Science Fiction Almanach 1983
worden. Erst im Taschenbuch (wo nicht so streng überwacht wurde) konnten Horrorromane gedruckt werden. Mythische Romane mögen als Pendant für die Fantasy angesehen werden (siehe „Mythisches und Kosmisches“). Zurück zum Horror, der sich hin und wieder in anderen Genres versteckt zeigte. In den Krimis hatten es die Detektive/Kommissare gelegentlich mit übersinnlichen Erscheinungen zu tun (was damals nicht als Horror, sondern als Mystizismus bezeichnet wurde), und in den Tropen-Romanen stießen die wackeren Forscher auch schon einmal in verwitterten Tempeln auf uralte Gottheiten und anderes Übersinnliche. Ausnahmen sind die im Rappen-Verlag in Goslar erschienene Reihe Der Magische Roman {14} und im Bethke-Verlag die Reihe Mysterium-Bücher , die jedoch durch die Bank indiziert wurden. In den siebziger Jahren gerieten dann beim Rekord-Verlag in Viersen Dan Shocker- Romane in die Leihbücher. Es handelte sich dabei um Nachdrucke der Heftserie von J. Grasmück, die mindestens bis 1976 verlegt wurden. Damit dürfte Rekord mit sehr großer Wahrscheinlichkeit der letzte tätige Leihbuch-Verlag gewesen sein.
ENTWICKLUNG
„Der Autor entreißt … dem Zeitgang der Ewigkeit eine Episode.“ (Aus der Inhaltsangabe zu: B. Andrew, Alpha Centauri; Feldmann, 1958)
Schon im Hitlerdeutschland waren gewerbliche Leihbüchereien weitverbreitet. Die damalige Heftpublikation war auf Grund der kriegsbedingten Papierknappheit zum Erliegen gekommen. Wer also etwas lesen wollte, mußte sich ein Buch leihen. Diese besondere Form von Bibliotheken überlebte den Krieg.
Bereits 1946/47 erschienen in Deutschland wieder mindestens zwanzig neue SF-Titel. {15} Wie für alle abenteuerliche Literatur brach auch in der Science Fiction die „Neue Zeit“ aus, d.h. vor allem, Faschismus und Weltkrieg wurden erstaunlich schnell verdrängt {16} . Mehr noch, die deutsche SF bastelte in den ersten Nachkriegsjahren eifrig an der Legen de, ihr sei im Dritten Reich die Rolle einer Art von Widerstandsliteratur zugekommen {17} . Ein Anspruch, der natürlich wenig Gültigkeit besaß, vor allem dann nicht, als von eini gen Autoren sogar eine Art Reinwaschung des NS-Regimes ansatzweise versucht wurde (z.B. in der Serie Frank Kenney {18} ).
Die Leihbüchereien überlebten nicht nur, sondern wuchsen in der Nachkriegszeit auch stark an. Bis 1960 soll es in der BRD 28000 gewerbliche Leihbüchereien gegeben haben.
Auch die Science Fiction erlebte in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre einen ersten Boom. Die Raumfahrt begann, Raketen hoben von der Erde ab, der Sputnik umkreiste unseren Planeten. Dadurch bedingt, wuchs das Interesse an der Zukunftsliteratur – ungeahnte Möglichkeiten schienen sich auf zutun. Gleichzeitig machte sich aber (mit dem Vorstoß im All in engem Zusammenhang stehend) das Phänomen der ‚Ufo-Hysterie’ breit – hervorgerufen von der jähen Erkenntnis des „Wir sind nicht allein“ und der irrational-panischen Angst, die Russen könnten neue Geheimwaffen entwickeln.
Die Leihbücher bleiben in der SF nicht allein, auch wenn sie bis weit in die sechziger Jahre hinein noch das Medium der Zukunftsliteratur schlechthin bleiben (1957 kamen pro Vierteljahr bis zu 20 neue SF-Leihbuch-Titel in die Büchereien). Schon seit 1949 belieferte der Verlag Gebr. Weiß den Buchhandel mit SF-Titeln. Kurzzeitig tat es ihm der Rauch-Verlag gleich. Größere Bedeutung erlangten die Heftreihen: 1953 kam Utopia (Pabel), 1954 Utopia-Großband (Pabel), 1956 Luna (Lehning), 1957 Terra (Moewig) und so fort. Vor allem den Aktivitäten Walter Ernstings war es zu verdanken, daß die SF bei
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