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Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Titel: Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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näher standen als der SF und sich durch stilistische Brillanz, farbigen Symbolcharakter und nicht selten eine melancholisch-nostalgische Grundstimmung auszeichneten. Bradbury wurde in den fünfziger Jahren zu einem angesehenen, weit über die Grenzen der SF hinaus bekannten Autor, und einige Kritiker hielten ihn sogar für den bedeutendsten amerikanischen Erzähler nach dem 2. Weltkrieg. Kein Wunder, daß er daraufhin zwei Jahrzehnte lang das „gehätschelte Lieblingskindchen“ der SF war, der Vorzeigeautor, mit dem man beweisen konnte, daß man es zu literarischen Ehren gebracht hatte.
    Ray Bradburys schriftstellerisch beste Zeit lag in der Periode von 1946 bis 1955, und wir wußten selbst nicht genau, für welche Dekade er wichtiger war. Viele seiner besten Stories waren in den Jahren 1946 – 50 entstanden, andererseits gehört er stilistisch eindeutig in die fünfziger Jahre, wie wir das von Sturgeon auch annehmen. Wir entschieden uns schließlich für die vierziger Jahre, genauer, für die Grenze zwischen den vierziger und fünfziger Jahren. Daher fiel unsere Wahl auch auf „Kaleidoscope“, eine Story, die übrigens im Oktober 1949 in „Thrilling Wonder Stories“ erschien, und nicht auf die 1946 publizierte Kurzgeschichte „The Million Year Picnic“, denn wenn man Bradbury in den vierziger Jahren ansiedelt, stellt er einen Wandel, einen Übergang dar. Seine SF war nicht die von John W. Campbell jr. und „Astounding“, seine SF war die der Stimmung, des Gefühls, der hauchzarten Prosa. Er beschrieb nicht den Aufbruch in unendliche Weiten, seine Weltsicht war die der melancholischen Besinnung.
    Der erste Stoß schnitt die Seite des Raumschiffs wie mit einem riesigen Büchsenöffner auf. Die Männer wurden wie ein Dutzend zappelnde Silberfische in den Weltraum geschleudert. Sie fielen nach verschiedenen Richtungen in ein dunkles Meer; und das Schiff, in Millionen kleinen Teilchen, verfolgte weiter seine Bahn – ein Meteorenschwarm, der eine verlorene Sonne sucht.
    „Barkley, Barkley, wo bist du?“
    Der Klang von Stimmen, wie wenn verirrte Kinder in einer kalten Nacht einander rufen.
„Woode, Woode!“
„Käpt’n!“
„Hollis, Hollis, hier spricht Stone.“
„Stone, hier spricht Hollis. Wo sind Sie?“
„Ich weiß nicht. Wie könnte ich auch? Wo ist oben? Ich falle. Guter Gott, ich falle.“
Sie fielen. Sie fielen wie Kieselsteine in einen Brunnenschacht. Sie waren zerstreut wie Spielwürfel nach einem gewaltigen Wurf. Und an Stelle der Menschen waren da nur noch Stimmen – alle Arten von Stimmen, körperlos und doch leidenschaftlich erregt, in verschiedenen Stadien des Entsetzens und der Resignation.
„Wir treiben auseinander.“
Das entsprach den Tatsachen. Hollis, der sich langsam um seine senkrechte Achse drehte, wußte, daß es wahr war. Er nahm es mit einem unbestimmten Gefühl der Erkenntnis hin. Sie trieben in verschiedenen Richtungen auseinander, und nichts konnte sie wieder zusammenbringen. Sie trugen ihre luftdichten Raumanzüge mit den Glashelmen über ihren bleichen Gesichtern, hatten aber keine Zeit mehr gefunden, ihre Rückstoßpistolen umzuschnallen. Mit diesen hätten sie sich gleich kleinen Rettungsbooten durch den Raum schießen können, sich und andere retten, einander finden und sammeln, bis sie eine Insel von Menschen bilden und einen Plan schmieden konnten. Ohne die Rückstoßpistolen jedoch waren sie willenlose Meteore, die jeder einem anderen unwiderruflichen Schicksal entgegenschnellten.
Eine Spanne von vielleicht zehn Minuten verstrich, während der das erste Entsetzen sich legte und einer kalten Ruhe Platz machte. Der Raum begann ihre Stimmen wie auf einem großen, dunklen Webstuhl seltsam zu verflechten, hin und her, ein letztes, endgültiges Muster webend.
„Stone an Hollis. Wie lange können wir uns über Funk verständigen?“
„Das hängt davon ab, wie schnell du in deiner und wie schnell ich in meiner Richtung abtreibe.“
„Eine Stunde, schätze ich?“
„Das sollte reichen“, sagte Hollis, geistesabwesend und mit ruhiger Stimme.
„Was ist eigentlich passiert?“ fragte Hollis einen Augenblick später.
„Das Raumschiff flog in die Luft, weiter nichts. Auch Raumschiffe explodieren gelegentlich“, antwortete der Kommandant.
„In welche Richtung treiben Sie?“
„Sieht so aus, als ob ich mit dem Mond zusammenstoßen werde.“
„Und ich mit der Erde. Zurück zur alten Mutter Erde, mit zehntausend Meilen pro Stunde. Ich werde aufflammen, wie ein

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