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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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Lebenden weilten. Er könnte Buffalo aufsuchen und ihn mit ein bisschen Überredungskunst dazu bringen, alle Informationen preiszugeben, aber etwas viel Dringenderes lastete auf seinem Gemüt. Er musste die Gestaltwandlerin Fay Havelland finden.
Wie der Älteste prophezeit hatte, stand Timothy einige Zeit später vor Eagle Island, ohne sich genau daran erinnern zu können, weshalb er diesen Weg eingeschlagen hatte. Allerdings ahnte er auch so, dass er hier am äußersten Rand des San Francisco Zoos richtig sein dürfte. Mit einem Satz sprang er geschwind auf die kleine Insel und versteckte sich zwischen den Bäumen. Der Weißkopfseeadler Sequoia beäugte ihn misstrauisch und streckte edel seinen kleinkindgroßen Körper. Timothy entschuldigte sich mental für sein Eindringen, doch das Wappentier der USA ignorierte ihn geflissentlich.
„Siehste, siehste. So ist das. Nicht nett“, beklagte sich Ethos.
„Bitte Sequoia“, versuchte Timothy es erneut, „ich muss dringend mit Fay sprechen. Ich werde ihr kein Leid zufügen. Es geht um ihren Mann, Lex-Vaun.“
Der Adler wandte ihm auf dem Ast die Schwanzfedern zu. „Sie sagt, du darfst zu ihr. Ab ins Wasser. Am Grund findest du, was du suchst.“
Timothy bedankte sich, prüfte, ob ein Mensch in Blickweite war, und glitt rasch in den dunkelgrünen Teich. Sehen konnte er unter Wasser nicht viel, deshalb verließ er sich auf seine anderen Sinne. Sie leiteten ihn zu einem unebenen, magisch geschützten Tunnel am Grund, in den er hineinschwamm. Fische huschten davon, beschwerten sich über die Störung. Zum Glück brauchte er keine Luft zum Atmen. Nach mindestens zehn Minuten tauchte er in einer Grotte auf. Er kletterte auf trockenes Felsgestein. Es herrschte Dunkelheit, doch ein zarter Lichtschein drang unter einer Tür im Felsen hervor.
„Sei vorsichtig. Und leise.“
Timothy trat vor und entschied sich gegen Ethos’ Ratschlag. Er klopfte zaghaft an das Holz. Die Berührung löste ein Kribbeln in seinen Knöcheln aus. Magie. Wie gut, dass er Benehmen hatte, sonst wäre er vielleicht geröstet worden. Fay wusste, dass er da war.
„Sagen Sie mir, weshalb Sie hier sind und wie Sie mich gefunden haben?“, tönte es leise und völlig ruhig durch die Tür.
Timothy stellte sich in vollem Umfang vor, dann räusperte er sich. „Als mein Vater vor 93 Jahren den Freitod wählte, gab er mir mit seinen letzten Worten den Rat, mich an Lex-Vaun zu wenden. Die Fürsten leiteten mich zu Ihnen.“
„Sie sprechen ehrliche Worte“, flüsterte sie.
Gestaltwandler vermochten es, Gehirne zu manipulieren, also sicher auch Gefühle zu spüren. Ob sie seine Gedanken lesen konnte?
„Wovor fürchten Sie sich so sehr?“
Timothy schluckte. „Ich bin ein Krýos.“
„Die Gabe des Blauen Blutes .“
„Sie kennen es …?“
Sie lächelte. Er sah es nicht, aber er fühlte es. „Ich bin alt.“
Und weise, dachte er. „Ms. Havelland. Ich möchte Ihnen mein zutiefst empfundenes Beileid wegen Ihres kürzlich erlittenen Verlustes aussprechen.“ Timothy legte sich die Hand aufs Herz.
„Ich danke Ihnen.“ Sie schwieg und er ahnte, dass sie sich die Tränen trocknete. „Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Das weiß ich leider nicht. Mein Dad sagte, ich sollte etwas zur Sprache bringen. Ich vermute, dass er den Fluch des Blauen Blutes meinte. Aber ich weiß es nicht.“ Timothy versagte die Stimme. Er kam sich so schlecht vor. Mit Sicherheit fragte Fay sich, weshalb er erst nach so langer Zeit auftauchte. Warum er nicht sofort versucht hatte, dem letzten Wunsch seines Vaters zu folgen.
„Würde es Ihnen etwas ausmachen, mit mir einen Tee zu trinken, Mr. Fontaine?“
Timothy schaute verwundert auf die im Dunkeln liegende Tür. „Nein, ganz und gar nicht. Ich würde mich geehrt fühlen.“
Das zarte Licht im Türrahmen erlosch, ein Funkenkranz ringelte sich wie eine Schlange um die Ränder der Holztür, dann sprang sie geräuschlos auf. Eine zierliche Frau mit heller Haut stand in einem schwarzen Kleid umrahmt von gemütlichem Lichtschein am oberen Treppenabsatz.
Ihr Gesicht verwandelte sich auf einmal von einem Lächeln zu einer zu Tode erschreckten Horrormaske. Sie schrie schrill, riss die behandschuhten Hände vor den Mund. Ihre Ohnmacht ließ sie willenlos zusammensacken. Timothys Welt zerbrach in unzählige Scherben, als er den leichten Körper auffing.
    ~~
    Kurz nachdem sie den Zoo betreten hatten, begann Jonas zu laufen. Er zog Cira an der Hand mit sich. Sie wollte ihn fragen, was er

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