Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2
welcher Stelle in der Galaxis die Sterne und die Milchstraße in diesem Winkel zu sehen waren. Sie gerieten in völlige Verwirrung.
Tommy war es, der schließlich erkannte, daß auch die Fremden für ihre Demonstrationen eine eigene Sternenkarte angefertigt hatten und daß sie eine spiegelverkehrte Darstellung der gefälschten Karte war, die Tommy ihnen vorher gezeigt hatte.
Darüber mußte Tommy grinsen. Allmählich gewannen die Fremden seine Sympathie. Sie waren keine Menschen, aber sie hatten einen sehr menschlichen Sinn für das Lächerliche. Etwas später versuchte Tommy es mit einem harmlosen Witz. Er mußte in Kode-Nummern übersetzt und diese in kryptische Gruppen von Kurzwellen umgewandelt werden, und der Himmel mochte wissen, was für ein Sinn sich daraus ergab, wenn sie das andere Schiff erreichten. Es war kaum anzunehmen, daß jemand über einen Witz, der diese Umformungen erfahren hatte, immer noch lachen konnte. Aber die Fremden schienen die Pointe zu verstehen.
Für einen der Fremden war die Kommunikation eine ebenso normale Tätigkeit geworden wie das Arbeiten an der Kodiermaschine für Tommy. Beide entwickelten eine ziemlich verrückte Freundschaft, indem sie sich über Kodierer, Dekodierer und Kurzwellensender unterhielten. Wenn die offiziellen Botschaften gar zu viele technische Probleme enthielten, streute der Fremde manchmal einwandfrei nichttechnische Ausdrücke ein, die an Slang erinnerten. Oft klärten sie das Durcheinander. Tommy hatte aus keinem bestimmten Grund seinem Kollegen auf dem anderen Schiff den Namen „Buck“ gegeben, und beim Dekodieren wurde regelmäßig die „Buck“-Karte gezogen, wenn dieser bestimmte Fremde eine Botschaft mit seinem eigenen Symbol signierte.
In der dritten Woche der Kommunikation erschien plötzlich im Kartengeber folgende Botschaft für Tommy:
Du bist ein guter Junge. Es ist zu traurig, daß wir einander töten müssen. – BUCK.
Tommy hatte sich genau die gleichen Sorgen gemacht. Er tippte die klägliche Antwort:
Uns gelingt es nicht, einen Ausweg zu finden. Wißt ihr einen?
Eine Pause entstand, und wieder füllte sich der Kartengeber:
Wenn wir einander glauben könnten, ja. Unser Kapitän würde sich darüber sicherlich sehr freuen. Aber wir können euch nicht glauben, und ihr könnt uns nicht glauben. Wir werden euch nach Hause verfolgen, wenn wir eine Chance dazu bekommen, und ihr werdet uns nach Hause verfolgen. Aber das Ganze tut uns leid. – BUCK.
Tommy Dort brachte die Botschaften dem Kapitän.
„Sehen Sie, Sir!“ drängte er. „Diese Leute sind fast menschlich, und ich finde, daß sie prima Kerle sind.“
Der Kapitän beschäftigte sich eifrig mit seiner wichtigen Aufgabe, Dinge zu finden, über die er sich Sorgen machen konnte, und sich dann auch Sorgen darüber zu machen. Er antwortete müde: „Sie sind Sauerstoffatmer. Ihre Luft enthält achtundzwanzig Prozent Sauerstoff anstatt zwanzig, aber sie kämen auf der Erde sehr gut zurecht. Sie wäre eine wünschenswerte Eroberung. Und wir wissen immer noch nicht, welche Waffen sie besitzen beziehungsweise entwickeln können. Möchten Sie ihnen mitteilen, wie sie die Erde finden können?“
„N-nein“, gestand Tommy unglücklich.
„Wahrscheinlich empfinden sie dasselbe“, fuhr der Kapitän fort. „Und selbst wenn es uns gelänge, einen freundschaftlichen Kontakt herzustellen, wie lange würde er wohl freundschaftlich bleiben? Sollten ihre Waffen den unseren unterlegen sein, werden sie sich sagen, daß sie sie ihrer Sicherheit wegen verbessern müssen. Und sobald wir davon erführen, würden wir sie zermalmen, solange wir es noch können – unserer Sicherheit wegen! Sollte es zufällig anders herum sein, müßten sie uns vernichten, bevor wir ihren Vorsprung aufgeholt hätten.“
Tommy schwieg, aber er trat unruhig und nervös von einem Fuß auf den anderen.
„Wenn wir dies schwarze Schiff zerstören und nach Hause zurückkehren“, führte der Kapitän aus, „dann wird die Regierung der Erde verärgert sein, daß wir keine Angaben darüber mitbringen, woher es gekommen ist. Aber was sollen wir tun? Wir können noch von Glück sagen, wenn wir lebendig nach Hause kommen und die Menschheit zu warnen vermögen. Es ist ausgeschlossen, daß wir aus diesen Geschöpfen mehr an Information herausholen als wir ihnen geben, und wir teilen ihnen ganz bestimmt nicht unsere Adresse mit! Wir sind uns rein zufällig begegnet. Wenn wir das Schiff vernichten, wird es vielleicht für weitere tausend
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