Science Fiction Almanach 1983
nur „Freder van Holk“ publizierte (beide Autorennamen sind Pseudonyme). 1954 betrat Bewin den Markt, ein Verlag, der sich immerhin bis 1971 halten konnte. Neben einigen Übersetzungen erschienen im SF-Bereich vor allem viele deutsche Autoren, von denen etwa der Hälfte später der Absprung zum Heftroman gelang. Schon seit 1952 brachte der Verlag Gebr. Zimmermann unter den verschiedensten Verlagsnamen (Hönne, Widukind, Balowa) SF-Leihbücher heraus. Hier sind auch die meisten Übersetzungen ausländischer Autoren zu finden (sogar ein Roman von Stanislaw Lem). Neben vielen deutschen Autoren erschien bei Zimmermann auch der Nachdruck der Perry Rhodan- Serie . Ein Unikum war der Awa-Verlag in München, der von 1954-1961 hauptsächlich Übersetzungen gleichzeitig in drei Ausgaben vertrieb: als Leihbuch zum einen, als Hardcover und als Taschenbuch zum anderen für den Handel.
Die daneben existierenden Kleinverlage (deren genaue Anzahl unbekannt ist, da manche nur einen einzigen SF-Band veröffentlichten und andere nur regional verbreitet waren) konzentrierten sich im Bereich der SF zumeist auf einen Autor: Neben den schon genannten Verlagen Iris und Bielmannen sind da vor allem Ravenna in Basel mit utopischen Kriminalromanen von W. D. Rohr (unter dem Pseudonym Alan Reed – diese Bände sind nicht in der Taschenbuch-Reihe beim Pabel-Verlag nachgedruckt worden), Engelbert in Balve (heute noch im Bereich des Jugendbuches aktiv) mit W. W. Bröll oder Fresco in Frankfurt mit Winston Brown zu nennen. Verworren stellt sich ein Verlags-Konglomerat dar, das ausschließlich Werke von Kurt Brand publizierte: 1956 gründete sich in Köln Alka, der sich 1957 in Kölner Verlags-KG umtaufte. Daraus wurde 1959 der Steinebach-Verlag (Köln) mit den Ablegern Andra (Ratingen), Luro (Köln) und Alberti (Köln), wobei sich letzterer bis 1960 hielt und dann in Liquidation ging. Neben SF verlegte man dort auch Kriminalromane von Kurt Brand. Es darf wohl vermutet werden, daß Brand, zeitweise selbst Inhaber der größten Leihbücherei Kölns, einigen Einfluß auf dieses Konglomerat hatte {12} .
Die Leihbuch-Verlage deckten in der Regel die ganze Bandbreite der Trivialliteratur ab. Manche davon lassen sich auch heute noch im Heft-Sektor wiederfinden (Arzt-, Schicksals-, Schloß-, Heimatromane, Western und Krimis), für andere besteht in unserer Zeit wohl keine Nachfrage mehr (Legionärs-, Piraten-, historische und Abenteuerromane an exotischen Orten). Bei den Piratenromanen taten sich u.a. „Diego el Santo“ und „Pierre de Chalon“ hervor (beides Pseudonyme von K. H. Scheer) {13} , und bei den Legionärsgeschichten findet man ebenfalls K. H. Scheer unter den fleißigsten Autoren wieder (unter den Pseudonymen Klaus Tannert und – wahrscheinlich – Rolf Torak). Aber nicht nur Scheer, auch andere im SF-Bereich tätige Autoren versuchten sich in anderen Genres. Hier sei nur Kurt Roecken genannt (heute noch als Autor von SF-Jugendromanen tätig), der unter dem Pseudonym „Reg Chappell“ mindestens 27 Kriminal-Leihbücher schrieb (Auflage dort mit 3000 angegeben). Besonders bei den Verlagen Kelter und Bastei sind etliche Leihbuch-Krimis in den diversen Heft-Reihen nachgedruckt worden. Hier seien vor allem die Serien Mac Driving, Pit Comber, Scott Kelly, Mister Mo, Inspektor Gordon, Pat Wilding (ca. 50 Bände) genannt.
Der SF verwandte Genres wie die Fantasy oder Weird Fiction findet man im Leihbuch hingegen nur vereinzelt. Speziell für den Horrorroman spielte damals wohl die Indizierungs-Problematik eine Rolle. Die genretypischen Grausamkeiten wären sofort indiziert
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