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Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Titel: Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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„Ich glaube es. Hören Sie,
darf ich Peter sagen? Wir sind doch jetzt Freunde.“ Bei ihrem nächsten Zusammentreffen erzählte Timothy
Einzelheiten über seine Zeitung. Er hatte jedes einzelne
Blatt aufgehoben, angefangen bei den ersten zerknitterten,
schwerfällig mit Druckbuchstaben und Bleistift geschriebenen Ausgaben, bis zu den letzten, die sorgfältig mit Maschine geschrieben waren. Aber zeigen wollte er sie Welles
nicht.
„Ich habe einfach jeden Tag all die Dinge aufgeschrieben, die ich sagen wollte, die Nachrichten oder Informationen oder Meinungen, die ich unausgesprochen hinunterschlucken mußte. Es ist also ein wirres Durcheinander. Die
ersten Blätter sind schrecklich komisch. Manchmal vermute ich nur noch, womit sie sich befaßten, was mich dazu
brachte, sie zu schreiben. Manchmal erinnere ich mich.
Über die Bücher, die ich gelesen habe, habe ich auch etwas
geschrieben, und dann habe ich sie benotet, so wie in der
Schule, in zwei Punkten – wie mir das Buch gefiel, und ob
es gut war. Und ob ich es schon einmal gelesen hatte.“ „Wie viele Bücher liest du? Wie groß ist deine Lesegeschwindigkeit?“
Es erwies sich, daß Timothys Lesegeschwindigkeit bei
neuen Büchern, die für Erwachsene geschrieben waren,
zwischen acht- und neunhundertfünfzig Worten die Minute
schwankte. Ein durchschnittlicher Krimi – die las er sehr
gerne – dauerte bei ihm etwas mehr als eine Stunde. Den
Geschichtsstoff für ein Jahr eignete Tim sich leicht an, indem er das ganze Buch während des Jahres drei- oder
viermal las. Er entschuldigte sich dafür, erklärte aber, daß
er wissen mußte, was in dem Buch stand, um bei Klassenarbeiten nicht zuviel von dem preiszugeben, was er aus anderen Quellen erfahren hatte.
Die Abende, wenn seine Großeltern glaubten, daß er
Hausaufgaben machte, verbrachte er damit, andere Bücher
zu lesen oder seine Zeitung zu schreiben oder ,sonst irgend
etwas’. Wie Welles vermutet hatte, hatte Tim alles gelesen,
was die Bibliothek seines Großvaters enthielt und alles in
der öffentlichen Bibliothek, das ihn interessierte und nicht
in den geschlossenen Kästen stand, und alles, das er sich
aus der Staatsbibliothek bestellen konnte.
„Was sagen die Bibliothekare denn?“
„Sie meinen, die Bücher seien für meinen Großvater.
Das sage ich ihnen auch, wenn sie fragen, was ein so kleiner Junge mit einem solch großen Buch vorhätte. Peter, das
beunruhigt mich, daß ich so oft lügen muß. Das muß ich
doch, oder?“
„Soweit ich das verstehen kann, mußt du das“, pflichtete
Welles ihm bei. „Aber hier in meiner Bibliothek ist auch
Material für eine Weile. Aber es muß auch hier einen verschlossenen Kasten geben, Tim.“
„Könnten Sie mir sagen, warum? Ich weiß, wie es mit
den Büchern in der Bibliothek ist. Einige von ihnen könnten den Leuten Angst machen, und einige sind …“ „Einige meiner Bücher könnten auch dir Angst machen,
Tim. Wenn du willst, erzähle ich dir ein wenig über abnormale Psychologie, und dann wirst du wahrscheinlich
begreifen, daß es besser für dich ist, wenn du nicht zuviel
darüber weißt, wenigstens nicht, so lange du nicht ausgebildet bist, mit solchen Fällen umzugehen.“
„Ich will nicht morbid sein“, pflichtete Tim ihm bei.
„Also gut. Ich werde nur lesen, was Sie mir geben. Und
von nun an will ich Ihnen mehr sagen. Wissen Sie, da war
nämlich noch mehr als die Zeitung.“
„Das habe ich mir schon gedacht. Willst du mit deinem
Bericht fortfahren?“
„Es ging an, als ich zum erstenmal einen Leserbrief an
eine Zeitung schrieb – unter einem falschen Namen natürlich. Sie haben ihn abgedruckt. Eine Weile machte mir das
mächtigen Spaß – fast jeden Tag einen Leserbrief unter allen möglichen Namen. Und dann weitete ich mich auf Magazine aus, wieder Briefe an die Redaktion. Und Ge
schichten – Geschichten habe ich auch versucht.“ Er sah Welles etwas zweifelhaft an, aber der sagte nur:
„Wie alt warst du denn, als du deine erste Kurzgeschichte
verkauftest?“
„Ach“, sagte Timothy. „Und als dann der Scheck kam,
mit meinem Namen darauf, ,T. Paul’, wußte ich nicht, was
ich damit anfangen sollte.“
„Ja freilich. Was hast du dann gemacht?“
„Die Bank hatte ein Schild im Fenster. Ich lese immer
Schilder, und das fiel mir dann ein. ‚Bankgeschäfte per
Post.’ Sie können sich ja vorstellen, daß ich ziemlich verzweifelt war. Also beschaffte ich mir den Namen einer
Bank auf der anderen Seite der Bucht und schrieb ihnen –
mit

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