Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2
war eher eine Feststellung als eine Frage.
„Ja. Aber –“
„Kein-Schwanz? Sie kann sterben. Wenn ich mit ihr kämpfe und siege, werde ich deine Partnerin.“
Kurz, halb bedauernd, dachte Kein-Fell an seine Frau. Sie war geduldig gewesen, sie war loyal gewesen. Aber er sah, daß es mit dieser Fremden als Partnerin keine Grenzen für seinen Aufstieg gab. Es war nicht so, daß er klüger war als Trillo, es war so, daß er als einer aus dem Neuen Volk Anormalität als die Norm betrachtete.
„Du wirst mich also nehmen.“ Wieder gab es keine Spur eines Fragens. Dann – „Mein Name ist Wesel.“
Die Ankunft von Kein-Fell mit Wesel im Schlepptau auf dem Platz der Zusammenkunft hätte nicht besser abgepaßt werden können. Es war eine Verhandlung im Gange, da ein junger Mann namens Große-Ohren auf frischer Tat ertappt worden war, wie er ein begehrtes Stück Metall aus der Höhle eines gewissen Vier-Arme stahl. Lange-Nase, der Kein-Fell hätte ablösen sollen, fand das Schauspiel einer Verhandlung mit der Aussicht auf ein anschließendes Festmahl weit spannender als die Ablösung des einsamen Wachpostens.
Er war es, der die Neuankömmlinge als erster bemerkte.
„Oh, Großer-Fangzahn“, rief er, „Kein-Fell hat seinen Posten verlassen!“
Der Häuptling war geneigt, nachsichtig zu sein.
„Er hat eine Gefangene“, sagte er. „Eine Andersartige. Wir werden gut schmausen.“
„Er hat Angst vor dir“, zischte Wesel. „Trotze ihm!“
„Sie ist keine Gefangene.“ Kein-Fells Stimme war arrogant. „Sie ist meine neue Partnerin. Und du, Lange-Nase, geh sofort zum Tunnel.“
„Geh, Lange-Nase. Mein Gebiet darf nicht unbewacht bleiben. Kein-Fell, übergib die fremde Frau den Wachen, damit sie geschlachtet werden kann.“
Kein-Fell fühlte seine Entschlossenheit unter dem strengen Blick des Häuptlings schwanken. Als zwei von GroßerFangzahns brutalen Kerlen näherkamen, lockerte er seinen Griff um Wesels Arm. Sie wandte sich ihm zu, Flehen und Verzweiflung in ihren Augen.
„Nein, nein. Er hat Angst vor dir, sage ich. Gib ihm nicht nach. Zusammen können wir –“
Ironischerweise war es die Einmischung von KeinSchwanz, die den Ausschlag gab. Sie stellte sich vor ihren Partner, Verachtung breit auf ihr unschönes Gesicht geschrieben, während die vom gesamten Neuen Volk, sogar vom Häuptling selbst, gefürchtete boshafte Stimme schnell in Fahrt kam.
„So“, sagte sie. „Du ziehst dieses unscheinbare, gewöhnliche Weib mir vor. Laß sie los, damit sie wenigstens unsere Bäuche füllen kann. Was dich betrifft, mein Bürschchen, wirst du für diese Beleidigung zahlen!“
Kein-Fell schaute auf die groteske, verzerrte Gestalt von Kein-Schwanz und dann auf die schlanke, geschmeidige Wesel. Fast ohne Willen sprach er.
„Wesel ist meine Partnerin“, sagte er. „Sie ist eine vom Neuen Volk!“
Großer-Fangzahn fehlte es an Vokabular, um angemessene Verachtung auf den unverschämten Rebellen auszuschütten. Er rang nach Worten, konnte jedoch keine finden, um die Situation zu erfassen. Seine kleinen Augen glänzten rot, und seine furchtbaren Fangzähne waren in einem bösartigen Fletschen entblößt.
„Jetzt!“ gab die Fremde das Stichwort. „Sein Kopf ist verwirrt. Er wird unbesonnen sein. Sein Verlangen, zu reißen und zu mißhandeln wird sein Urteilsvermögen umwölken. Greif an!“
Kein-Fell ging kaltblütig in den Kampf, da er wußte, daß er gewinnen mußte, wenn er einen klaren Kopf behielt. Er hob seinen Speer, um den ersten Ansturm des erbosten Häuptlings aufzuhalten. Gerade noch rechtzeitig sah Großer-Fangzahn die grobe Spitze und schwenkte herum, wobei er seinen Schwanz als Ruder benutzte. Er war nicht schnell genug, obwohl ihn sein Handeln knapp vom sofortigen Tod rettete. Der Speer erwischte ihn an der Schulter und brach ab; das kurze Ende blieb in der Wunde stecken. Wahnsinnig vor Wut und Schmerz war der Häuptling jetzt ein äußerst gefährlicher Feind – und doch zur gleichen Zeit ein leichtes Opfer für einen Gegner, der einen klaren Kopf behielt.
Kein-Fell war anfangs ein solcher. Doch seine Selbstkontrolle verging schnell. So sehr er es auch versuchte, er konnte die steigenden Fluten der hysterischen Angst, der puren, animalischen Blutgier nicht niederkämpfen. Während die Feinde umeinander kreisten, stießen und parierten, er mit seiner fast nutzlosen Waffe, Großer-Fangzahn mit einem guten Speer mit Metallspitze, brauchte er all seine Willenskraft, sich davon abzuhalten, sein Heil in der
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