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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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verkaufen.“
    „Amanda …“ begann Teresa, an Joses Schulter gelehnt.
    „Auf Wiedersehen, Alicita, Manolito …“ Sie schlüpfte durch den Korridor hinaus in die nachlassende Hitze des Wüstennachmittags. Hund gesellte sich zu ihr, als sie den schattigen Hof verließ, leckte ihre Hände und ihre bloßen, staubigen Füße. Sie streichelte seinen knochigen Rücken. Hund würde niemals in einem Raum mit Houardo bleiben.
    Amanda folgte der von Palmen eingefaßten Straße, die zu den Feldern ihres Vaters führte, ihre Zehen gruben sich in den warmen Sand, sie versuchte, ihren vergeblichen Ärger zu vergessen. Endlich verlangsamte sie ihren Schritt, völlig außer Atem, ein Krampf brannte in ihrer Seite vom langen Anstieg der Straße. Sie sah zurück über die Bucht, sah Schiffe, wie Spielzeuge, die sich im Wind bewegten. So g e hen sie hin, für immer … „Er wird zurückkommen!“
    Hund bellte und wedelte mit dem Schwanz.
    Sie sah hinab, ihre Schulter hing herunter, als sie sich hinunterbeugte, um seinen Kopf zu tätscheln. „Und was wird er finden, wenn er …?“
    Ihre schwielige Hand packte ihn und ließ ihn wieder los. Sie gehen hin, für immer. Doch die Sinnlosigkeit, die Bitte r nis, die Sorgen und Träume verließen sie niemals, ließen sie niemals zur Ruhe kommen. Noch immer hinabblickend, g e wahrte sie einen zerknitterten, daumengroßen Klumpen, sie bückte sich und hob ihn auf, wobei sie noch mehr davon entdeckte, verstreut über die Straße, bis in die angrenzenden Schatten hinein. Datteln hingen in großen Mengen in den grünen Farnwedeln in den Bäumen über ihrem Kopf. Die Ernte nahte, die reifsten Früchte fielen bereits auf die Straße herab. Sie hob sie unverzüglich vom Boden auf und füllte die Taschen ihres Gewandes.
    Als der Weg sich um das letzte Feld vor den Weiden wand, sah sie ihren Vater an der Straße stehen. Sie blieb st e hen; er war nicht allein, drei andere Männer waren bei ihm. Andere Kaufleute, wie sie vermutete, die gekommen waren, um über die Verschiffung seines Getreides zu verhandeln … Sie sah, daß einer von ihnen die eingelegte, ornamentg e schmückte Kette des Bürgermeisters trug; er war geko m men, um den Tribut zu fordern, der zu der Festung in den Bergen von Palos Verdes gesandt wurde. Ihr Herz krampfte sich zusammen; die Männer des Bürgermeisters nahmen gelegentlich auch Frauen als Tribut. Aber sie hatten sie b e reits gesehen, nun konnte sie nicht mehr zurück. So ging sie ihnen weiter entgegen, aber sie lief wie auf glühenden Ko h len.
    Der Agent des Bürgermeisters wandte sich desinteressiert wieder den Feldern zu, als sie näherkam. Sie fühlte die A u gen der anderen Männer, vage neugierig, auf sich und auf dem breiten, ungebeugten Rücken ihres Vaters ruhen. Er hatte sie nicht angesehen, er würde sie niemals wieder anr e den oder ansehen. Sie hielt ihre Augen vorsichtig gesenkt, sah lediglich den Saum seiner langen Kutte und das leuc h tende Erdrot seiner längeren Robe darunter sowie seine mit Sandalen bekleideten Füße. Ich habe nur zwei Töchter, hatte er gesagt. Sie existierte nicht, er würde nicht mit ihr spr e chen, und so konnte auch sie niemals mehr mit ihm reden. Ihre Füße erzeugten kein Geräusch auf der Straße; die Mä n ner begannen ein Gespräch über Weizen, als sie vorübe r ging.
    Plötzlich verstummten sie wieder. Amanda hob den Kopf und sah über die Felder, zurück zum Fluß. Ein hoher, brummender Laut war in der Luft zu hören; stirnrunzelnd überlegte sie, doch die Erinnerung kam nicht. Einer der Männer murmelte etwas. Sie sah, wie er zeigte, sie sah einen dunklen Punkt in der Luft, eine Vogelgestalt, die größer und größer wurde, bis es nicht länger mehr eine Vogelgestalt oder irgendeine andere Gestalt war, die sie kannte. Das G e räusch schwoll mit seinem Näherkommen an, bis sie glau b te, die Luft selbst brande gegen ihre Trommelfelle wie die See an die Küste. Sie bedeckte die Ohren mit den Händen, erstarrt in ihrer Angst, als das Monster über die grünen Blä t terdächer des Olivenhains schwebte. Die Arbeiter auf den Feldern unterbrachen ihre Arbeit und flohen, ihre blitzenden Sensen fielen in den Weizen, ihre Schreie verloren sich in dem fürchterlichen Donnern – das plötzlich verstummte und eine zerbrochene Stille zurückließ.
    Das Monster torkelte dem zur Hälfte gemähten Weizen entgegen, einen Sterbegesang röhrend. Im letzten Moment entrang sich ihm ein keuchender Husten, es sprang noch einmal hoch,

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