel und schwarzhaarig. Aber in ihnen beiden wohnten die gleiche übernatürliche Kraft, die gleiche Geschicklichkeit, die gleiche grimmige Entschlossenheit und die gleiche aus ihnen herausbrechende Wildheit.
Maggie fühlte Sybaris’ sehnige Hand auf ihrer nackten Schulter, wandte aber nicht den Blick von den erbarmungslosen Kämpfern am Himmel.
„Es wird alles gut“, sagte die Alte leise.
„Wird es nicht“, sagte Maggie beinahe tonlos und fühlte, dass ihre Kehle wie zugeschnürt war. „Axel wird auf jeden Fall verlieren. Besonders, wenn er gewinnt.“
„Wie meinst du das?“
„Das, woran Axel am meisten glaubt, ist, dass es immer eine Wahl gibt“, antwortete Maggie traurig. „Und T’Azar beweist ihm gerade, dass er keine hat, indem er ihm keine lässt. Er zwingt ihn, um seine Freiheit zu kämpfen und nimmt ihm damit das Wichtigste in seinem Leben: die Wahl, niemals gegen seinesgleichen zu kämpfen.“ Sie merkte, dass sie endlich verstanden hatte, was ihren Geliebten ausmachte und bewegte. „Deshalb ist er ins Exil gegangen und hat sich Jahrtausende lang versteckt gehalten. Gezwungen zu sein, seinen eigenen Bruder töten zu müssen, wird Axels Herz brechen, und er wird danach nie wieder so sein, wie er einmal war.“
Sie hörte, wie Sybaris zustimmend seufzte.
Dann sah sie, wie T’Azar Axel mit einer schnellen Serie von kurz geschwungenen Doppelhieben bedrängte, die Axel jedoch allesamt mit seiner einzelnen Klinge parierte, ehe er zum Gegenangriff überging. Wild schlugen ihre Flügel, und die Wipfel der Bäume neigten sich wie unter einem Sturm.
Sie bewegten sich in Richtung der steilen Gebirgswand über der Hütte, und Maggie musste immer schneller rennen, um sie im dichten Gewirr der Bäume nicht aus den Augen zu verlieren. Sybaris und die Wölfe folgten ihr.
Schließlich erreichten sie die Waldlichtung. Die aufgehende Sonne ließ die Felsenklippe, vor der die beiden Engel jetzt kämpften, silbriggolden erstrahlen.
Maggie konnte die verbissene Anstrengung in T’Azars verzerrtem Gesicht lesen, den ungezügelten Zorn, mit dem er die weißen Zähne bleckte ... und die Schweißperlen auf seiner Stirn. Mit einem lauten Schrei hieb er nach vorne; lange nicht mehr so konzentriert wie in den vergangenen Minuten. Axel nutzte das aus und manövrierte geschickt zur Seite weg, sodass T’Azar gegen die Felswand schlug. Doch der Seraph reagierte instinktiv, stieß sich mit den Füßen von dem Felsen ab und machte einen Rückwärtssalto, der ihn unvermittelt hinter Axel brachte.
Wieder stach T’Azar zu, und seine rechte
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