Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2
„Ich bin derjenige, der hier die Fragen stellt.“
„Dann fahren Sie fort“, sagte Harold-Myra.
„Ihre unausgesprochenen Gedanken lauten wohl: Und möge es Ihnen viel Freude bereiten“, warf Helman schroff ein. Er runzelte erneut die Stirn und fügte das Wort starrsinnig hinzu, zu der Gestalt gegenüber gewandt. „Es scheint mir“, fuhr er fort, „wir benehmen uns beide kindisch. Von unbegründeter Feindschaft profitiert keiner. Warum können wir nicht einen für beide akzeptablen Standpunkt einnehmen? Vertragen wir uns, hä?“ Er lächelte, wobei er glänzende Zähne entblößte. „Ich lege meine Karten auf den Tisch und Sie die Ihren.“
„Zeigen Sie die Ihren.“
Helmans Lächeln verschwand ebenso schnell, wie es erschienen war. Einen Moment sah er betroffen drein. Mißtrauisch wurde auf das Formular geschrieben. Er sprach weiter, die Worte sorgfältig wählend.
„Ich nehme es als gegeben an, daß Sie eine Menge über das Imperium gelernt haben während Ihrer Reise. Sie wissen, daß es eine mächtige Organisation der verschiedensten Formen intelligenten Lebens ist, viele von ihnen, wie das eben so ist, ähneln mir oder Ihnen, und alle sind dem mächtigen Sonnensystem Untertan, in welchem Sie sich momentan befinden. Sie haben erfahren, oder hätten erfahren sollen, daß das Imperium hier seinen Ausgangspunkt hatte und im Verlauf vieler, vieler Jahrhunderte sich über viertausend Welten ausgebreitet hat und sich noch immer ausbreitet.“
„Das alles ist mir natürlich sehr gut bekannt“, antwortete der andere.
„Gut. Dann werden Sie verstehen, daß Sie nur ein vorübergehendes Opfer unseres Wachstums sind, aber in mannigfaltiger Weise ein glücklicher Mann.“
„Ich bin nicht in der Lage, das Glück zu erkennen.“
„Sie werden, Sie werden“, beruhigte Helman ihn. „Alles zu seiner Zeit.“ Mechanisch war sein Lächeln zurückgekehrt, und er triefte vor Jovialität. „Nun kann ich Ihnen anvertrauen, daß eine Organisation, die so alt und so ausgedehnt ist wie die unsere, nicht ohne ein unermeßliches Quantum an Wissen ist. Unsere Wissenschaft hat uns unglaubliche Macht verliehen, einschließlich der Macht, ganze Welten zu vernichten und spurlos zu beseitigen; doch deswegen vergessen wir die nötige Vorsicht nicht. Nach unzähligen Erfahrungen auf den verschiedensten Planeten haben wir gelernt, daß wir noch nicht mächtig genug sind, um nicht mehr unterliegen zu können. In der Tat, wir können irren, in für uns alle verhängnisvoller Art und Weise. Daher schreiten wir vorsichtig voran.“
„Das klingt, als ob Sie vor etwas Angst haben“, sagte Harald Harold-Myra.
Helman zögerte, sagte dann: „Tatsächlich, das haben wir! Ich erzähle Ihnen davon. Vor vielen Jahrzehnten landeten wir erstmals auf einem neuen Planeten. Das Schiff war nicht mehr in der Lage zu starten. Da unsere Explorerschiffe immer in Dreiergruppen reisen, landete ein zweites Schiff, um den anderen zu helfen. Auch sie kehrten nicht zurück. Das dritte Schiff aber, das im Orbit wartete, erhielt eine Nachricht, eine Warnung über eine hochintelligente Lebensform, die auf dem Planeten beheimatet sei, eine parasitäre Lebensform.“
„Und sie übernahmen die Körper, die Sie so sorgsam geschützt hatten“, vermutete Harald.
„Sie wissen etwas über diese Lebensform?“ fragte Helman. Seine Finger rubbelten an einem unsichtbaren Fleck auf der Tischoberfläche.
„Ich höre zum erstenmal davon“, antwortete der andere. „Das mit der Übernahme war logisch.“
„Wahrscheinlich schon“, stimmte Helman mit einigem Zögern zu. Seine durchdringenden Augen sahen seinen Gesprächspartner an, als er fortfuhr: „Sie erhielten keine Gelegenheit, alle zu übernehmen. Ein paar Leute erkannten die Gefahr, in der sie schwebten, gerade noch rechtzeitig. Sie verbarrikadierten sich in einem Schiff, um sich so dem Zugriff der Parasiten und ihrer infizierten Kameraden zu entziehen. Aber es waren nicht genügend Leute, um einen Start riskieren zu können, so strahlten sie eine Warnung ab. Das dritte Schiff erkannte die Bedrohung zuerst. Wenn sie nicht rasch handelten, bedeutete das, den Schlüssel zum Kosmos an unbekannte Mächte auszuliefern. Sie zerstörten beide Schiffe mit einer Atombombe. Später entsandten wir ein Schlachtschiff, um die uns nötig erscheinenden Schritte zu unternehmen; sie warfen einen Planetenzerstörer ab. Die Welt explodierte zu einer glühenden Gaswolke. Es war ein außerordentlich knappes Entrinnen. Das Imperium,
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