Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2
meiner Schreibmaschine – und sagte, ich wollte ein
Konto eröffnen, und hier sei ein Scheck als erste Einzahlung. Oh, ich hatte schreckliche Angst, und mußte mir die
ganze Zeit sagen, daß mir ja schließlich niemand viel tun
könne. Das war mein eigenes Geld. Aber Sie wissen ja
nicht, wie es ist, wenn man nur ein kleiner Junge ist! Sie
schickten mir den Scheck zurück, und ich bin eines zehnfachen Todes gestorben, als ich ihn sah. Aber der Brief erklärte alles. Ich hatte ihn nicht unterschrieben. Sie schickten mir auch ein Formular, das ich ausfüllen sollte. Ich
wußte nicht, wie viele Lügen ich wohl riskieren durfte.
Aber es war mein Geld, und ich mußte es bekommen.
Wenn ich es in die Bank schaffen konnte, dann konnte ich
es auch eines Tages wieder herausholen. Ich gab ‚Schriftsteller’ als Beruf an und behauptete, ich wäre vierundzwanzig. Ich hielt das für schrecklich alt.“
„Ich würde die Geschichte gerne sehen. Hast du die
Zweitschrift noch?“
„Ja“, sagte Tim. „Aber niemand hat es bemerkt – ich
meine, ,T. Paul’ konnte natürlich jeder sein. Und als ich an
den Zeitungsständen Zeitschriften für Schriftsteller sah und
sie kaufte, kam ich dahinter, ein Pseudonym für die Geschichte zu verwenden, aber oben in die Ecke meinen richtigen Namen und meine Adresse zu schreiben. Vorher benutzte ich nur ein Pseudonym und bekam die Sachen
manchmal überhaupt nicht zurück oder hörte nichts mehr
von ihnen. Manchmal aber schon.“
„Und was hast du dann gemacht?“
„Oh, dann habe ich den Scheck an mich zahlbar ausgestellt und mit dem Pseudonym unterschrieben und dann
meinen eigenen Namen darunter gesetzt. Hatte ich Angst,
das zu tun! Aber es war mein Geld.“
„Nur Kurzgeschichten?“
„Artikel auch. Und alles mögliche andere. Doch das genügt jetzt für heute. Nur – ich wollte nur sagen – vor einer
Weile hat T. Paul der Bank geschrieben, ein Teil des Geldes sollte auf ein Scheckkonto übertragen werden. Um Bü
cher per Post kaufen zu können und so. Und um Sie bezahlen zu können, Dr. Welles …“
Das klang plötzlich ganz formell.
„Nein, Tim“, sagte Peter Welles entschieden. „Das Vergnügen ist ganz meinerseits. Ich möchte gerne die Geschichte sehen, die veröffentlicht wurde, als du acht Jahre
alt warst. Und einige der anderen Dinge, die T. Paul so
reich machten, daß er sich einen beratenden Psychiater leisten kann. Und würdest du mir um Himmels willen sagen, wie das alles vor sich geht, ohne daß deine Großeltern
davon erfahren?“
„Großmutter meint, ich würde Coupons ausfüllen und
Schachteldeckel einschicken und so Zeug“, sagte Tim. „Sie
trägt die Post nicht herein. Sie sagt, ihrem kleinen Jungen
würde das so große Freude machen. Jedenfalls hat sie das
gesagt, als ich acht war. Ich habe den Postboten gespielt.
Und da waren natürlich auch Coupons – ich habe sie ihr
gezeigt, bis sie – das war wohl beim drittenmal – sagte,
solche Dinge interessierten sie wirklich nicht sehr. Inzwischen hat sie sich angewöhnt, darauf zu warten, daß ich die
Post hole.“
Peter Welles dachte, daß dies wirklich ein Tag der Offenbarung war. Er verbrachte einen ruhigen Abend zu Hause, hielt sich den Kopf und stöhnte, und versuchte, alles in
sich aufzunehmen.
Und dieser IQ – 120, Unsinn! Der Junge hatte ihn an der
Nase herumgeführt. Tim hatte offensichtlich genügend über
IQ-Tests gelesen, um ihn mit Erfolg zu manipulieren. Wozu der Junge wohl fähig war, wenn er wirklich kooperierte? Welles beschloß, eben das herauszufinden.
Er fand es nicht heraus. Timothy Paul absolvierte den
ganzen Bereich der Tests für überdurchschnittlich intelligente Erwachsene, ohne irgendeinen Fehler zu machen. Es
gab einfach keine Tests, die imstande waren, seine echte
Intelligenz zu messen. Timothy Paul hatte in einem Alter,
das man noch mit einer Ziffer ausdrücken konnte, Problemen gegenübergestanden und sie gelöst, die für einen
durchschnittlichen Erwachsenen unlösbar gewesen wären. Er hatte sich der schwierigsten Aufgabe angepaßt, die es überhaupt gab – der nämlich, ein ganz normaler, durch
schnittlicher kleiner Junge zu sein.
Aber es gab ganz bestimmt noch mehr über ihn in Erfahrung zu bringen. Was schrieb er? Und was tat er außer Lesen und Schreiben, Tischlerkurse besuchen, Katzen züchten und die ganze Welt täuschen?
Als Peter Welles einige von Tims Arbeiten gelesen hatte, stellte er zu seiner Überraschung fest, daß die Kurzgeschichten des Jungen von einer großen
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