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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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der Vorzeit. Er ist das geworden, was in den jämmerlichen Zeiten der Gesundmacher und der Keime ‚krank’ genannt wurde.“
    Hirn spricht: „Was ansteckend ist, muß vernichtet werden! Es wird beantragt, den farbigen Grauen, den letzten lebenden Dichter, durch die Röhren herunterzutreiben.“
    Auge und Ohr stimmen zu.
    Das Fernzeichen durch besondere kürzeste Wellen, von denen jede Welle eine Zahl und damit eine Anordnung bedeutet, ersucht, den farbigen Grauen in den Würfel der Schreiber Nr. 1 bis 3 herabzusenden. Gleichzeitig wird durch eine andere Welle bestimmt, daß Wärter Nr. 1 des Schaugefängnisses für die letzten lebendigen Wesen und der Techniker für altes Denken herabzusenden sind. Der Techniker für altes Denken bearbeitet das, was in den Kinderzeiten der Menschheit Kultur genannt wurde und jetzt der Abteilung Geschichte der Versteinerungen eingeordnet ist.
    In kurzer Zeit wird der Wärter Nr. 1, der Techniker für altes Denken und der farbige Graue abgeworfen.
    In einer der Vorzeiten des grauen Geschlechts, in der Zeit der Rassen und Klassen, als Klasse sprach: ich stehe über Rasse! – in dieser Zeit hatte man Rohrleitungen für Briefe, Wasser, Gas, Öl. Diese Fernleitungen sind jetzt verlassen. Energie wird durch Elementezerfall in Zeit gebracht, gradweise hergestellt und den Maschinen zugeführt. Nicht Drehung, Schwung oder hemmende Reibung sind da, sondern das Zerfallen atmet Kraft aus und wird in besonderen Maschinen aufgespeichert.
    Einige der Röhren unter der Erde sind ausgebaut worden. Es gibt enge und weite Röhren für Mitteilungen oder Menschen. In einen unterirdischen Kessel an den drei Beratungswürfeln der drei mal drei Schreiber münden viele Röhren. Maschinenmenschen und Sachen werden durch ungeheuer verdichtete Luft in rasender Geschwindigkeit durchgedrückt und an dicken Gummiwänden aufgefangen. Da alles in Leichtmetall gehüllt ist, erfolgt nur selten eine Anbrechung oder Knickung. In den Maschinenmenschen ist nur noch wenig Fleisch und Blut.
    Die Zeit des Papiers ist vorüber. Alle Aufzeichnungen werden in dünne Platten von unzerbrechbarem Leichtmetall eingeschlagen.
    Der farbige Graue, Wärter Nr. 1 aus dem Schaugefängnis der letzten lebendigen Wesen und der Techniker für altes Denken werden gebracht. Sie sind noch ein wenig vom Sausen befallen, aber das ist der langen Gewöhnung gemäß nur gering und geht alsbald in die übliche Viereckigkeit über.
    Auge spricht: „Als ich zuletzt von hier das Schaugefängnis der letzten lebendigen Wesen fernsah, fand ich nichts darin, was wie dieser farbige Graue aussah. Ist eine falsche Montage solcher Art inzwischen eingeliefert?“
    Der Wärter Nr. 1 antwortet: „Nein. Es ist nur der letzte lebende Philosoph verzeichnet. Aber er hat eine weiße Anhäufung am Kinn und ist weit über 70 Planjahre alt. Er wird bald von selbst auslöschen und anorganisch werden.“
    Hirn spricht: „Hast du, farbiger Grauer, der du gemäß Ratsbeschluß als letzter lebendiger Dichter festgestellt bist und in das Schaugefängnis der letzten lebendigen Wesen überführt werden sollst, eine Begründung oder eine Erklärung für dein außerplanmäßiges Verhalten?“
    Der farbige Graue senkt das Haupt. Er schien nachzudenken. Er antwortet zum erstenmal und sagte leise: „Nein. Es ist in mir. Ich kann es nicht erklären.“
    Hirn spricht: „Erweichung, Rückfall.“
    Ohr spricht: „Ich höre fern, was jetzt der alte Philosoph murmelt. Es klingt ähnlich wie dies Geklapper.“
    Hirn spricht: „Techniker für altes Denken: besteht die Möglichkeit, daß der farbige Graue, der letzte lebende Dichter, und der letzte lebende Philosoph in ihrer maschinellen Struktur nach demselben oder sehr ähnlichem Riß entworfen wurden?“
    Der Techniker für altes Denken antwortet: „Das ist, rückwärts gedacht und betrachtet, in hohem Maße wahrscheinlich, hat also den höchsten Grad wissenschaftlicher Sicherheit. Ebenso wie Sinn und Sinn sich immer ähnlich ist, ist Unsinn und Unsinn immer nahe verwandt. Eine Gegenüberstellung beider Insassen brächte sofort Sicherheit.“
    Hirn fordert durch elektrische Welle den letzten lebendigen Philosophen aus dem Schaugefängnis an. Er wird in kurzer Zeit abgeworfen und ist benommen. Wärter Nr. 1 stellt ihn zurecht. Er schlägt ein müdes Auge voll Trauer und Versunkenheit auf- und schweigt.
    Hirn, Auge und Ohr betrachten ihn, das fremde Tier.
    Hirn fragt: „Was tust du, Philosoph?“
    Der alte Philosoph antwortet:

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