Science Fiction Almanach 1981
zum Symbol einer Welt, die ihm Übles wollte und ihn zwang, ein falsches Vorbild abzugeben.
Ein schwarzer, ätzender Wind schien durch den Raum zu wehen. Jay Allison sagte mit heiserer Stimme: „Ich erinnere mich nur zu gut an Sie.“ Und dann tat er einen brutalen, schmerzenden Schritt.
Die Gewalt des unerwarteten Schlages wirbelte Regis herum, und im nächsten Augenblick legte Jay Allison, der, außer um zu helfen, noch nie ein anderes menschliches W e sen angefaßt hatte, mit stählernem Griff und mörderischen Absichten seine Hände um den Hals des Darkovaners. Die Welt um ihn herum versank in einem scharlachroten Schle i er. Ein Schrei ertönte, dann hörte er laute Geräusche. Und schließlich wurde sein Kopf von einer heißroten Explosion erschüttert …
„Sie sollten das besser trinken“, sagte Forth, und ich stellte fest, daß ich einen Pappbecher zwischen den Fingern hielt. Als ich ihn an die Lippen setzte und daran nippte, setzte Forth sich zitternd hin. Regis nahm die Hand von seiner Kehle und sagte heiser: „Ich könnte auch einen Drink g e brauchen, Doktor.“
Ich ließ den Whisky sinken. „Bevor sich Ihre Halsmu s keln nicht erholt haben, sollten Sie lieber mit einem Schluck Wasser vorliebnehmen“, sagte ich rasch und stand auf, um einen Wegwerfbecher für ihn zu füllen. Als ich ihm diesen reichte, hielt ich in plötzlicher Verwirrung inne und sah, daß meine Hand zitterte. Einige Tropfen des Wassers spritzen zu Boden. Ich schluckte und sagte heiser: „… Trinken Sie’s nur.“
Regis trank ein paar Tropfen, verzog schmerzhaft das G e sicht und sagte: „Es war meine eigene Schuld. In dem M o ment, als ich Jay Allison sah, wußte ich, daß er nicht bei Sinnen war. Wenn er nicht einen Überraschungsangriff g e startet hätte, wäre ihm das nicht gelungen.“
„Aber … Sie sagen er … Ich bin doch Jay Allison“, erw i derte ich. Meine Knie wurden weich, und ich mußte mich hi n setzen. „ Was, zum Teufel, ist passiert? Ich bin nicht Jay … aber auch nicht Jason …“
Ich konnte mich an mein ganzes Leben erinnern, aber der Brennpunkt hatte sich verschoben. Ich fühlte immer noch die alte, nostalgische Liebe für die Waldläufer; aber gleic h zeitig wußte ich mit absoluter Sicherheit, daß ich Dr. Jason Allison junior war, der das Bergsteigen aufgegeben hatte und Spezialist für darkovanische Parasitologic geworden war. Ich war weder Jay, der diesen Planeten ablehnte, noch war ich Jason, der von ihm abgelehnt worden war. Aber wer war ich dann?
Regis sagte leise: „Ich habe Sie schon einmal gesehen – als Sie vor dem Alten der Waldläufer niederknieten.“ Und mit einem kauzigen Lächeln fügte er hinzu: „Als der unwi s sende und abergläubische Darkovaner, der ich nun einmal bin, würde ich sagen, daß Sie ein Mann waren, der zum Spielball zwischen den Göttern und den Dämonen wurde.“
Ich sah den jungen Hastur hilflos an. Noch vor ein paar Sekunden hatten sich meine Hände um seinen Hals gelegt. Jay oder Jason, von Selbsthaß und Mißgunst verblendet, hätten für diese Wahnsinnstat jeweils dem anderen die Schuld in die Schuhe schieben können.
Ich konnte es nicht.
„Wir könnten den Weg des geringsten Widerstandes g e hen und uns darauf einigen, einander nie wieder zu sehen“, sagte Regis. „Wir könnten aber auch den schwierigeren wählen.“ Er streckte die Hand aus, und nach einer Weile verstand ich. Ich ergriff sie, und wir begrüßten uns mit e i nem Händedruck, wie zwei Fremde, die sich gerade erst kennengelernt haben. „Ihre Arbeit mit den Waldläufern ist beendet“, sagte Regis, „aber wir Hasturs haben uns dazu bereit erklärt, den Terranern einige Informationen über uns e re Wissenschaften – speziell die Matrixtechnik – zu liefern. Dr. Allison … Jason, du kennst Darkover, und ich glaube, daß wir mit dir zusammenarbeiten könnten. Außerdem weißt du einiges über die veränderte menschliche Psyche. Ich möchte dich also fragen: Hättest du Interesse daran, einer von jenen zu sein, die bald zu uns kommen? Du würdest ideal dazu passen.“
Ich warf durch das Fenster einen Blick auf die fernen Berge. Die auf mich zukommende Arbeit würde geeignet sein, beide Persönlichkeiten in mir zu befriedigen; die unst e te ebenso wie die rational handelnde – und von nun an wü r den keine Gespenster mehr meinen Geist durchwandern. „Ich bin einverstanden“, sagte ich zu Regis. Dann wandte ich mich entschlossen von ihm ab und ging in die Quartiere der
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