Schwur des Blutes
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Sam warf den Umschlägen einen Blick zu und rollte langsam vom Friedhofsgelände.
~~
Jonas lenkte den Mercedes, so schnell es der Verkehr zuließ, nach Kentfield. Er legte seine Hand auf Ciras, die auf ihrem Schoß ruhte. „Der Freund meines Dads, der Gestaltwandler Lex-Vaun, kannte deinen richtigen, vollständigen Namen, Cira. Du bist seine Nachfolgerin. Ich habe mich zu sehr auf meinen Ring konzentriert, weil wir ihn bereits hatten, die Spur noch heiß war. Herrje, warum habe ich nicht eher daran gedacht? Wir müssen Fay finden …“
„Aber Lex-Vaun ist doch verbrannt worden, oder?“
„Ja, als ich Fay fragte, was die Verewiglichung ist, sagte sie: Die Asche wird verstreut, damit die Verblichenen im Jenseits ihre Gestalt aussuchen können. Die Frage ist, ob Fay den Schmuck ihres Mannes aufbewahrt oder ob der Ring mit verstreut wurde.“
Keine halbe Stunde später parkte Jonas in der Goodhill Road und lief durch den Regen den blumengesäumten Weg zur Villa hinauf. Cira wartete im Wagen, die Gargoyles in unmittelbarer Nähe. Er drückte auf den Klingelknopf und seufzte, denn er spürte bereits die Veränderung. Weder witterte er ein Lebewesen in dem abgelegenen Haus noch Magie, die es schützen sollte. Das Grundstück wirkte gepflegt, doch es schien verlassen. Er erinnerte sich, wie Byzzarus ihm Fays Adresse gegeben hatte, im Gegenzug dafür hatte er dem Schattenwandler seine Mörderin geliefert: Elena-Joyce Fontaine.
Jonas hoffte, dass es der zarten Witwe gut ging. Sie hatte damals bei ihrem Gespräch so zerbrechlich gewirkt. Ihre tiefe Trauer war zu ihm übergeschwappt, obwohl sie diese hinter ihrer ehrbaren Zurückhaltung versteckt hatte.
Jonas rannte zurück zum Auto und wischte sich über das nasse Gesicht.
„Keiner da?“
„Nein. Es sieht so aus, als wäre sie fort.“
Cira lehnte den Kopf an die Stütze. „Du hast sie damals mithilfe von Byzz gefunden. Wo könnte sie sein?“
„Ich weiß nicht … Gestaltwandler werden von allen Wesen gemieden, weil sie die Macht hätten, jeden zu manipulieren.“
„Sie halten sich also im Verborgenen auf …“
„Hey! Du bist ein Schatz.“ Jonas startete und wendete.
Cira lächelte unsicher. „Und? Klärst du mich auch auf?“
Jonas brauste Richtung Golden Gate Bridge. In der Ferne heulten immer wieder Sirenen. „Auf der Suche nach Diandros Mörder habe ich einen Dhampir beauftragt, den besten Detektiv, den San Francisco hat. Angeblich. Nun ja, er sagte mir, dass Gestaltwandler sich gern auf dem Land, in der näheren Umgebung von Parks oder Zoos aufhalten. Was ja logisch ist, wenn sie lieber unerkannt unter Wesen und Menschen leben wollen. Schließlich sind sie in der Lage, sich in jedes Tier zu verwandeln.“
„San Francisco Zoo“, sinnierte Cira, „in der Nähe des Golden Gate Parks mit botanischem Garten.“ Jonas strahlte sie an und nickte.
„Hm.“
Jonas legte Cira die Hand aufs Knie. „Was?“
„Wenn es so leicht ist, sie aufzuspüren, könnten es andere ebenso.“
„Wir sind einzig in der Lage, uns ihr zu nähern, damit sie uns bemerkt. Falls sie nicht gefunden werden möchte, werden wir vergeblich nach ihr suchen.“
„Dann wollen wir hoffen, dass sie uns wohlgesinnt ist.“
Jonas atmete tief durch. Das hoffte er auch.
~~
„Timothy, dreh dich mal um.“
Timothy wirbelte herum, als hätte Ethos ihn mit einem alarmierenden Befehl dazu aufgefordert. Doch er hatte es ebenfalls gewittert. Ein leichtes Prickeln im Nacken, als wenn jemand ihn beobachtete. Kaum spürbar, aber unangenehm. Nichts. Seine Augen, seine feinen Sinne fanden keine Auffälligkeiten, kein Wesen. Timothy ging weiter bis zu einem Kiosk, kaufte sich ein Billighandy und eine Prepaid-Karte.
„Was hast du gespürt, Ethos?“
„Wenn ich das nur wüsste. Vertraut und wiederum auch nicht. Ich kann ja nur das spüren, was du spürst. Oder? Hm, es war … irgendwie gruselig. Und doch bekannt …“
„Du sprichst heute noch mehr in Rätseln als sonst“. „Danke“, sagte er zu dem Mann hinter dem Tresen voller Zeitschriften. Er folgte den Anweisungen, um das Handy zu aktivieren. Als er die Nummer seines Maklers anrief, erwartete ihn eine Überraschung.
„Inspektor Buffalo von der Mordkommission. Ihr Anruf wird zurückverfolgt und aufgezeichnet, bitte legen Sie nicht auf. Mit wem spreche ich bitte?“
Wie er geahnt hatte, erhielt Timothy keinerlei Auskunft darüber, was geschehen war, außer, dass sein Immobilienmakler und dessen Sekretärin nicht mehr unter den
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