Science Fiction Almanach 1982
drängten, um das merkwürdige Ding zu sehen, schlug der Herr Maire vor, die Maschine vorsichtig ins Freie zu tragen.
Das geschah – und bald stand das glitzernde Ding mit all seinen Stangen und Wellen und Scheiben draußen vor der Höhle unter Gottes freiem Himmel.
Pierre erklärte, soweit er es vermochte, den wunderbaren Mechanismus.
„Und Sie meinen, daß die Maschine wirklich wieder in die Zeit reist, so bald man diesen kleinen Hebel bewegt?“ fragte der Herr Maire.
„Augenblicklich!“ bestätigte Pierre.
„Ich kann es mir nicht denken!“ sagte der Maire, und wie er, schüttelten viele ungläubig den Kopf.
„Wenn Sie Lust haben, die Reise zu versuchen, bitte – –“ rief Pierre, mit einer verbindlich einladenden Handbewegung auf den Sattel der Maschine weisend.
„Das gerade nicht, Monsieur Pierre! Aber es ist doch unglaublich! Unglaublich! Also dieser kleine Hebel setzt das große, plumpe Ding in Bewegung? Und man sieht doch keine treibende Kraft, keinen Motor usw. – – Dieser kleine Hebel?!“
Und damit hatte der würdige Herr Maire die Hand auf die kleine Metallstange gelegt und sie – – halb aus Aufregung, halb aus ungeduldiger Neugier – ein wenig bewegt – –
Ein Schlag ertönte – ein Luftwirbel ließ die Umstehenden erschreckt zurückweichen – – einen Augenblick lang sah man noch ein Durcheinanderwirbeln von glänzenden Metallteilen, Stangen, Wellen und Scheiben – – Dann war der Platz, auf dem die Zeitmaschine gestanden, leer!
„Sie ist fort! Himmel! – Sie ist wahrhaftig fort, Monsieur Pierre!“ rief der Bürgermeister bestürzt aus.
„Sagte ich’s Ihnen nicht? – – Ja, – – sie ist fort – – auf Nimmerwiedersehen, Herr Bürgermeister!“ – – – – –
„Diese Halunken!“ rief Pierre, ärgerlich und belustigt zugleich. „Also – – das war der schauderhafte, stechende Schmerz, der mich wieder zur Besinnung gebracht hat! – Diese infamen Halunken!
Aber – schließlich muß ich ihnen und ihrer Tätowierkunst nur dankbar sein! Ohne die stechenden Schmerzen, die mir ihre Feuersteinmesser bereitet, hätten sie auch mir wahrscheinlich in der Bewußtlosigkeit, wie den andern, den Schädel geraubt, um ihn zu einem Trinkgefäß umzuarbeiten –“
Er zog Jeanne lächelnd an sich – – „Du wirst mir deshalb nicht gram werden, liebe, kleine Jeanne, nicht wahr? Der Höhlenbär ist ja nur ein Schönheitsfehler – – und zum Glück sieht ihn ja niemand weiter –“
„Und – –“ schloß die alte Mutter, die Arme um beide legend und schalkhaft von dem einen zur andern sich wendend – „und, Kinderchen, er wird ja hoffentlich sich nicht mit forterben!“
Paul Gurk
Der letzte Dichter
In dieser Zeit lebt das graue Geschlecht in Hoch- und Höchsthäusern über der Erde. Die letzte Vorzeit wird die Untererdzeit genannt. Es ist noch nicht allzulange her, daß die Wege der Menschen- und Güterbewegung auf der Erde liefen, die Wohnstädte und Fabrikstädte aber unter der Erde. Sie liefen auch auf Schienen, denn die Unsicherheit der Erdhohlräume machte ein ständiges Beobachten und nicht seltenes Verschieben des Fabrikations- und Wohnprozesses erforderlich. Das Hinabgehen unter eine gewisse Tiefenmeterzahl verbot die unausstehliche, unausrottbare Durchglutung der tieferen Erde. Es wäre zwar möglich gewesen, das Asbestgeschlecht zu züchten, aber es gelang durch keine Versuchsreihe zu erreichen, daß glühende Luft geatmet werden konnte. Das dauernde Herabsaugen der Übererdluft erzeigte sich als zu umfangreich, kostspielig und gefährlich.
So ist das graue Geschlecht des Leichtmetalls geworden. Die Einsteigschächte verfallen bis auf die, die man ausbaut und als riesige Fahrstuhlgehäuse montiert. Unter der Erde, in der Tiefe von 30 bis 50 Metern, liegen jetzt nur noch die Schienenwege und die Straßen für den Verkehr der elektrisch getriebenen Wagen, die auf einer oberen Zuleitungsschiene laufen. Elektrischer Strom ist wie Wasser vorhanden und überall abzuzapfen. Auch Schuppen für Ersatzteile ziehen sich unter der Erde hin. Die großen Beratungswürfel aber, fensterlos, fugenlos, unverbrennbar, zerfallen fast alle.
Vor dieser Untererdzeit war die Luftzeit, die Zeit der Flugschiffe und Luftwagen. Jetzt sind Felder und Städte auf der Erde. Da aber jedes Feld gebraucht wird, um mehr Graue zu ernähren, ist jedes Haus ein Hochhaus. Es handelt sich nur darum, neue Häuser noch höher zu bauen. Damit wird zugleich die
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