Schwur fuer die Ewigkeit
Detective Lowe, hatten sich nicht nur einmal, sondern mehrmals für sie eingesetzt. Und nun tat sie ihm das an.
Sie fühlte sich elend, als sie aufstand.
»Claire. Was für eine Freude, wie immer«, sagte er und es klang, als würde er es auch so meinen. »Hier entlang.«
Der Sergeant hielt ihr ein Namensschildchen hin, als sie vorbeiging. Sie steckte es sich ans T-Shirt und folgte Joe Hess in einen großen, schlichten offenen Bereich. Sein Schreibtisch stand fast ganz hinten im Raum, neben einem anderen, der gleich aussah und an dessen Kante der Name seines Partners stand. Keine Kinkerlitzchen. Niemand hatte viele persönliche Dinge auf seinem Schreibtisch. Sie nahm an, dass es hier keine besonders gute Idee war, zerbrechliche Sachen aufzustellen, wenn man jeden Tag zornige Menschen vernehmen musste.
Sie setzte sich auf einen Stuhl neben seinem Schreibtisch; er nahm ebenfalls Platz, beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf das Knie. Er hatte ein freundliches Gesicht und versuchte nicht, sie einzuschüchtern. Vielmehr hatte sie den Eindruck, dass er ihr die ganze Sache erleichtern wollte.
»Hältst du noch durch?«, fragte er sie. Dasselbe hatte Richard Morrell sie gefragt. Sie fragte sich, ob sie so fertig aussah. Wahrscheinlich.
Claire schluckte und schaute auf ihre Hände hinunter und auf die Schriftrolle, die sie in ihrer Rechten hielt. Zögerlich hielt sie ihm diese hin. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Sir, ich... es tut mir so leid.« Sie wollte es ihm erklären, aber im Moment schien es wirklich nicht viel zu geben, das sie entschuldigen könnte. Sie war hier. Sie tat, was Bishop von ihr verlangte.
Dieses Mal hatte sie selbst entschieden, es zu tun.
Dafür gab es keine Entschuldigung.
»Mach dir keine Vorwürfe«, sagte Detective Hess und nahm ihr die Schriftrolle aus der Hand. »Claire, nichts davon ist deine Schuld. Das begreifst du, nicht wahr? Du bist nicht daran schuld, dass Bishop da ist, oder an irgendwelchen anderen Dinge, die hier gerade völlig schieflaufen. Du hast dein Bestes getan...
»War wohl nicht gut genug, was?«
Er musterte sie für einen weiteren langen Moment, dann schüttelte er den Kopf und brach das Siegel an der Schriftrolle. »Wenn irgendjemand versagt hat, dann war es Amelie«, sagte er. »Wir müssen uns überlegen, wie wir jetzt überleben. Damit sind wir auf unerforschtem Gebiet.«
Er rollte die Schriftrolle aus. Seine Hände waren ruhig und sein Gesichtsausdruck mit Bedacht unbewegt. Ihr wurde klar, dass er sie nicht ängstigen wollte. Er wollte nicht, dass sie sich verantwortlich fühlte.
Detective Hess las sich den Inhalt des Papiers durch, dann ließ er zu, dass es sich wieder zu einer lockeren Rolle aufwickelte. Er legte sie auf seinen Schreibtisch, oben auf einen schiefen Stapel Aktenordner.
Sie musste einfach fragen. »Was ist es?«
»Nichts, worüber du dir den Kopf zerbrechen brauchst«, sagte er, was nicht wahr sein konnte. »Du hast deinen Job erledigt, Claire. Geh jetzt. Und versprich mir...« Er zögerte, dann setzte er sich auf seinem Schreibtischstuhl zurecht und öffnete eine Mappe, damit er beschäftigt aussah. »Versprich mir, nichts Dummes zu machen.«
Das konnte sie nicht. Sie hatte das Gefühl, dass sie seit dem Frühstück ohnehin schon drei- oder viermal etwas Dummes gemacht hatte.
Aber sie nickte, denn das war wirklich alles, was sie für ihn tun konnte.
Er schenkte ihr ein geistesabwesendes Lächeln. »Sorry. Viel zu tun hier«, sagte er. Das war gelogen. Er tippte mit einem Stift auf die geöffnete Akte. »Ich muss heute Morgen ins Gericht. Du musst jetzt gehen. Wir sehen uns.«
»Joe...«
»Geh jetzt, Claire. Vielen Dank.«
Er wollte sie schützen, das merkte sie. Er wollte sie vor den Konsequenzen ihrer eigenen Taten schützen.
Sie hatte keine Ahnung, wie sie sich bei ihm je revanchieren konnte.
Während sie hinausging, spürte sie, dass er sie beobachtete, aber als sie zurückblickte, konzentrierte er sich wieder auf seinen Ordner.
»Hey, Claire? Alles Gute zum Geburtstag.«
Sie würde nicht weinen.
»Danke«, flüsterte sie, wobei sich ihr die Kehle zuschnürte. Sie machte die Tür auf und flüchtete vor was immer sie ihm da Schreckliches an den Schreibtisch gebracht hatte.
***
Es war schon fast ein Uhr, als sie in Bishops Büro zurückkam - nicht weil der Weg so weit gewesen wäre, sondern weil sie unterwegs anhalten, sich hinsetzen und ihr Elend in aller Ruhe herausweinen musste. Dann musste sie dafür sorgen, dass
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