Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2
Jahre keinen Kontakt mehr geben. Und das ist ein Jammer, weil der Handel so viele Vorteile mit sich bringen würde. Aber um Frieden zu schließen, braucht man zwei, und wir können es nicht riskieren, ihnen zu vertrauen. Die einzige Lösung ist, sie zu töten, wenn wir können, und wenn wir es nicht können, dafür zu sorgen, daß sie nichts finden, was sie zur Erde führen wird. Mir gefällt das gar nicht“, schloß der Kapitän erschöpft, „aber einen anderen Weg gibt es einfach nicht.“
Auf der Llanvabon arbeiteten fieberhaft zwei Gruppen von Technikern. Die eine bereitete das Schiff auf den Sieg, die andere auf die Niederlage vor. Für den Sieg gab es allerdings nur wenig vorzubereiten. Die Strahler waren die einzigen Waffen, auf die man in etwa bauen konnte. Ihre Halterungen wurden vorsichtig geändert, so daß sie nicht mehr mit einer Schwenkmöglichkeit von nur fünf Grad starr geradeaus zielten. Elektronische Kontrollen, die über Funk gesteuert wurden, hielten sie mit absoluter Präzision auf ein gegebenes Ziel gerichtet, ganz gleich, welche Manöver dieses ausführte. Außerdem fand ein bisher unerkanntes Genie im Maschinenraum eine Möglichkeit zum Speichern der Energie, durch die die normale Leistung der Schiffsmaschinen kumuliert und in Stößen abgegeben werden konnte, die weit über den normalen Werten lagen. Theoretisch wurde die Feuerkraft der Strahler dadurch vervielfacht und ihre zerstörerische Wirkung beträchtlich erhöht. Aber es gab nicht viel, was sonst noch getan werden konnte. Die Gruppe, die das Schiff auf die Niederlage vorbereitete, hatte wesentlich mehr Spielraum. Sternenkarten, Navigationsinstrumente mit verräterischen Anzeigen, die FotoDokumentation, die Tommy Dort auf der sechsmonatigen Reise von der Erde gemacht hatte, und alle anderen Unterlagen, aus denen sich die Lage der Erde ableiten ließ, wurden in versiegelten Schränken untergebracht. Wenn jemand, der den komplizierten Prozeß des Öffnens nicht genau kannte, sich an ihnen zu schaffen machte, verbrannte der Inhalt aller Schränke augenblicklich zu Asche, und die Asche wurde so durcheinandergerührt, daß keinerlei Hoffnung auf eine Wiederherstellung mehr bestand. Natürlich blieb eine Möglichkeit, die Schränke sicher zu öffnen, für den Fall, daß die Llanvabon siegreich sein sollte.
Atombomben wurden über die ganze Hülle des Schiffes verteilt. Fand die menschliche Besatzung den Tod, ohne daß das Schiff vollständig zerstört wurde, detonierten die Atombomben, sobald die Llanvabon längsseits des fremden Fahrzeugs gebracht wurde. Man hatte keine fertigen Atombomben an Bord, aber kleine Reserveeinheiten für den Antrieb. Es war nicht schwierig, sie so umzuändern, daß sie bei der Aktivierung keine gleichmäßige Energie abgaben, sondern detonierten. Und vier Männer der Crew blieben ständig in Raumanzügen mit geschlossenen Helmen, um sofort kampfbereit zu sein, wenn das Schiff durch einen unvorhergesehenen Angriff in vielen Abteilungen durchlöchert werden sollte.
Einen solchen Angriff hätte man jedoch nicht verräterisch nennen können. Der fremde Kapitän hatte offen gesprochen. Er verhielt sich wie jemand, der sich realistisch sagt, daß Lügen keinen Sinn haben. Der Kapitän der Llanvabon wiederum wußte die Ehrlichkeit zu schätzen. Jeder von beiden betonte – vielleicht wahrheitsgemäß –, er wünsche, es möge sich Freundschaft zwischen den beiden Rassen entwickeln. Aber beide Seiten waren sich klar darüber, daß der jeweils andere alle Anstrengungen unternahm, um die eine Information herauszufinden, die er selbst verzweifelt geheimhalten wollte – die Lage seines Heimatplaneten. Und keiner wagte es, von der Voraussetzung auszugehen, der andere sei nicht imstande, seine Spur zu verfolgen. Denn jeder hielt es für seine Pflicht, den Heimatplaneten der fremden Rasse zu lokalisieren, und keiner wollte die Existenz seiner eigenen Rasse aufs Spiel setzen, indem er dem anderen Vertrauen schenkte.
Sie konnten den Einsatz, um den es beim Kampf gehen würde, erhöhen, indem sie vorerst fortfuhren, Informationen auszutauschen. Aber für den Einsatz, den jeder von beiden wagte, gab es eine Grenze. Keiner würde Informationen über Waffen, Bevölkerungszahl oder Hilfsmittel preisgeben. Nicht einmal die Entfernung ihrer Heimatbasis vom Krabbennebel verrieten sie. Sicher, sie tauschten Informationen aus, und jeder bemühte sich, seine eigene Zivilisation als so mächtig hinzustellen, daß sie gar nicht zu
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