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Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Titel: Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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weggenommen
hatte, dann spielte ich eben mit ihnen.“
„Hat man je versucht, dich zu schlagen?“
„O ja. Aber ich hatte ein Buch über das Boxen – mit Bildern. Man kann nicht viel von Bildern lernen, aber ich hatte auch etwas Übung, und das half. Aber ich wollte nicht
gewinnen. Das ist es, was mir an den Geschicklichkeits- und Kraftspielen gefällt – da sind mir meine Gegner gewachsen, und ich brauche nicht dauernd aufzupassen, daß
ich nicht angebe oder versuche, jemanden zu dominieren.“ „Du hast also hin und wieder bewußt versucht, andere zu
beherrschen.“
„In den Büchern drängen sich alle um den Jungen herum, der sie neue Spiele lehren oder sich neue Sachen zum
Spielen ausdenken kann. Aber ich stellte fest, daß das gar
nicht so ist. Sie wollen nur die ganze Zeit das gleiche tun –
zum Beispiel Verstecken spielen. Es macht keinen Spaß,
wenn der erste, der erwischt wird, ,es’ das nächstemal ist.
Der Rest läuft bloß herum und versucht gar nicht erst, sich
zu verstecken oder wegzulaufen, weil es egal ist, ob man
sie erwischt oder nicht. Die Jungs begreifen das einfach
nicht, daß es besser wäre, wenn der letzte ,es’ würde.“ Timothy sah auf die Uhr.
„Ich muß jetzt gehen“, sagte er. „Es hat mir Spaß gemacht, mit Ihnen zu sprechen. Dr. Welles. Ich hoffe, ich
habe Sie nicht zu sehr gelangweilt.“
Welles erkannte das Echo und lächelte dem kleinen Jungen zu. „Du hast mir nichts vom Schreiben erzählt. Hast du
angefangen, ein Tagebuch zu führen?“
„Nein. Es war eine Zeitung. Eine Seite pro Tag, nicht
mehr und nicht weniger. Ich mache das immer noch“, vertraute Tim ihm an. „Aber ich bekomme jetzt mehr auf die
Seite. Ich schreibe mit der Maschine.“
„Schreibst du jetzt mit beiden Händen?“
„Die linke Hand ist geheim. Für die Schule und solche
Dinge gebrauche ich die rechte Hand.“
Als Timothy gegangen war, gratulierte sich Welles im
stillen. Aber den ganzen nächsten Monat über erfuhr er
nichts mehr. Tim offenbarte ihm überhaupt nichts von Bedeutung. Er redete vom Ballspielen, schilderte die freudige
Überraschung, die seine Großmutter über das schöne Kätzchen empfand, erzählte, wie es wuchs und wie es spielte.
Er berichtete ernsthaft faszinierende Fakten, wie zum Beispiel, daß er gerne mit der Eisenbahn führe und daß sein
Lieblingstier der Löwe sei und daß er sich wünschte, einmal Schnee fallen zu sehen. Aber kein Wort von dem, was
Welles zu hören wünschte. Der Psychiater, der wußte, daß
er wieder auf die Probe gestellt wurde, wartete geduldig.
Und dann, eines Nachmittags, als Welles glücklicherweise,
ohne mit einem Patienten beschäftigt zu sein, auf seiner
Veranda saß und Pfeife rauchte, kam Timothy Paul in den
Garten. „Gestern hat Miß Page mich gefragt, ob ich Sie
sehen würde, und ich habe ja gesagt. Sie sagte, sie hoffe,
meine Großeltern fänden das nicht zu teuer, weil Sie ihr
gesagt hatten, daß ich ganz in Ordnung wäre und sie sich
keine Sorgen um mich zu machen brauche. Und dann fragte ich Oma, ob es teuer wäre, wenn Sie mit mir sprechen,
und sie sagte ,O nein, mein Lieber; die Schule zahlt dafür.
Deine Lehrerin hatte die Idee, daß du ein paarmal mit Dr.
Welles reden solltest’.“
„Ich bin froh, daß du zu mir gekommen bist, Tim, und
ich bin sicher, daß du mich nicht an die beiden verraten
hast. Niemand bezahlt mich. Die Schule zahlt dann für
meine Dienste, wenn es einem Kind schlecht geht und seine Eltern arm sind. Das ist neu, seit 1956. Man kann vielen
verhaltensgestörten Kindern helfen – das ist für den Staat
viel billiger, als wenn sie verrückt werden oder Verbrecher
oder so etwas. Du verstehst das alles. Aber – setz dich
doch, Tim! – ich kann dem Staat in deinem Fall keine
Rechnung stellen, und deinen Großeltern auch nicht. Du
bist, soweit ich erkennen kann, in jeder Hinsicht hervorragend angepaßt, und wenn ich den Rest gesehen habe, werde ich dessen sogar noch sicherer sein.“
„Oh – dann wäre ich nicht gekommen …“ Tim stammelte verwirrt. „Sie sollten Geld dafür bekommen. Ich nehme
Ihnen so viel Zeit weg. Vielleicht sollte ich überhaupt nicht
mehr kommen.“
„Ich finde schon, daß du das solltest. Du nicht?“ Der Junge setzte sich auf den Schaukelstuhl und schaukelte nachdenklich vor und zurück. Der Stuhl quietschte. „Du interessierst dich für mich. Du bist neugierig“, sagte
er.
„Das ist nicht alles, Tim.“
Quietsch-quietsch. Quietsch-quietsch.
„Ich weiß“, sagte Timothy.

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