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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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vordrangen, vergaß ich das, was wir gesehen hatten – oder versuchte es zumindest, denn ich mußte die ängstlichen Waldläufer beruhigen, die nie zuvor eine zu ebener Erde erbaute Stadt gesehen hatten und ebensowenig Flugzeuge kannten. Kyla ging ich aus dem Wege. Ich wollte weder letzte Worte noch ein Lebewohl. Wir hatten uns bereits voneinander verabschiedet.
    Was die Vorbereitung der Unterbringung der Waldläufer anbetraf, so hatte Forth großartige Arbeit geleistet. Nachdem man sie mit allem Nötigen versorgt und sie beruhigt hatte, ging ich mit zitternden Knien hinunter und stieg in Jay All i sons Kleider. Ich warf einen Blick aus dem Fenster, sah die fernen Berge und las eine Zeile aus dem alpinistischen Fachbuch, das ich mir als junger Bursche auf einer fremden Welt gekauft hatte und das als Fragment einer verwehten Persönlichkeit in Jay Allisons Besitz geblieben war. Es brachte mich mit mir selbst in Konflikt:
     
    Geh und suche das Verborgene,
    das du hinter den Bergen verloren hast …
     
    Ich hatte gerade erst zu leben angefangen. Sicher verdiente ich ein besseres Schicksal als das, in jenem Augenblick, in dem ich zu leben begonnen hatte, wieder unterzutauchen. Verdiente ein Mensch, der vom Leben so gut wie gar nichts wußte, das Leben überhaupt? Warum sollte ich mich in Jay Allison – dieser kalten Persönlichkeit, die nie danach fragte, was hinter dem nächsten Horizont lag – verlieren?
    Hinter den Bergen hatte ich etwas verloren – nichts würde in meinem Ich verlorengehen. Ich fing an, das übertriebene Pflichtbewußtsein zu verfluchen, das mich dazu getrieben hatte, hierher zurückzukehren. Jetzt, da es zu spät war, fühlte ich ein großes Bedauern. Kyla hatte mir das Leben angeb o ten. Ich zweifelte nicht daran, daß ich sie nie wiedersehen würde.
    Aber konnte ich etwas bedauern, an das ich mich nicht e r innern würde? Ich ging zu Forths Büro wie zu meiner eig e nen Beerdigung. Es war meine eigene Beerdigung …
    Forth begrüßte mich herzlich.
    „Nehmen Sie Platz und erzählen Sie mir, wie es war“, sagte er. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich es b e vorzugt, kein Wort zu sprechen. Statt dessen jedoch lieferte ich ihm einen umfassenden Bericht, der hin und wieder sel t same Bilder aus meinem Unterbewußtsein nach oben spülte. Als ich herausfand, daß ich auf nichts anderes als auf eine posthypnotische Suggestion reagierte und im Begriff war, erneut einer Hypnose unterzogen zu werden, war es bereits zu spät, und alles was zu denken mir übrigblieb, war, daß dies schlimmer war als der Tod – es war ein Sterben bei l e bendigem Leibe.
    Jay Allison setzte sich aufrecht hin und richtete sorgfältig seine Krawatte, bevor er seinen Mund zu einer Grimasse verzog, die ein Lächeln darstellen sollte. „Ich nehme an, daß das Experiment erfolgreich war?“
    „Ein voller Erfolg.“ Forths Stimme klang ein wenig barsch und widerwillig, aber das berührte Jay nicht. Er hatte sich seit Jahren daran gewöhnt, daß die meisten seiner U n tergebenen und Vorgesetzten ihn nicht mochten. Er hatte sich schon lange damit abgefunden.
    „Die Waldläufer haben ihr Einverständnis erklärt?“
    „Das haben sie“, sagte Forth überrascht. „Sie erinnern sich an überhaupt nichts?“
    „Nur an Bruchstücke. Wie nach einem Alptraum.“ Jay Allison warf einen Blick auf die Rückseite seiner Hand, b e wegte vorsichtig die Finger und berührte die teilweise b e reits verheilten Wunden. Forth folgte der Richtung seines Blickes und sagte tröstend: „Machen Sie sich keine Sorgen wegen Ihrer Hand. Ich habe sie mir genau angesehen. Es wird nichts von der Verletzung zurückbleiben.“
    Jay erwiderte unbeweglich: „Es sieht mir ganz so aus, als wäre ich ein ziemlich großes Risiko eingegangen. Ist Ihnen überhaupt je bewußt geworden, was es für mich bedeutet hätte, die Beweglichkeit meiner Hand zu verlieren?“
    „Es wäre den Preis wert gewesen“, sagte Forth trocken, „selbst wenn es sich so ergeben hätte. Jay, ich habe die g e samte Geschichte, wie Sie sie mir erzählt haben, auf Band gespeichert. Vielleicht gefällt Ihnen der Gedanke nicht, ein i ge leere Stellen in Ihrer Erinnerung zu haben. Wollen Sie hören, wie Ihr Alter ego die Sache durchführte?“
    Jay zögerte. Dann streckte er die Beine aus und stand auf. „Nein, ich glaube nicht, daß es mich interessieren würde.“ Ein schmerzender Muskel ließ ihn verharren. Er blieb stehen und wartete mit finsterem Gesicht.
    Was war

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