Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2
gestern. Ich bin einfach vom Standpunkt der Erziehung aus einen Abkürzungsweg gegangen.“
„Bei Gott!“ Sein Vater lachte nun laut und herzhaft. Er entdeckte, daß seine Zigarre ausgegangen war, und zündete sie von neuem an. „Paß mal auf! Nachdem du dich ja an die nächsten dreißig Jahre erinnern kannst, dann sag mir doch mal, wann dieser Krieg – ich meine der jetzige – endet!“
„Die Übergabe der Japaner wird genau um neunzehn Uhr eins, das heißt sieben Uhr eins, am 14. August bekanntgegeben werden. Das heißt Dienstag in einer Woche. Du sorgst besser dafür, daß wir genügend zu essen im Hause haben. Alle Läden werden bis Donnerstag früh geschlossen sein, selbst die Restaurants.
Ich erinnere mich, daß wir damals außer ein paar Resten nichts im Hause hatten.“
„Wie praktisch es ist, einen Propheten in der Familie zu haben! Ich werde dafür sorgen, daß Frau Stauber genügend einkauft. Dienstag in einer Woche? Das kommt aber recht plötzlich, oder nicht?“
„Den Japanern wird das auch so vorkommen“, erwiderte Allan. Er begann zu beschreiben, wie alles vor sich gehen würde.
Sein Vater fluchte leise. „Weißt du, ich habe wohl Gerüchte über atomische Energie gehört, dachte aber, das sei alles pure Phantasie. War das die Sorte Bombe, die dich tötete?“
„Sie war ein reines Kinderspiel gegen die meine. Das Ding, das mir den Garaus machte, explodierte siebzehn Kilometer weit weg.“
Blake Hartley pfiff leise. „Und das wird also in dreißig Jahren geschehen. Weißt du, mein Sohn, wenn ich du wäre, ich hätte es keineswegs gerne, so was im voraus wissen zu müssen.“ Er schaute Allan einen Augenblick lang an. „Bitte, wenn du es weißt, erzähl mir nie, wann ich sterben werde!“
Allan lächelte. „Das kann ich auch gar nicht. Unmittelbar ehe ich an die Front fuhr, bekam ich einen Brief von dir. Du warst damals achtundsiebzig Jahre alt, und du gingst noch immer auf Jagd und zum Fischen, und du flogst dein eigenes Flugzeug. Ich aber werde mich dieses Mal in keiner Schlacht von Buffalo töten lassen, und wenn ich’s verhindern kann, wird es überhaupt keinen Dritten Weltkrieg geben.“
„Aber – du sagst doch, alle Zeit existiert dauernd koexistent und total gegenwärtig“, sagte der Vater. „Dann liegt doch das alles vor dir, und mit jedem Ticken der Uhr näherst du dich ihm.“ Allan schüttelte den Kopf. „Weißt du, woran ich mich erinnerte, als Frank Gutchall kam, um den Revolver zu leihen?“ fragte er. „Nun, das letztemal, da war ich nicht zu Hause. Damals war ich mit Larry Morton im Kanuklub schwimmen. Als ich etwa eine halbe Stunde später als jetzt nach Hause kam, fand ich das Haus voller Schutzleute. Gutchall hatte dir das achtunddreißiger Offiziersmodell abgeschwätzt und war nach Hause gegangen. Er hatte seine Frau viermal durch den Leib geschossen und sie schließlich mit einem Schuß hinters Ohr erledigt. Den sechsten Schuß hatte er dann dazu verwendet, sich selbst umzubringen. Die Polizisten fanden heraus, woher der Revolver kam. Sie nahmen es dir ziemlich übel, daß du ihn ausgeliehen hattest. Du bekamst ihn niemals zurück.“
„Das trau ich dieser Bande ohne weiteres zu.“
„Dieses Mal wollte ich nun nicht, daß wir den Revolver einbüßten, noch daß dein Name in die Geschichte verwickelt würde. Die Gutchalls an sich kümmerten mich nicht“, sagte Allan. „Der Hauptgrund aber, warum ich Gutchall mit einer Zwangsjacke versorgte, war der, daß ich sehen wollte, ob man die Zukunft ändern könne. Nun weiß ich, daß das geht. Offenbar gibt es zusätzliche Zeitdimensionen, Linien alternativer Möglichkeiten. Als ich Erinnerungen der Zukunft mitbrachte in die Gegenwart, da fügte ich der Kausalkette gewisse Faktoren hinzu. Damit hat eine völlig neue Linie von Wahrscheinlichkeiten begonnen. Ohne jede Vorbereitung vermochte ich einen Mord und einen Selbstmord zu verhindern. Habe ich dreißig Jahre Zeit, dann werde ich auch einen Weltkrieg verhindern können. Die Mittel, es zu tun, besitze ich.“
„Die Mittel?“
„Unbegrenzten Reichtum und Einfluß! Hier!“ Allan zog ein Stück Papier hervor und reichte es dem Vater hin. „Bei richtigem Gebrauch können wir damit allein zwei oder drei Millionen Dollar verdienen. Es ist eine Liste aller Sieger in den Pferderennen von Preakness und Belmont von heute bis zum Jahre 1970. Das wird uns mit dem nötigen Anfangskapital versorgen. Und dann vergiß bitte nicht, daß ich so eine Art Chemiker war!
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