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Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Titel: Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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erobern war. Doch dadurch wurde auch die Bedrohung größer, und ein Kampf erschien immer unvermeidlicher.
    Es war jedoch merkwürdig, wie gut sich fremde Gehirne verstehen konnten. Tommy Dort, der über seiner Kodiermaschine schwitzte, stellte fest, daß aus den steifen Anordnungen von Wortkarten, die er anfangs empfangen hatte, persönliche Anreden wurden. Er hatte die Fremden nie anders als auf dem Bildschirm gesehen, und das bei Licht, das sich um mindestens eine Oktave von dem unterschied, bei dem sie selbst sahen. Ihnen wiederum mußte er sehr eigenartig vorkommen in dieser Beleuchtung, die für die Augen der Fremden schon weit im ultravioletten Bereich lag. Aber ihre Gehirne arbeiteten auf verblüffend gleiche Weise. Tommy Dort empfand Sympathie und schon beinahe Freundschaft für die durch Kiemen atmenden, kahlköpfigen, mit trockenem Humor begabten Geschöpfe in dem schwarzen Raumschiff.
    Diese geistige Verwandtschaft brachte ihn dazu, eine Art Tabelle mit den Aspekten des sie quälenden Problems zu entwerfen. Er glaubte nicht, daß die Fremden den Wunsch hatten, die Menschen zu vernichten. Tatsächlich hatten die Botschaften der Fremden auf der Llanvabon eine Haltung erzeugt, die der Toleranz zwischen feindlichen Soldaten während eines Waffenstillstands auf der Erde glich. Die Menschen fühlten keine Feindseligkeit, und wahrscheinlich ging es den Fremden ebenso. Aber aus streng logischen Gründen mußten sie töten oder getötet werden.
    Tommys Tabelle ging dem Problem systematisch zu Leibe. Er machte in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit eine Liste der Ziele, die die Menschen anstreben mußten. Das erste war, die Nachricht von der Existenz der Fremden nach Hause zu befördern. Das zweite war, die Lage der fremden Kultur in der Galaxis festzustellen. Das dritte war die Weitermeldung von möglichst vielen Informationen über diese Kultur. – Für das dritte Ziel wurde bereits eine Menge unternommen, aber es war wahrscheinlich unmöglich, das zweite zu erreichen. Das erste – und damit alles andere – hing von dem Ausgang des Kampfes ab, der unvermeidlich schien.
    Die Ziele der Fremden waren genau die gleichen, so daß die Menschen ihre Erreichung verhindern mußten: Erstens, die Nachricht von der Existenz der Menschen durfte nicht zur Heimatwelt der Fremden befördert werden, zweitens, die Fremden durften nicht entdecken, wo sich die Erde befand, und drittens, die Fremden durften keine Informationen bekommen, die ihnen halfen oder sie ermutigten, die menschliche Rasse anzugreifen. Und wieder arbeitete man an der Erreichung des dritten Ziels, und das zweite würde man wahrscheinlich zu verhindern wissen. Aber was das erste Ziel betraf, hing alles vom Ausgang des Kampfes ab.
    Es gab keinen Weg, der harten Notwendigkeit auszuweichen. Das schwarze Schiff mußte zerstört werden. Die Fremden würden keine andere Lösung ihrer Probleme sehen als die Zerstörung der Llanvabon. Aber Tommy Dort, dem jämmerlich zumute war, betrachtete seine Tabelle und sagte sich, daß nicht einmal ein vollständiger Sieg eine perfekte Lösung darstellte. Ideal wäre es, wenn die Llanvabon das fremde Schiff zur eingehenden Untersuchung zur Erde mitnehmen könnte. Nur dadurch wurde das dritte Ziel vollständig erreicht. Tommy fand die Vorstellung eines so vollständigen Sieges erschreckend, vorausgesetzt, daß er überhaupt möglich war. Ebenso zuwider war es ihm, nichtmenschliche Wesen zu töten, die den menschlichen Gedankengang nachvollziehen konnten, es sei notwendig, eine Flotte von Kampfschiffen auszurüsten und eine fremde Kultur zu zerstören, weil ihre Existenz eine Gefahr bedeutete. Diese rein zufällig erfolgte Begegnung hatte eine Situation geschaffen, die nur die völlige Vernichtung zur Folge haben konnte.
    Tommy Dort war wütend auf sein eigenes Gehirn, weil es ihm keine praktikable Lösung lieferte. Es mußte eine Lösung geben! Es stand zu viel auf dem Spiel! Es war einfach absurd, daß zwei Raumschiffe – von denen keins für einen Kampf gedacht war – miteinander kämpfen sollten, damit der Überlebende eine Nachricht nach Hause bringen konnte, die die gesamte Rasse in hektische Vorbereitungen zu einem Krieg gegen die ahnungslose andere stürzen würde.
    Wenn folglich beide Rassen gewarnt werden konnten und jede erfuhr, daß die andere keinen Krieg wünschte, und wenn sie miteinander kommunizieren konnten, ohne die Lage der Heimatwelten preiszugeben, bis ein gewisses Fundament für gegenseitiges Vertrauen

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