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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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dahinjagende Maschine plötzlich bremsen ließ –
    Wenn er zu weit fuhr! Zu weit in eine Zukunft hinein, für welche die Gegenwart, die Pierre Maurignac suchte, schon tote Vergangenheit war! Wo alle die längst dahin waren, die sein Herz hier geliebt! Denn ein Zurück gab es dann für ihn nicht mehr; der Hebel, der die Maschine rückwärts steuerte, war ja abgebrochen!
    Was tun?
    So sehr er sich scheute, die Maschine hinaus ins Freie zu bringen, wo sie – in den Pausen seiner Fahrt, weil sie sichtbar wurde – –allen Wechselfallen und aller Unbill der Zeiten ausgesetzt war, so sehr er sich selbst dabei der vielleicht für ihn verhängnisvollen Neugier der Menschen aussetzte, die ihm in blindem Unverstand die wunderbare Maschine und damit die einzige Möglichkeit zur Heimfahrt vernichten konnten, – – – – so sehr schien es doch im Interesse einer genauen Zeitbestimmung angebracht. Denn hier in der dunklen Höhle hatte er gar keine Kontrolle darüber, wie weit er fuhr.
    Und eben wollte er versuchen, die schwere Maschine trotz aller Hindernisse herauszutransportieren, selbst, wenn der engergewordene Eingang ihre teilweise Zerlegung erfordern sollte – – als ihm plötzlich ein rettender Gedanke kam.
    Er besaß ja ein untrügliches Merkmal dafür, ob er wieder in seiner Zeit angekommen, also gewissermaßen auf den Nullpunkt seiner Fahrt zurückgekehrt war: Offenbar trug ihn die Maschine nur in der Zeit, nicht auch im Räume fort; denn sie hatte ihren Standort hier in der Kalksteinhöhle bisher nicht geändert, wie Pierre aus verschiedenen kleinen Merkzeichen sah.
    Aber – – dann mußte er auf seiner Heimfahrt durch dieselbe Minute wieder fahren, in welcher er in Gegenwart seiner lieben Jeanne hier in der Höhlenschmiede seine unfreiwillige, wunderbare Reise begann!
    Und schon saß er im Sattel und drehte den Hebel –
    Und nun galt es, die Augen aufzuhalten!
    Und das tat er – und fuhr dahin in banger Hoffnung, durch die grauen Schatten, die in eintönigem Rhythmus heller und dunkler ihn umfluteten, wie brandende Wellen im unendlichen Meer – –endlos – – endlos –
     
4
     
    In der alten Höhlenschmiede saß Jeanne Dauvergne in tiefer Trauer.
    Hier war ja der Ort, wo sie mit Pierre zum letzten Male zusammengewesen, ehe er auf so rätselhafte Weise verschwand.
    Alles lag und stand noch so, wie er es verlassen, all die Werkzeuge, mit denen er an der seltsamen Maschine gearbeitet.
    Ach, wenn ihre Wünsche und Gebete ihn zurückrufen könnten! In ihrem Schmerz um den Verlorenen machte sie sich jetzt Vorwürfe, daß sie ihn doch eigentlich veranlaßt, sich auf die unheimliche Maschine zu setzen, – daß sie also ihn dem dunklen Verhängnis überliefert habe … Lange saß sie so – – träumend und sich sehnend – –
    Da fuhr sie auf.
    Vor ihr, aus dem Halbdunkel der Höhle geboren, erschien plötzlich wie eine Halluzination – – Pierre, ihr Geliebter – – undeutlich, schattenhaft, wie ein Bild, das sich ins Nichts auflöst!
    „Pierre!“ schrie sie auf, erfreut und entsetzt zugleich –
    Im nächsten Moment war die Erscheinung verschwunden.
    Jeanne eilte aus der Höhle, zitternd, leichenblaß – –
    Mit hochklopfendem Herzen, die Hände auf die stürmisch wogende Brust gepreßt, stand sie vor Pierres Mutter und erzählte ihr die Vision.
    Die Greisin zog sie stumm an ihr Herz. Ihr war das Erzählte nur eine Selbsttäuschung des liebenden, im Grunde seines Wesens erschütternden Mädchens; warum aber sollte sie ihr den schönen Wahn mit kalten Worten zerstören! – – –
    Da ertönten auf dem Vorsaal Schritte – –
    Die beiden Frauen horchten auf.
    So ging nur einer!
    Die Tür flog auf –
    „Pierre!“
    Und lachend und weinend sank der Heimgekehrte in ihre Umarmungen.
    – – – – – – – – – –
    Und die Zeitmaschine? wird der geneigte Leser fragen.
    Der freundliche, hilfsbereite und – – neugierige Bürgermeister des kleinen Ortes ist schuld, daß sie – – nicht mehr vorhanden ist.
    Als sich die Kunde von Pierres wunderbarer Reise und Wiederkehr schnell wie ein Lauffeuer von Haus zu Haus verbreitet hatte, kamen die Einwohner alle, um ihm zu gratulieren und ein klein wenig dabei ihre große Neugier zu befriedigen, – voran, in feierlicher Amtstracht, der Herr Bürgermeister.
    Pierre erzählte, soviel er den Leuten von seinem Abenteuer verdeutlichen konnte, und führte sie schließlich in die Höhle, wo die Zeitmaschine stand.
    Weil sich alle in dem engen Räume

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